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Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Titel: Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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nicht lange so friedlich bleiben würde. Sie nahm einen Schluck des leckeren Gebräus und ließ sich von der warmen Flüssigkeit aufwärmen. Eigentlich brauchte sie diese Wärme gar nicht. Hunter hatte genügend Hitze in ihr entfacht. Die würde für eine lange Zeit vorhalten. Aber nicht für den Rest ihres Lebens. Sie fragte sich, wie sie mit dieser für sie größten persönlichen Herausforderung umgehen sollte.
    „Was ist jetzt eigentlich mit dir und diesem toll aussehenden Kerl?“ Jessies Stimme unterbrach die friedliche Stille.
    „Ooh, das wüsste ich auch gerne.“ Edna betrat in ihrem langen Bademantel und mit Ollie auf der Schulter die Küche.
    „Spuck es aus!“, sagte der Papagei.
    „Ja, spuck’s aus“, wiederholte Jessie, die über den Vogel lachte.
    Molly blickte auf ihre Halbschwester, die eine weitere persönliche Herausforderung in ihrem Leben verkörperte. Es schien, als ob ihr Leben voller Herausforderungen war. Sie erinnerte sich daran, dass sie auf den Teenager zugehen und sie nicht weiter gegen sich aufbringen wollte.
    Also lächelte Molly, anstatt Jessie anzufahren, dass sie ihr Privatleben gar nichts anginge. „Hunter kommt gut voran. Danke der Nachfrage.“ Molly hatte Jessies Frage absichtlich falsch verstanden.
    „Das wollte ich gar nicht wissen“, blaffte der Teenager los, schloss den Mund aber sofort wieder. „Ich meine, ich …“ Sie schüttelte den Kopf, stieß einen enttäuschten Laut aus und beäugte stattdessen Mollys Frühstück. „Wo sind die Bagels?“
    „Dahinten, in der Tüte neben dem Kühlschrank. Warum nimmst du nicht einen und leistest mir Gesellschaft?“
    „Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich euch Gesellschaft leiste?“, mischte sich der Kommandeur lachend ein. Aber Jessie, die den Schulbus erwischen musste, schaute auf die Uhr an der Mikrowelle.
    „Du hast Zeit“, versicherte ihr Molly. „Außerdem werde ich dich weder beißen noch anmotzen, versprochen.“
    Offensichtlich sprachlos machte sich Jessie ihr Frühstück, nahm Margarine statt Frischkäse und O-Saft anstelle des Kaffees.
    Sie mussten ja nicht denselben Geschmack haben, um miteinander klarzukommen. „Wie war die Party letzte Nacht?“, fragte Molly.
    Jessie ließ sich auf den von Molly am weitesten entfernten Stuhl fallen, biss in ihren Bagel, kaute und schluckte, bevor sie schließlich antwortete. „Es war eigentlich nicht schlecht. Zumindest nicht für mich. Seth ging es nicht so gut.“ Sie stürzte einen Großteil des Orangensafts hinunter. „Aber die Mädchen fangen an, ein bisschen freundlicher zu werden. Sarah hat sogar gesagt, es täte ihr leid, dass sie so eine Zicke war, und gefragt, wie es Dad geht.“
    Molly stockte. Gab es doch noch Wunder auf dieser Welt? Jessie hatte ihr manierlich geantwortet und sogar etwas aus ihrem Privatleben preisgegeben. Molly reagierte behutsam, um Jessie keinen Grund zu geben, sich wieder vor ihr zu verschließen. „Das ist gut. Ich bin sicher, die letzte Zeit war nicht leicht für dich.“
    Jessie zuckte mit den Achseln. „Ich komm schon damit klar.“ Ihr Tonfall klang abwehrend.
    „Das habe ich auch nicht gemeint. Ich weiß einfach, wie fies Kinder sein können. Wenigstens kennst du deine Freunde schon seit Langem. Da kann man sich auch mal fallen lassen. Als ich so alt war wie du, bin ich selten länger als ein oder zwei, maximal drei Jahre an einem Ort geblieben. Und jedes Mal, wenn Mutter etwas Dummes oder Peinliches getan hatte, war das Ergebnis schlimmer, weil ich sowieso schon die Außenseiterin war.“
    Molly spürte, dass der verständnisvolle Blick ihrer Großmutter auf ihr ruhte, während Jessie für ihre Verhältnisse ungewöhnlich still war.
    Bei dem Versuch, dieser Situation standzuhalten, umklammerte Molly ihre Tasse mit beiden Händen. „Ich bin sicher, dass das jetzt mehr war, als du wissen wolltest“, sagte sie und zwang sich zu einem Lachen, während sie insgeheim mit einer hässlichen Antwort von Jessie rechnete.
    „Uih. Das war bestimmt eine ziemlich beschissene Zeit.“
    Molly hob eine Braue. Mitgefühl statt Sarkasmus? „Ja, es war beschissen. Und ich hatte keine starke Familie, auf die ich mich verlassen konnte, so wie du. Ich hatte auch keinen besten Freund wie Seth.“ Die Erinnerung an ihre deprimierende Pubertät ließ sie frösteln. Daran änderte auch eine warme Tasse Kaffee nichts.
    „Was war mit deiner Mutter?“, fragte Jessie mit vollem Mund.
    Molly war jetzt nicht imstande, sie wegen ihrer Manieren

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