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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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beobachtete, wie die große, dunkle Maschine schemenhaft auf einem Feld neben der Straße aufsetzte. Er wies Nancy und Seidler an, vorläufig im Auto zu bleiben, und ging auf den nächstbesten Polizeibeamten zu.
    „Was soll dieser Unsinn, verdammt noch mal?“ fragte er den Uniformierten auf Französisch.
    „Wir haben unsere Anweisungen, M’sieur. Jemand möchte Sie sprechen…“
    Der Polizeibeamte zeigte auf den Hubschrauber. Im Licht der Landescheinwerfer kam eine untersetzte Gestalt durch den Schnee gestapft: Arthur Beck. Natürlich! Er überquerte die Straße und warf einen Blick in den Citroen.
    „Sie haben keinen Grund, uns hier aufzuhalten!“ knurrte Newman ihn an.
    „Wollten Sie die Schweiz verlassen?“ erkundigte Beck sich gelassen.
    „Was geht Sie das an?“
    „Sogar sehr viel, mein Freund. Sie sind ein wichtiger Zeuge, den ich für meine Ermittlungen in den Fällen Julius Nagy und Bernard Mason brauche.“
    Ein weiterer Mann war aus dem Hubschrauber geklettert und stapfte jetzt durch den Schnee zur Straße. Ein mittelgroßer, athletisch gebauter Mann, der sich sehr aufrecht hielt. Als er näherkam, erkannte Newman im Scheinwerferlicht des Citroens, daß er die Uniform eines Obersten der Schweizer Armee trug. Unter Schirmmütze und buschigen Augenbrauen starrten kalte Augen den Engländer prüfend an. Der Neuankömmling war glattrasiert, hatte eine kräftige Nase und schmale Lippen und trat mit an Arroganz grenzendem Selbstbewußtsein auf. Newman erkannte ihn, bevor Beck ihn vorstellte.
    „Oberst Viktor Signer, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kreditbank. Er hat mich besucht, als ich eben aufbrechen wollte, und den Wunsch geäußert, mich begleiten zu dürfen.
    Das hier ist Robert Newman …“
    Kein Händedruck. Signer deutete ein nicht gerade freundliches Lächeln an und nickte knapp. Seine kalten Augen, die den Engländer weiterhin musterten, erinnerten Newman an Haie, die er in einem Film gesehen hatte – aber das war natürlich übertrieben. Eines stand jedenfalls fest: Signer war der Mann, der hier die Befehle gab.
    „Wie ich höre, haben Sie uns einige Schwierigkeiten bereitet, Newman“, stellte Signer fest.
    Er sprach nasal, als habe er Polypen, und sah Newman dabei nicht an. Es war, als spreche er mit einem Untergebenen.
    „Meinen Sie das persönlich?“ erkundigte Newman sich.
    „Ich bin nicht hergekommen, um mich auf Wortgefechte mit Ihnen einzulassen…“
    „Weshalb sind Sie überhaupt hier, Signer?“
    Der Oberst kniff die Augen zusammen, als versuche er, seine aufflackernde Wut zu verbergen. Newman konnte ihn sich als Vorgesetzten vorstellen: tyrannisch, mitleidlos, sarkastisch.
    Der Prototyp eines Schleifers. Newman verstand jetzt, warum Blanche ihren Stiefvater nicht leiden konnte. Der Offizier ballte unwillkürlich die Fäuste. Bei dieser Gelegenheit fiel Newman auf, daß Signer trotz der strengen Kälte nur dünne Wildlederhandschuhe trug. Ein zäher Bursche, dieser Viktor Signer. Beck mischte sich ein, als fürchte er, das Gespräch könnte außer Kontrolle geraten.
    „Newman, ich muß Sie bitten, mit mir nach Bern zurückzukommen – gemeinsam mit ihren beiden Begleitern.“
    Signer machte langsam einen Rundgang um den Citroen und interessierte sich besonders für den Mann auf dem Rücksitz.
    Seidler wurde unter seinem forschenden Blick ganz klein und drückte seinen Koffer an sich.
    „Nicht Frau Dr. Kennedy“, stellte Newman nachdrücklich fest.
    „Sie haben kein Recht, sie…“
    „Sie hat den Tod von Mrs. Laird miterlebt. Bis dieser Fall geklärt ist, muß ich darauf bestehen, daß sie in der Schweiz bleibt.“
    „Scheißkerl!“ sagte Newman halblaut.
    „Und der Mann auf dem Rücksitz Ihres Wagens ist wohl nicht zufällig Manfred Seidler?“ Beck riß die Autotür auf. „Steigen Sie bitte aus, Herr Seidler, wir suchen Sie schon lange!“
    „Schnappen Sie sich seinen Koffer“, flüsterte Newman Beck zu. „Machen Sie ihn nicht auf – und verhindern Sie, daß Signer ihn in die Hände bekommt.“
    Seidler stieg mit schlotternden Knien aus und überließ Beck widerspruchslos seinen Koffer, als der andere danach griff.
    Signer kam um den Citroen herum und öffnete und schloß seine Hände, als hätte er Lust, ihm an die Gurgel zu gehen.
    Dann stand er unbeweglich da. Newman schätzte ihn nicht größer als 1,75 Meter, aber sein beherrschtes Auftreten und seine persönliche Ausstrahlung ließen ihn größer wirken. Man merkte ihm an, daß er es gewohnt war,

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