Fangjagd
in seiner Bank über Millionen zu verfügen.
„Ich hätte mir gern den Inhalt dieses Koffers angesehen“, sagte er jetzt.
„Tut mir leid, aber das kann ich nicht gestatten“, wehrte Beck ab. „Ich ermittle wegen dreier vermutlicher Morde, zu denen zwei sichere gekommen sind. Vor nicht einmal einer Stunde sind zwei Männer vor dem Bahnhof Le Pont erschossen worden. Möglicherweise enthält dieser Koffer Beweismaterial.
Ich nehme ihn ungeöffnet mit, damit unsere Sachverständigen sich damit befassen können.“
„Gut, wie Sie wollen…“
Signer lächelte schwach und entfernte sich einige Schritte, wodurch er in den Scheinwerferkegel des am Straßenrand parkenden Saabs geriet. Er zog den linken Handschuh aus und ballte die Hand zur Faust. Beck, der weiterhin den Koffer in der Rechten hielt, machte Seidler ein Zeichen, ihm zu folgen.
Newman spürte, daß hier etwas nicht stimmte, aber er kam nicht gleich darauf. Signer hatte allzu bereitwillig nachgegeben…
„Seidler!“ rief Newman laut. „Weg von den Scheinwerfern!
Schnell!“
Seidler, der hinter Beck herging, wurde von den Scheinwerfern des Citroens angestrahlt – wie eine Zielscheibe bei einer nächtlichen Schießübung. Ein Knall zerriß die Nacht. Seidler machte einen Satz, torkelte seitwärts und blieb, mit dem Oberkörper auf der Motorhaube des Audis, liegen. Dann fiel ein zweiter Schuß. Seidler zuckte noch einmal krampfhaft zusammen und blieb dann unbeweglich liegen. Im Scheinwerferlicht zeichnete sich auf Seidlers Rücken ein dunkler Fleck – Blut – ab, der langsam größer wurde. Der zweite Schuß hatte sein Rückgrat zertrümmert. Aber schon der erste war tödlich gewesen.
29
Chaos! Beck brüllte mit sich überschlagender Stimme:
„Scheinwerfer aus! Macht das verdammte Licht aus!“ Ein überflüssiger Befehl, denn die Fahrer des Audis und des Saabs hatten ihre Scheinwerfer bereits ausgeschaltet, während er noch brüllte. Keiner wollte eine Zielscheibe für den unheimlichen Scharfschützen abgeben. Uniformierte Polizisten liefen wie aufgescheuchte Hühner durcheinander. Newman hatte geistesgegenwärtig auch die Scheinwerfer des Citroens ausgeschaltet.
Beck bekam die Situation schließlich wieder unter Kontrolle und erteilte mit Hilfe seines Handfunkgeräts knappe Befehle.
Die Polizeibeamten waren hinter ihren Fahrzeugen in Deckung gegangen. Nancy stand über Seidler gebeugt, der mit ausgebreiteten Armen auf der Motorhaube des Audis lag, und fühlte seinen Puls. Sie wandte sich an Beck, der sie hinter den Wagen in Deckung zog, während Newman in geduckter Haltung herangehastet kam.
„Er ist tot“, erklärte Nancy den beiden. „Schon der erste Schuß muß tödlich gewesen sein.“
„Gestatten Sie mir, Ihnen mein Bedauern auszudrücken, Madam“, sagte Beck förmlich.
„Warum?“
„Wegen Ihrer höchst unerfreulichen Erlebnisse in meinem Heimatland. Innerhalb einer Woche ist dies der zweite gewaltsame Tod, den Sie durch Ihre Untersuchung bestätigt haben. Darf ich Ihnen einen Platz in meinem Hubschrauber anbieten? Wir können Sie nach Bern mitnehmen, und einer meiner Leute bringt den Citroen zum Bellevue Palace zurück.“
Er sah auf.
„Irgendwas nicht in Ordnung, Newman?“
„Sehen Sie sich Signer an! Er hat sich als einziger nicht von der Stelle gerührt …“
Der Oberst stand weiterhin hochaufgerichtet vor dem Saab, in dessen Schweinwerferkegel er sich zuvor aufgebaut hatte. Er hatte die Hände vor seinem Körper gefaltet. Newman fiel auf, daß er den linken Wildlederhandschuh inzwischen wieder angezogen hatte:
„Er ist Soldat“, meinte Beck, „ein Mann, der der Gefahr ins Auge sehen muß. Ah, jetzt kommt er!“
Signer kam langsam auf das hinter dem Wagen kauernde Trio zu, blieb stehen und sah auf die drei herab. Seine Stimme klang ruhig und gelassen, als er jetzt sprach.
„Er hat mich verfehlt. Ist Ihnen klar, daß dieser Anschlag mir gegolten hat?“
Newman richtete sich auf. Er schüttelte den Kopf, ohne Signer dabei aus den Augen zu lassen. Der Oberst machte eine iritierte Handbewegung. Als er weitersprach, hätte man glauben können, er stauche einen Untergebenen zusammen.
„Weshalb schütteln Sie den Kopf? Natürlich hat der Anschlag mir gegolten! Ich habe im Licht gestanden und ein gutes Ziel abgegeben. Dahinter stecken bestimmt irgendwelche Terroristen!“
„Der Killer ist ein Scharfschütze gewesen“, widersprach Newman. „Hätte er nur einmal geschossen, hätte man vielleicht wegen des
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