Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
Vom Netzwerk:
ist noch nicht mal dunkel.«
    »Dafür Schneefall bis in die Niederungen.«
    »Aber sprich langsam, damit ich dir folgen kann.«
    Miranda grinste.
    »Also, was hast du rausgefunden?«
    »Direkt zur Sache, ohne Vorspiel. Die hab ich am liebsten.«
    Ich seufzte. »Was wünscht Madame zu trinken?«
    »Mademoiselle! Mademoiselle trinkt Prosecco.«
    »Keinen Baileys?«
    »Das war Frühstück.«
    Ich bestellte den Sprudel, dann wandte ich mich wieder Miranda zu. »Also?«
    »Du kennst doch Winkler?«
    Ich nickte. Winkler war bekannt im Quartier. Einst Polizist, hatte er sich rasch den Ruf erworben, als Gegenleistung für großzügiges Augenzudrücken und Wegschauen der einen oder anderen Wertschätzung nicht abgeneigt zu sein. Diese wiederum hatte er verkauft, was nicht nur die Aufmerksamkeit der Partyszene geweckt hatte, die sich mit erstklassigem Stoff bei ihm eindeckte, sondern auch diejenige seines Arbeitgebers. Man zog ihn aus dem Verkehr, doch kurz danach tauchte er wieder auf. Ohne Polizeimarke, dafür mit einem wie geschmiert funktionierenden Beziehungsnetz, was in diesen Kreisen einiges mehr wert war.
    »Seine Wohnung ist Umschlagplatz für beste Ware.«
    »Ich weiß. Und du scheinst es auch zu wissen.« Ich deutete auf ihre Nase.
    Miranda zischte unmutig.
    »Dein Junge …«
    »Philipp.«
    »Genau! Philipp ist mehrmals dort aufgetaucht. Gekauft hat er aber nie was. Letzte Woche hat er einen fürchterlichen Streit vom Zaun gebrochen und seither ist er nicht mehr aufgekreuzt.«
    »Wann war der Streit?«
    »Letzten Donnerstag.«
    »Und am Freitag ist er verschwunden. Worum ging es?«
    »Das hat meine Quelle nicht begriffen.«
    »Nicht gerade eine Leuchte, deine Quelle, was?«
    Miranda schnalzte mit der Zunge.
    Ich überlegte. »Philipp dealte selbst auch. Vielleicht sind sich die beiden ins Gehege gekommen.«
    »Oje, wenn sich dein Philipp wegen Drogen mit Winkler angelegt hat, dann kannst du schon mal einen fetten Kranz bestellen. Viel Spaß versteht der nicht, wenn’s ums Geschäft geht. Der Markt ist zwar groß, die Konkurrenz aber auch.«
    Sie leerte ihr Glas und starrte mich abwartend an. Ich erwiderte ihren Blick ratlos, bis sie theatralisch die Luft ausstieß. »Vielen Dank, liebe Miranda, dass du all diese wichtigen Informationen besorgt hast. Darf ich dir, ach du schönstes, wunderbarstes aller weiblichen und ähnlichen Wesen, noch einen Drink bestellen? Würde das in Brasilien heißen. Aber ihr Inder, ihr seid so …«
    »Nochmals dasselbe«, rief ich der Bedienung hastig zu. »Wer ist deine Quelle?«
    »So etwas fragt man eine anständige Frau nicht!«
    »Darf ich raten?«
    »Lieber nicht.«
    »Drei Minuten für einen Lappen.«
    »Aber er ist süß.«
    »Und er ist öfter bei Winkler.«
    »Nur Gras.«
    »Gras?«
    »Winkler verkauft in der Zwischenzeit alles. Und ständig sitzen ein paar Shipis bei ihm auf dem Sofa rum, als wäre seine Wohnung ein Durchgangsheim.«
    »Shipis?«
    Miranda seufzte. »Du bist manchmal schlimmer als ein Agglo. Du hast echt keine Ahnung.«
    Beleidigt nahm ich einen Schluck von meinem Wodka Tonic. Letzteres war mir immerhin ein Begriff: Der gemeine Agglo hauste in einem gesichtslosen Vorort. Unter der Woche äußerte er sich abfällig über die ach so hochnäsigen Zürcher, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sich am Wochenende mit seinesgleichen zusammenzurotten, um wie die Heuschrecken in die Stadt einzufallen, Chaos und Zerstörung anzurichten und Straßen und Klubs zu verstopfen. Was zur Folge hatte, dass man als Stadtbewohner, der etwas auf sich hielt, nur donnerstags und sonntags ausging.
    »Ich muss zu Winkler. Ich muss erfahren, was Philipp da gewollt hat und weswegen sie sich gestritten haben.«
    »Aber sei vorsichtig. Das ist kein Sonntagsspaziergang. Es reicht, wenn einer verschwunden ist.« Miranda legte mir einen Zettel hin, auf dem eine Telefonnummer stand. »Von mir hast du die nicht. Und meld dich unbedingt zuerst an.«
    Wie Philipps Mitbewohner erwähnt hatten. Alles spielte sich übers Handy ab. »Hohlstrasse?«
    »Gleich beim Helvetiaplatz. Aber du gehst da jetzt nicht hin.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Ich war in der Zwischenzeit so betrunken, dass mich Winkler kaum in seine Wohnung gelassen hätte. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht einmal gefunden.
    Ich bestellte einige weitere Runden und lehnte Mirandas Einladungen dankend ab, während sie in immer kürzeren Abständen aufs Klo ging und immer schneller und wirrer redete. Die Bar füllte sich

Weitere Kostenlose Bücher