Fangboys Abenteuer (German Edition)
stellte er sich vor, das Waisenhaus niederzubrennen, aber die meiste Zeit dachte er nicht darüber nach. Er dachte ständig an seine Mutter und seinen Vater, trotz seiner größten Bemühungen, sie aus dem Kopf zu bekommen, weil ihn der Gedanke einsam und traurig machte.
Als er eines Tages durch den Wald lief und einige Beeren aß, die er am frühen Morgen gesammelt hatte, dachte er, dass heute sein siebter Geburtstag sein könnte.
Er wollte feiern. Eine große Party haben, mit Kuchen (Schokolade), Luftballons (rote und grüne), Geschenken (reichlich) und Kerzen (sieben). Vielleicht ein Clown, der jonglieren würde. Ein Zauberer, der den Clown verschwinden lassen würde. Ponyreiten. Feuerwerk.
»Das wird der beste Geburtstag aller Zeiten«, sagte er laut. Nathan sprach mindestens einmal am Tag laut, obwohl niemand in der Nähe war, um sicherzugehen, dass er nicht vergaß, wie man redete.
Der Wald bot nicht gerade viel, was in eine Backmischung gehörte. Wenn Nathan seinen Geburtstag angemessen feiern wollte, würde er losziehen und einiges an Zubehör stehlen müssen.
Er lief bis zum Abend, aber nicht weit genug, um das Ende des Waldes zu erreichen. Enttäuscht kauerte er sich neben einen Baum und schlief ein.
Am nächsten Tag wachte er mit dem seltsamen Gefühl auf, dass heute sein siebter Geburtstag war, und dass er gestern lediglich allzu aufgeregt war. Ja, heute würde er feiern. Alle Kreaturen im Wald würden auf seine grandiose Geburtstagsfeier neidisch sein.
Während er wieder auf das Ende des Waldes zulief, so hoffte er jedenfalls, beschloss Nathan, dass er improvisieren würde, falls er bis Anbruch der Dunkelheit kein Geburtstagszubehör gefunden hatte, was sich zu stehlen lohnte. Winzige Äste würden als Kerzen dienen. Eine Matschpfütze wäre sein Kuchen, er würde ihn aber nicht essen. Er würde einen Stein in Blätter einwickeln und so tun, als freute er sich, wenn er sein Geschenk auspackte.
Aber es stellte sich heraus, dass keine Improvisation notwendig war, und Nathans Herz hüpfte vor Freude, als er aus dem Wald direkt in den Garten eines Hauses kam. Dort gab es zwar keine früchtetragenden Bäume oder Essen auf einem Grill oder Kleider an einer Wäscheleine, aber Nathan war sich sicher, dass er irgendetwas finden würde, was seinen Geburtstag zu einem glücklichen Tag machte, wenn er sich ein wenig umsah.
Es handelte sich um ein schönes kleines einstöckiges Haus. Weiß und frisch gestrichen, mit einem bunten Blumengarten, hellgrünem Gras, einer einladenden Umgebung – trotz des Mangels an erkennbaren Anzeichen, die ihn willkommen hießen.
Kein Spielzeug. Manchmal lagen bei diesen Häusern Spielsachen herum, und Nathan sprang gelegentlich auf einem Trampolin, grub in einem Sandkasten oder wackelte in einer riesigen Plastikhummel hin und her. Das machte immer Spaß, obwohl es mehr Spaß machen würde, wenn er nicht immer solche Angst haben müsste, erwischt zu werden.
Er war aber noch nie erwischt worden. Ja, drei-bis viermal hatte man ihn verjagt, aber niemand wusste jemals, dass er ein Monster mit Reißzähnen war, das in ihren Wäldern lebte. Mit so etwas rechneten sie nicht, andernfalls hätten sie Leute in den Wald geschickt, die ihn jagten. Nein, sie dachten bestimmt nur, dass er ein frecher kleiner Junge aus einem anderen Dorf war, der versuchte, mit den Spielsachen anderer Kinder zu spielen.
Nathan lief durch den Garten auf das Haus zu. Er bewegte sich sogar auf Zehenspitzen fort, obwohl das in dem weichen Gras wirklich nicht notwendig war. Falls die Leute einen Hund hatten, hoffte er, dass es sich dabei um ein kleines freundliches Tier handelte, das seine Hand ablecken und in seine Füße kneifen würde, und kein großes, das versuchen würde, ein Stück von seiner Strumpfhose abzubeißen.
Nathan stellte sich direkt an die Seite des Hauses. Das Fenster, das auf jeder Seite des Fensterbrettes mit einer Topfpflanze geschmückt war, sah sehr einladend aus. Er schaute nie und nimmer durch Fenster – so konnte man leicht erwischt werden – aber heute war sein Geburtstag, warum sollte er also nicht durch ein Fenster linsen, wenn er Lust dazu hatte?
Er stellte sich auf Zehenspitzen und schaute hinein.
Das Haus war sehr ordentlich. Da stand eine lange Couch mit einem ovalen Läufer davor und ein Buchregal mit scheinbar Tausenden von Büchern. An der Wand hing ein Gemälde einer gewaltigen Gebirgskette. Der ganze Ort verbreitete ein warmes, glückliches Gefühl. Nathan war sich
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