Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
nach Melanies Tod aufgeblüht. Frank gelang es nicht, sich an den genauen Zeitpunkt zu erinnern, wann er sich in die Frau seines besten Freundes verliebt hatte oder sie sich in ihn. Er wusste nur, dass sie sich schon seit Jahren liebten. Doch niemand von ihnen hatte es jemals laut gesagt oder seinen Gefühlen nachgegeben, weder emotional noch körperlich. Dafür lagen ihnen ihre Familien zu sehr am Herzen, und das respektierten sie.
Sie umfing sein Gesicht mit beiden Händen. „Aber du hast meinem Mann nichts getan. Du hast ihn nicht verletzt. Wir haben niemandem etwas getan.“
„Solange niemand herausfindet, was wir füreinander empfinden, wird sich auch niemand verletzt fühlen“, sagte er immer noch nicht laut. Schließlich war sie eine trauernde Witwe, und er hatte seinen besten Freund verloren. An diesen schmerzlichen Tatsachen würde sich nichts ändern. Er drückte seine Lippen auf ihre Stirn und hielt sie ganz fest.
„Ich mag ja zunehmend unglücklich gewesen sein, aber ich wollte nie, dass Paul ermordet wird.“
Frank griff nach ihrem Handgelenk und streichelte mit seinem Daumen über die Stelle, wo ihr Puls schlug. „Ich weiß.“
„Ich möchte nicht, dass du die Schuld dafür auf dich nimmst.“
„Und das werde ich auch nicht, wie ich schon Mollys Anwaltsfreund Daniel Hunter, der mich vertreten wird, gesagt habe. Es wird schon alles gut werden.“
„Er wird ein Alibi von dir haben wollen“, sagte Sonya.
Er presste seine Kiefer zusammen. „Er hat schon danach gefragt, und ich habe ihm gesagt, dass ich draußen war, um Luft zu schnappen. Und dass ich alleine war.“
„Aber …“
„Ich … war … alleine. Ende der Diskussion.“ Er kannte Sonya gut genug, um zu wissen, dass sie seine Entscheidung respektieren würde.
Er war sich nur nicht sicher, ob man dasselbe von Hunter sagen konnte. Er hoffte, dass der Anwalt eine solide Verteidigung aufbauen konnte, ohne zu tief graben zu müssen.
„Der Anwalt will, dass wir die Sache mit der … Misshandlung freimütig einräumen“, sagte Frank mit sanfter Stimme. „Ich bin dagegen, aber er fürchtet, dass die Anklage es irgendwie herausfinden und gegen mich verwenden könnte. Als weiteres Motiv, weshalb ich Paul umgebracht haben könnte.“
Er schaute ihr ins Gesicht, wo er einen entsetzten Blick erwartete.
Stattdessen nickte sie langsam. „Das ergibt Sinn.“
„Aber Seth …“
„Er weiß es schon. Er hätte nicht in diesem Haus leben können, ohne mitzubekommen, dass sein Vater ab und zu einen … aufbrausenden Charakter hatte. Er wird schon darüber hinwegkommen. Genau wie wir alle.“ Sonya erwiderte seinen Blick entschlossen.
Sie schaffte es immer wieder, ihn mit ihrer Stärke zu überraschen. Er wünschte sich nur, sie hätte diese Stärke dazu benutzt, ihren Mann zu verlassen. Doch es war zu spät, noch darüber nachzudenken.
Er betrachtete sie liebevoll. „Gut, dann ist das also abgemacht.“ Jetzt war die Affäre ihres Mannes an der Reihe. „Nur noch eine Sache.“ Er holte noch einmal kräftig Luft, weil er wusste, dass jetzt das Schwierigste von allem kam.
„Was ist?“, fragte sie.
„Es geht um Paul.“
Sie schmiegte sich noch näher an ihn. „Ja?“
„Als ich im Gefängnis saß, hatte ich Besuch von Lydia McCarthy.“
Sonya richtete sich auf. Sie strich ihre Haare glatt und legte ihre Hände in den Schoß.
„Was ist mit ihr?“
„Paul und Lydia hatten eine Beziehung.“ Er wählte das freundlichste Wort, das er dafür kannte.
Sonya blickte ihn missbilligend an. „Versuch bitte nicht, die Sache zu nett klingen zu lassen. Sie hatten eine Affäre.“ Sonya spuckte dieses Wort geradezu aus.
Frank erhob sich. „Du wusstest davon?“ Er hatte keine Ahnung. Würde er nie aufhören, sich über sie zu wundern?
„Ich lebte mit diesem Mann zusammen. Natürlich wusste ich es. Und, ehrlich gesagt, war ich erleichtert. Paul und ich führten schon seit Langem keine gute Ehe mehr. Jedenfalls keine echte. Ich blieb bei ihm, um die Familie zusammenzuhalten, aber ich konnte seinen aufbrausenden Charakter nicht ausstehen und …“ Ihre Stimme versagte, und sie wandte den Blick von ihm ab. „Ich konnte es nicht ertragen, wenn er mich auf diese Weise anfasste.“ Sie erschauerte.
Aber als Frank sie ansah, entdeckte er Trauer und Schuldgefühle in ihren wunderschönen Augen.
„Mach das nicht!“, sagte er ruppig. „Fühl dich bitte nicht schuldig für das, was mit deiner Ehe passierte oder mit Paul.“ Er strich
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