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Fangboys Abenteuer (German Edition)

Fangboys Abenteuer (German Edition)

Titel: Fangboys Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Strand
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Jetzt sehen sie sich sehr ähnlich und sind dennoch zwei Individuen. Versetzt dich das in Angst und Schrecken?«
    »Nein.«
    »Was meinst du damit, nein? Schau, wie ähnlich sie einander sind! Von der Warze und der Narbe mal abgesehen könnte man sie fälschlicherweise fast für zwei Kopien derselben Person halten!«
    »Das sehe ich, aber eigentlich ist es eher verwirrend als beängstigend. Sie sind ja nur Zwillinge.«
    »Zwillinge, die früher zu einer vierbeinigen, vierarmigen, zweiköpfigen Missgeburt in einem T-Shirt zusammengewachsen waren. Wie kannst du dich davor nicht fürchten?«
    »Naja, ich vermute, falls sie mich oder irgendetwas angreifen würden, könnte es unangenehm für mich werden.«
    »Unangenehm wollen wir nicht! Wir wollen eine Stufe der Angst, die dich dazu bringt, die Kontrolle über alle deiner Körperfunktionen zu verlieren, einschließlich der verborgenen im Innern deiner Haut! Wir wollen, dass unser Publikum zu knochenlosen Wackelpudding-Klümpchen verkümmert, die im Wind hin und her schwabbeln!«
    »Zwillinge werden das nicht bewirken.«
    »Verdammt!« Mongrel seufzte. »Ich werde die meisten anderen nicht vorstellen, um Zeit zu sparen, aber weide deine Augen an Gabriel, dem Alligator-Jungen!«
    Nathan blickte zu Gabriel hinüber, der seelenruhig am Boden saß.
    »Er sieht nicht wie ein Alligator aus.«
    »Das vielleicht nicht, aber er benimmt sich wie einer.«
    Nathan beobachtete Gabriel einen Moment lang.
    »Inwiefern?«
    »Alligatoren verbringen die meiste Zeit damit, in der Sonne zu liegen. Wenn es in diesem Raum Sonnenlicht gäbe, würde Gabriel darin liegen.«
    »Oh.«
    »Wenn du draußen in der Wildnis zufällig auf einen Alligator stößt, der exakt das Gleiche tut, hättest du Angst, oder?«
    »Vermutlich.«
    »Uuuuhhh, sowas, hört euch den großen tapferen Alligatorenjäger an! Gib es zu, wenn du einem Alligator begegnest, der sich keine sechs Fuß von dir entfernt im Wasser sonnt, würde dein Verstand völlig durchdrehen. Gib es zu!«
    »Das gebe ich zu«, meinte Nathan. »Aber wenn er einfach so dasitzt und so tut, als wäre er ein Alligator, der sich sonnt, ist das nicht besonders angsteinflößend.«
    Mongrel seufzte lang und tief, dann nickte er. »Ich mache dir nichts vor. Professor Mongrels Theater Des Makabren sollte eigentlich Professor Mongrels Theater Der Enttäuschten, Wütenden Kunden genannt werden.«
    »Oder Professor Klefts Parade Des Makabren«, murmelte Kleft.
    »Bitte was?«
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Obwohl wir versuchen, es nicht an die Öffentlichkeit zu bringen, weiß jede bärtige Dame, jeder ex-siamesische Zwilling, jeder Alligator-Junge, jeder dehnbare Mann, jeder Leukämie-Patient, jede Frau mit einer Erdmännchen-Zunge und jeder Investmentbanker in diesem Raum, dass wir einem Publikum, das sich nach Furcht sehnt, ein dürftiges Theater-
erlebnis bieten.« Er grinste. »Aber hier kommst du ins Spiel, Nathan. Ich müsste den Kunden keine zehnminütige verbale Reklame darbieten, um sie davon zu überzeugen, dass du
angsteinflößend bist. Du bist echt! Und du wirst uns alle retten!«
    Jeder in dem Raum applaudierte.
    Nathan sah alle Künstler an, ihre Gesichter erhellten sich mit einem Hauch von Hoffnung, abgesehen von denen, die ihn missgünstig anstarrten, was ungefähr die Hälfte von ihnen war. Er wusste nicht, was er tun sollte. Konnte er sich wirklich einem Leben verschreiben, in dem er Leute erschreckte? Schmeckten Spinnen schlecht?
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das machen will«, sagte Nathan.
    »Du wärst Teil einer Familie«, meinte Mongrel. »Du wärst nie mehr allein. Niemand würde dich jemals wieder wegen deines Aussehens verurteilen.«
    »Sie würden mich den ganzen Tag verurteilen! Bei dem, was Sie von mir verlangen, geht es nur darum!«
    »Ja, aber du musst das verstehen, Ausbeutung ist die reinste Form der Akzeptanz.«
    »Was?«
    »Nathan, verrate mir, liebt eine Mutter ihr Kind?«
    »Ja.«
    »Und liebt sie ihr Kind mehr, wenn es ihr ermöglicht, von seiner Existenz zu profitieren?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Natürlich tut sie das, genau wie eine Frau spürt, wie die Liebe zu ihrem Ehemann in ihrem Herzen erblüht, wenn er ein höheres Gehalt nach Hause bringt. Und wenn du uns vor dem kompletten finanziellen Ruin bewahren kannst, naja, dann glaube ich, wirst du erkennen, dass du noch nie in deinem Leben so akzeptiert worden bist.«
    »Werde ich bezahlt?«, fragte Nathan.
    Die bärtige Dame und der Alligator-Junge

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