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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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aus ihm herausgekriegt.«
    »Er wollte aufhören und sich voll auf sein Studium konzentrieren.«
    »Pff.«
    »Ness!«
    »Und ihr habt keine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Der Hagere schnaubte genervt. »Wenn wir’s doch sagen, Mann! Wir ziehen das Ding hier für uns durch. Da herrscht nicht Krieg wie auf der Straße. Eine seriöse, auf Diskretion bedachte Kundschaft. Drei, vier eingeweihte Leute. Mehr nicht. Ein Anruf und du kriegst den Stoff, alles verschwiegen, keiner weiß etwas. Von der Seite kann ihm kaum etwas zugestoßen sein. Wenn ihm überhaupt etwas geschehen ist und er nicht einfach nur von Ness die Nase voll hatte.«
    Der Blonde kicherte, als wäre er nicht ganz bei Sinnen. Mittlerweile waren seine Augen stark gerötet.
    »Die Nase voll, der war gut!«
    Der Hagere grinste, und sie tauschten erneut einen Handschlag aus.
    Ich vermied es, die beiden darauf hinzuweisen, dass zum Beispiel ich von ihrer Dealerei wusste. Und ich gehörte ganz sicher nicht zu den Eingeweihten. Stattdessen erhob ich mich. Hier kam ich nicht weiter. Der Blonde hatte gerade begonnen, einen neuen Joint zu drehen.
    »Darf ich mir sein Zimmer ansehen?«
    Das Mädchen sprang auf. »Aber sicher, es ist das erste rechts. Komm mit.«
    Ich folgte ihr in den Korridor hinaus, dabei fiel mir die Größe der Wohnung auf. Ganze fünf Zimmer zweigten vom Flur ab, zwei davon waren zu einem großzügigen Wohnzimmer umgestaltet worden, indem man die Verbindungstüre ausgehängt hatte. Das Ganze war ziemlich baufällig und verlebt, verfügte aber über viel Charme. Ich dachte an meine schäbige Unterkunft und verspürte einen Hauch von Neid.
    »Hier«, sagte das Mädchen und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ich betrat das Zimmer und verschaffte mir einen raschen Überblick. Auf dem Boden lag eine Matratze mit ziemlich fleckiger Bettwäsche, ein paar Bücher stapelten sich daneben. Da waren kein Schrank, kein Schreibtisch und auch keine Bilder, wenn man von einem grellgelben Kill Bill- Filmplakat absah.
    »Muss spannend sein, so als Detektiv zu arbeiten«, bemerkte das Mädchen, und ich überzeugte mich mit einem kurzen Blick, ob sie sich über mich lustig machte. Tat sie nicht. Ich ergriff trotzdem das oberste Buch vom Stapel und blätterte mit betont nachforschender Miene darin herum. 1984 von George Orwell, ein zerknitterter, blassblauer Zettel diente als Buchzeichen. Er war gerade mal bis Seite dreiundzwanzig gekommen.
    »Hast du was gefunden?«
    »Nein.« Ich schlug das Buch zu.
    »Er hat alles mitgenommen. Laptop und Kleider und so. Viel war es sowieso nicht. Das meiste wird bei Ness sein, denke ich. Da war er in letzter Zeit oft. Öfter als hier.«
    Bevor ich auf den Flur hinaustrat, wandte ich mich noch einmal um und ließ den Blick durch das karg eingerichtete Zimmer schweifen. Ich war mir sicher, nichts übersehen zu haben.
     
    Es war kurz nach zehn, als ich in der Bar 3000 einen Latte macchiato bestellte. Die Bedienung, eine zierliche Frau mit kurzen, schwarzen Haaren und einem Blick, der Bambi im Vergleich zu einer blutrünstigen Bestie machte, wirkte noch etwas verschlafen. Doch das war mir nur recht, so kam sie nicht auf die Idee, mich unterhalten zu wollen, wie das manchmal geschah, wenn man als einziger Gast in einem Lokal saß. Gewisse Barleute hatten immer gleich das Gefühl, man würde sich allein langweilen, und verwickelten einen in harzigen Small Talk oder − schlimmer noch – erzählten einem so lange witzig gemeinte Anekdoten aus ihrem Leben, bis man sich dann tatsächlich langweilte. Bambi zündete sich eine Zigarette an und begann, irgendwelche Schubladen hinter dem Tresen mit Getränken aufzufüllen. Während ich Zucker in meinen Kaffee rieseln ließ und den Milchschaum oben weglöffelte, überlegte ich, wie ich weitere Informationen über Philipp beschaffen konnte. Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte, nach seinem Nachnamen zu fragen. Etwas, das ich unbedingt nachholen musste. Es könnte ja sein, dass ich in absehbarer Zeit gezwungen war, seine Familie aufzusuchen, falls ich anders nicht weiterkam. Tatsächlich hatte ich nicht gerade allzu viele Anhaltspunkte, die mir auf meiner Suche behilflich sein konnten. Auch der Besuch in Philipps Kiffer-WG hatte nur wenig gebracht. Der einzige brauchbare Hinweis war derjenige auf diesen ominösen Megadeal, aber diese Information hatte mir auch Ness schon gesteckt. Für mich bedeutete das konkret, dass ich mich in Dealerkreisen umhören musste, etwas, worauf ich nicht gerade

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