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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Mund geküsst.
    Als ich aber den aufgeknöpften Hemdkragen und die schneeweiße Brust sah, konnte ich mich nicht abhalten, für seine Gesundheit zu sorgen: mit zitternder Hand fasste ich die seine, und weckte ihn auf, so sanft wie ich nur konnte. Erst sah er verwirrt umher und fuhr in die Höhe; und dann mit einer Stimme, die mir ins Herz drang: »Ich bitte dich, liebes Kind, sag mir, was die Uhr ist?« Ich sagte ihm die Zeit und fügte noch hinzu, er könnte sich erkälten, wenn er länger in der Morgenkühle so mit offener Brust schliefe. Er dankte mir mit lieben Worten, die ganz mit dem Ausdruck seiner Augen übereinstimmten, diesen Augen, die jetzt weit offen waren, mich lebhaft anblickten und mit dem Feuer durchdrangen, das aus ihnen leuchtete.
    Es schien, als ob er, weil er zu viel getrunken hatte, nicht imstande gewesen sei, mit seinen Freunden mitzutun und die Nacht mit einem Mädchen zu beschließen; so dachte er wohl, da er mich im losen Negligee sah, nicht anders, als dass ich ein Mädchen des Hauses wäre, das hereingeschickt worden sei, das Unterlassene nachzuholen, was ich ganz selbstverständlich fand. Doch redete er mich durchaus nicht gewöhnlich und grob an, und das vielleicht aus Höflichkeit oder weil ich ihm einen mehr als gewöhnlichen Eindruck machte; aber doch immer den eines Hausmöbel, das zu seinem Vergnügen da war; und indem er mir einen Kuss gab — den ersten, den ich je von einem Mann empfing — fragte er mich, ob ich ihm Gesellschaft leisten wolle und dass es mich nicht gereuen sollte. Hätte sich auch meine eben geborene Liebe und meine Wollust einer so schnellen Ergebung gar nicht widersetzt, so tat es doch die Furcht, von jemandem aus dem Hause überrascht zu werden.
    Ich sagte ihm daher in einem Tone, der meine Liebe wohl merken ließ, dass ich aus Gründen, die jetzt zu erzählen keine Zeit wäre, nicht bei ihm bleiben könnte, ja ihn vielleicht nie wieder sehen würde, und ich seufzte bei diesen Worten aus der Tiefe meiner Brust. Mein Eroberer, der, wie er mir später sagte, von meiner Erscheinung verwirrt war und mich so lieb gewonnen hatte, wie das bei einer Person der Art wie ich eine zu sein schien, möglich war, fragte mich lebhaft, ob ich von ihm ausgehalten sein und dass er sofort eine Wohnung für mich nehmen wolle und mich von den Verpflichtungen befreien, die ich, wie er glaubte, gegen das Haus hatte. So rasch und plötzlich, wie der Antrag kam und so gefährlich wie er von einem Fremden war, gab doch die Liebe, die er in mir erregt hatte, seiner Stimme einen Reiz, dem ich nicht widerstehen konnte und der mich gegen jede innere Warnung taub machte. Ich hätte für ihn sterben können. Nun, Sie begreifen darum. dass ich der Einladung, mit ihm zu leben, nicht widerstehen konnte. So war mein Herz schon nach einigen Minuten zu der Antwort entschlossen, den Antrag anzunehmen und mit ihm zu entfliehen, auf jede Bedingung, die er machen würde, ob gut oder schlimm. Es wunderte mich später öfter, dass meine rasche Bereitwilligkeit mich ihm nicht unangenehm oder geringwertig machte; aber es war mein Geschick, dass er aus Angst vor den Gefahren der Stadt sich schon einige Zeit um ein Mädchen umgesehen hatte, das er zu sich nehmen wollte. Und wie ich nun solchen Eindruck auf ihn machte, geschah es durch eins der Wunder, die der Liebe vorbehalten sind, dass wir sogleich einig wurden: was wir durch Küsse besiegelten, mit denen er sich in der Erwartung eines ungestörten größeren Genusses für jetzt begnügte.
    Niemals besaß ein junger Mann in seinem ganzen Wesen mehr, das alle Betörung eines Mädchens entschuldigte und es allen Folgen daraus trotzen ließ!
    Unser Plan ging dahin, dass ich mich am nächsten Morgen um sieben Uhr wegstehlen sollte — was ich sofort versprach, da ich wusste, wo ich den Hausschlüssel bekommen konnte — und er wollte dann am Ende der Strasse mit einer Kutsche auf mich warten, die mich an einen sichern Ort bringen sollte; dann wollte er zu Frau Brown schicken und ihr die Kosten meines Aufenthaltes bezahlen; er glaubte, dass sie sich nicht viel um den Verlust eines Mädchens kümmern würde, das nur da wäre, um Kunden ins Haus zu locken.
    Ich gab ihm hierauf zu bedenken, dass er mich niemals im Hause gesehen hätte, und dass ich ihm später alles erklären wollte; ich fürchtete, unser Fluchtplan würde vereitelt werden, wenn uns jetzt jemand zusammen träfe und somit riss ich mich mit blutendem Herzen von ihm los und stahl mich leise in mein

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