Fangschuss
des Verschlags stand weit offen, darin befanden sich die beiden Rottweiler, sie hatten offensichtlich über einen Napf gebeugt gefressen, bis wir vorbeigerannt waren. Jetzt beobachteten sie mich reglos, mit erhobenen Köpfen und aufmerksam aufgestellten Ohren. Dabei fiel mir auf, dass sie nicht angekettet waren.
»Tu was! Schnell!«, flüsterte Philipp eindringlich. Die Hunde drehten sich aufreizend langsam um. Wie hypnotisiert beobachtete ich das Spiel der Muskeln unter ihren schwarz glänzenden Fellen, den Speichel, der schaumig von ihren Lefzen tropfte.
»Verdammt, Mann!«
Ich schreckte auf und warf mich im letzten Augenblick gegen die Tür. Sofort brach drinnen wütendes Gekläffe los, ich spürte, wie sie mit blinder Wut dagegenrammten, hundert Kilo blutrünstiger, tödlicher Muskelkraft, die Tür sprang kurz auf, ein mit messerscharfen Zähnen bestückter Kiefer schnappte nach mir, und nur gemeinsam mit Philipp schaffte ich es, die Tür ganz zuzudrücken und den Riegel vorzuschieben. Keuchend blieben wir stehen, grinsten uns kurz an, während im Schuppen die Tiere wie von Sinnen tobten, und sprinteten los, quer über das Gelände, dem Waldrand zu. Blindlings hasteten wir bergauf, ohne uns umzusehen, ohne Luft zu holen, so schnell wie noch nie in unserem Leben. Und dann hörten wir das heisere Bellen, das rasch näher kam.
Der Motor stotterte und erstarb sogleich wieder. Ich fluchte und benutzte dabei Wörter, von denen ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie kannte.
Philipp warf mir einen verwirrten Blick zu.
»Hindi«, erläuterte ich.
»Hauptsache es nützt.«
Ich zog den Schlüssel heraus und fingerte sinnlos am Schloss herum. Dann steckte ich ihn wieder hinein, drehte ihn um – und der Motor sprang an! Der schützende Gott Vishnu war mit mir. Ich legte den Rückwärtsgang ein und der Käfer schoss unter der Tanne hervor.
»Shit!« Philipp deutete mit weit aufgerissenen Augen nach vorn, wo gerade die beiden Rottweiler durch das Dickicht brachen und auf uns zupreschten. Ich fluchte erneut und drückte aufs Gas. Der Käfer machte einen Satz nach hinten, wackelte unschlüssig und rutschte dann langsam auf dem schlammigen Boden den Abhang hinunter. Ich riss das Steuer herum und legte den ersten Gang ein, doch der Wagen schlitterte immer schneller abwärts. Über uns, am Rand des Abhangs, standen die beiden Köter und wurden immer kleiner. Unschlüssig sahen sie uns hinterher, offensichtlich verspürten sie nicht die geringste Lust auf eine Schlammschlacht. Zweige peitschten die arg malträtierten Fensterscheiben, ich hörte Steine und Wurzeln am Boden des Autos entlangkratzen, weiter unten schäumte der schmutzig braune Bach. Dann kamen wir mit einem unsanften Ruck und von einem gehässigen Knirschen begleitet zum Stehen. Philipp riss die Tür auf und blickte hinaus.
»Felsbrocken, Mann«, stellte er nüchtern fest. Er schien mich für äußerst sensibel und nicht belastbar zu halten, anders konnte ich mir nicht erklären, weshalb er mir nur das Allernotwendigste weiterleitete.
»Könnte nicht schlecht sein.«
»Muss gut sein.«
»Weshalb?« Die Generation, die sich die normale Kommunikation mittels dreibuchstabiger Abkürzungen und Symbole aus Satzzeichen systematisch abgewöhnt hatte. Gymnasiallehrer, Personalchefinnen und Lehrmeister waren heutzutage wirklich nicht zu beneiden.
»Dahinter geht es steil bergab. Voll schwarze Piste und so.«
»Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hab keine Lust auf eine Vreni-Schneider-Nummer.«
Philipp starrte mich konsterniert an.
»Vergiss es.« Andere Generation.
Der Wagen wankte und stand plötzlich bedenklich schräg.
»Wir sind zu schwer.«
Ich packte das Lenkrad mit beiden Händen und drückte aufs Gaspedal. Die Räder drehten im Morast durch, der Wagen bewegte sich langsam, aber in die falsche Richtung, und sackte noch ein Stück weiter ab.
»Gleich gibt’s eine sehr unschöne Szene.«
»Steig aus!«
Philipp machte sich keuchend am Türgriff zu schaffen. »Ich kann nicht. Der Felsbrocken blockiert die Tür.«
»Mist.«
Ich spähte durch die Windschutzscheibe, die völlig verdreckt war. Die beiden Hunde tänzelten unruhig am Wegrand. Sie waren das Sträßchen hinuntergejagt, das in einem weiten Bogen um das Tobel herumführte, und ließen uns nicht aus den Augen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Seeholzer und Stadelmann, zweifelsohne schwer bewaffnet, die Anhöhe erklommen hatten.
Verzweifelt drückte ich das Gaspedal durch,
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