Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
mir hängt, bezahle ich Sie für Ihre Arbeit.“
Molly schnürte es die Kehle zu. Sie wusste, dass diese Unterhaltung mit Hunter ihrem Vater nicht leichtfiel, und sie bewunderte ihn dafür.
„Damit kann ich leben.“ Hunter schüttelte Franks Hand.
Sie bewunderte auch Hunter, nicht nur wegen der Art, wie er mit ihrem Vater umging und ihm seinen Stolz bewahrte, sondern für die simple Tatsache, dass er überhaupt hierhergekommen war. Sie brauchte seine Hilfe, und er war trotz ihrer Vergangenheit gekommen. Trotz seines Stolzes.
Die beiden Männer hatten eine Menge gemeinsam. Vor allem, wie viel sie beide ihr bedeuteten. Sie erwiderte Hunters Blick und hoffte, dass er ihre Gefühle darin lesen konnte.
Er wandte seinen Blick von ihr ab. „Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir, wenn wir Sie für immer vor dem Gefängnis bewahren wollen“, sagte er zum General. Hunter mied Mollys weichen Blick absichtlich. Er hatte sehen wollen, wie sie reagierte, wenn er ihren Vater aus dem Gefängnis holte, aber nun, wo er das getan hatte, konnte er nicht mit ihrer unverhohlenen Bewunderung umgehen. Nicht nach diesem Kuss. Wenn ihr Vater nicht zurückgekommen wäre, hätte er sie in diesem Büro, auf dem Schreibtisch, auf dem Fußboden oder im Stehen an der Wand genommen. Ihm wäre alles egal gewesen, wenn er tief in ihr endlich die ersehnte Entspannung gefunden hätte. Ihre Anziehungskraft wirkte stark und verzehrend auf ihn, aber damit konnte er umgehen.
Sex war eine klare Sache. Ganz anders als Molly oder die Gefühle, die er für sie empfand.
Er räusperte sich. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Also, wenn Ihr beide mich jetzt bitte entschuldigen würdet …“ Er deutete auf den Papierstapel auf dem Tisch. Anwaltsnotizen, Kopien polizeilicher Unterlagen und Beweisaufnahmen. Der Anfang seiner Arbeit an General Addam’s Fall.
Der General machte ein skeptisches Gesicht. Seine Blicke wanderten zwischen Hunter und Molly hin und her. Offensichtlich wusste der Mann nicht, was er von der Umarmung, die er unterbrochen hatte, und der Distanz, die nun zwischen ihnen herrschte, halten sollte.
Molly fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Verdammt. Hunter hasste es, wenn sie das tat, und zwar deshalb, weil er es so liebte. Ihre kleine Zungenspitze brachte ihn um den Verstand.
„Es war ein langer Tag in der Seniorenresidenz. Ich muss jetzt wirklich nach oben gehen und mich ausruhen“, sagte Molly.
„Nimm es wie ein Mann.“ Der Papagei unterbrach die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, mit seinem hohen Krächzen.
Molly lachte. Hunter nahm es ihr nicht übel. Der verdammte Vogel war lustig.
„Das gehört übrigens zu den Dingen, die ich nicht vermisst habe“, sagte der General.
Der Vogel gab ein rasselndes Geräusch von sich.
Hunter lachte leise in sich hinein und blickte in Mollys Gesicht.
„Ich bin schon weg“, sagte sie.
Er wusste nicht, ob sie sein Ausweichen als Verlegenheit, von ihrem Vater beim Küssen erwischt worden zu sein, interpretierte oder ob sie durchschaute, dass er sich in Wirklichkeit feige verhielt. Davon abgesehen, schienen sie, was den Zeitpunkt ihres Rückzugs anging, einer Meinung zu sein, dachte er erleichtert und wartete, dass sie das Zimmer verließ.
Es überraschte ihn, als Molly dicht vor ihm stehen blieb. „Danke, dass du ihn aus dem Gefängnis befreit hast“, sagte sie so laut, dass ihr Vater es hören konnte. „Und danke für den Kuss“, flüsterte sie nur für Hunters Ohren bestimmt.
Bei der Erinnerung an diesen Kuss und das unverhohlene Versprechen in ihrem leidenschaftlichen Blick, dass dieser Kuss längst noch nicht alles war, wurde seine Kehle rau und trocken. Damit hatte sie etwas Unmögliches getan.
Sie hinterließ ihn sprachlos und in Erwartung ihres nächsten Schrittes.
Endlich gelang es Hunter, seine Befürchtungen und Sorgen um die Zukunft einmal ruhen zu lassen. Er war aufgewachsen, ohne zu wissen, wo er in der folgenden Woche leben würde. Dann würde es ihm sicherlich auch gelingen, eine unverbindliche Affäre mit Molly einzugehen.
Frank saß auf einem Stuhl im Innenhof und betrachtete den Mond und die Beleuchtung der umliegenden Häuser. Ihm gefiel die Aussicht, und er war dankbar, draußen an der frischen Luft zu sein, statt in der feuchten Zelle zu hocken. Molly erschien am Küchenfenster und winkte, bevor sie sich um ihre Erledigungen kümmerte. Sie war noch so spät auf, um einen Geburtstagskuchen für eine
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