Fanal des Blutes
Green-Klinik«, gab er dann Auskunft. »Eine kleine, aber sehr renommierte Privatklinik. Der Leiter, Professor Conen, ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Nierentransplantation.«
»Na bitte, immerhin ein Hauch von einer Spur.« Darren Secada nickte seinem Kollegen zu. »Dort werden wir uns mal ein bißchen umsehen.«
»Meinst du denn wirklich, den Toten wäre von ausgebildetem medizinischen Personal das Blut abgezapft worden?« Ungläubige Entrüstung spiegelte sich Winstons Miene wider. Wären seine gelackten Haare nicht so unbarmherzig am Schädel festgeklebt gewesen, hätten sie sich vermutlich vor Empörung gesträubt.
»Das habe ich nicht gesagt.« Darren klopfte dem Studienfreund beruhigend auf die Schulter. »Aber mich interessiert nun mal jede Fährte, und sei sie noch so weit hergeholt. Kümmere dich nicht weiter darum. Miss Eden und ich werden der Sache nachgehen.«
»Gut!« Winston schien erleichtert zu sein. Detektiv zu spielen war seine Leidenschaft nicht. Schon gar nicht, wenn es um Verrückte ging, die Blut stahlen, um wer weiß was damit anzustellen. Da war ihm seine Routinearbeit hier unten in dem gekachelten Raum entschieden lieber. Denn die verursachte ihm längst keine Alpträume mehr .
*
»Na, wie geht's uns denn heute Abend?« Wenn die Schwestern der Station Janet Brucemans ölige Stimme gehört hätten, wären sie wohl ziemlich perplex gewesen. Es war nämlich sonst ganz und gar nicht die Art der Oberärztin, in diesem vereinnahmenden Pflegerinnen-Ton mit den Patienten zu sprechen.
Im Gegenteil reagierte Janet in der Regel ausgesprochen allergisch, wenn sie mitbekam, daß ihre Untergebenen so redeten.
Jetzt jedoch schien es ihr Spaß zu machen, sich selbst dieses Tonfalls zu befleißigen. Darüber hinaus schmunzelte sie übers ganze Gesicht, während sie sich über den Patienten beugte, der es sich mit Zeitung, Bier und einer Tüte Chips im Bett recht gemütlich gemacht hatte.
»Oh, oh, Frau Doktor, schlecht geht's mir.« Mit gequälter Miene hob er den linken Arm, der von oben bis unten eingegipst war. »Ich habe solche Schmerzen!« Dann plötzlich wechselte er vom quäkenden Jammerton zu einem rauhen Lachen. »Mir fehlt nämlich jemand, den ich im Arm halten kann.«
Im nächsten Moment fand sich Janet gepackt und auf das Bett gezogen. Mit erstaunlicher Kraft hielt der Gipsarm sie fest, während sie die rechte Hand des Mannes über ihren Po gleiten fühlte.
»Bist du verrückt? Laß mich sofort los!« Sie strampelte mit den Beinen, daß ihre flachen weißen Schuhe quer durch den Raum flogen.
»Aber warum denn?« Er grinste anzüglich. Es machte sie rasend. »Findest du nicht, daß es hier im Krankenzimmer einen besonderen Reiz hat? Gib zu, das wolltest du immer schon mal ausprobieren.« Die blauen Augen in dem markanten Gesicht funkelten. »Das gefällt uns doch, nicht wahr, Frau Doktor?«
Janet registrierte, daß er ihren weißen Kittel zielstrebig hochschob. Wütend trommelte sie mit den Fäusten auf seiner Brust herum, was jedoch, da sie nicht recht zum Schlag ausholen konnte, ziemlich wirkungslos blieb.
»Paul, du elender Kindskopf!« fauchte sie. »Doch nicht hier, nicht jetzt! Du verdirbst noch alles mit deiner . deiner . Was ist, wenn jetzt jemand reinkommt?«
»Dann mußt du sofort schreien, das ist dir doch klar, nicht wahr? Aber bis dahin .« Seine rechte Hand gab keine Ruhe, und zu allem Überfluß näherten sich nun auch noch seine Lippen ihrem Mund.
Sie war verloren, wenn er sie küßte. Dieses Wissen gab Janet die Kraft, sich aufzubäumen und mit einem energischen Ruck aus dem Klammergriff zu befreien.
»Schluß!« Eilig sprang sie vom Bett, suchte ihre Schuhe zusammen und ordnete ihre Kleidung und die zerzausten kupferroten Haare. Vorsichtshalber blieb sie in einiger Entfernung vom Bett stehen. Es war einfach nicht gut, sich in die Reichweite dieses Kindskopfs zu begeben.
»Och, komm!« Mit schuldbewußter Miene klopfte er neben sich auf die Decke. »Ich verspreche auch, daß ich mich zurückhalte.«
»Pah!« Sie dachte gar nicht daran, näher zu treten. Paul Perkinson war, weiß Gott, nicht der Typ, dem man solche Zusicherungen ab -nehmen konnte. Aber war sie nicht gerade deshalb mit ihm zusammen? Im Bett ließ er keinen ihrer Wünsche offen ... Im Moment allerdings hatte sie keine Wünsche, in denen ein Bett oder eine andere Liegestatt irgendeine Rolle spielten.
»Wann fängst du denn nun an?« fragte sie ungeduldig.
Seufzend schwang Paul die Beine aus
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