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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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wolle, damit ich aus dem Verluste meiner »Jungfernschaft« alle Vorteile ziehen könne.
    Da damals eine besondere Delikatesse der Empfindung nicht zu meinem Charakter gehörte, muss ich gegen mich bezeugen, dass ich zu leichten Herzens auf diesen Vorschlag einging, gegen den doch diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass ich nie etwas anderes an ihr gesehen habe, als aufrichtige Zärtlichkeit und große Sorgfalt für mein Interesse, was etwas seltenes bei Personen ihres Berufes ist. Wir schieden an diesem Abend, nachdem ich sie meiner uneingeschränkten vollkommenen Ergebenheit versichert hatte, und am andern Morgen nahm mich Frau Cole zum ersten Mal in ihr Haus.
    Hier sah ich gleich auf den ersten Blick, dass alles sehr züchtig, ordentlich und ehrbar herging. Im Vorsaal saßen drei junge Mädchen, die sehr eifrig mit Galanteriesachen beschäftigt waren — das war der Deckmantel, unter dem das eigentliche Gewerbe viel bequemer betrieben wurde. Drei schönere Frauenzimmer konnte man sich kaum denken. Zwei von ihnen waren ganz besonders schön, die ältere von ihnen nicht über neunzehn Jahre, und die dritte, ungefähr in demselben Alter, eine pikante Brünette mit schwarzen feurigen Augen und sehr regelmäßigen Gesichtszügen. Der Anzug der Drei war wohl mit etwas übertriebener Absicht höchst einfach, aber von eleganter Sauberkeit. Dies war die kleine, häusliche Herde, die meine Führerin mit außerordentlicher Klugheit aufzog, gar nicht in der üblichen betrunkenen Wildheit junger Mädchen, die dem Vergnügen überlassen leben. Nie behielt die Cole ein Mädchen, das nach dem Noviziat als unziehbar oder unwillig, sich den Vorschriften zu fügen, befunden wurde. Auf diese Art hatte sie eine kleine Akademie der Liebe geschaffen, in der die Mitglieder in einer seltenen Vereinigung von Wollust und Geschäft, der äußern Züchtigkeit mit zügelloser Freiheit, ihre geheime Rechnung fanden, so dass Frau Cole, die die drei Mädchen ihrer Schönheit und ihres Temperamentes wegen aufgenommen hatte, sie leicht regieren konnte.
Den drei Zöglingen, die schon auf mich vorbereitet waren, stellte mich die Cole als neue Kostgängerin vor, d. h. nur als eine, die unmittelbaren Zutritt zu allen Geheimnissen des Hauses hätte. Worauf diese liebenswürdigen Kinder mir einen herzlichen Willkomm und alle Zeichen vollkommenen Wohlgefallens an meiner Person gaben, wie ich sie nie von einer meines Geschlechtes erwartet hatte. Sie hatten es auch wirklich gelernt, alle Eifersucht, allen Wetteifer der Schönheit dem gemeinschaftlichen Interesse zu opfern; sie sähen mich einfach als eine Partnerin an, die keinen geringen Teil zu dem Einkommen des Hauses beitragen würde. Sie umringten mich und besahen mich von allen Seiten, und da meine Aufnahme in diese kleine Gemeinschaft einen kleinen Feiertag bedeutete, so wurde der Arbeitsvorwand rasch beiseite gelegt; Frau Cole ging an ihre Hausgeschäfte und überließ mich den Liebkosungen der Mädchen.
    Die Gleichheit unsers Geschlechts, Alters, Gewerbes und unserer Aussichten stellte schnell eine schrankenlose Freiheit und Vertraulichkeit zwischen uns her — es war als ob wir schon Jahre miteinander verbracht hätten. Sie zeigten mir das ganze Haus, ihre besondern Zimmer, die alle sehr bequem und luxuriös eingerichtet waren. Ein weitläufiges Besuchzimmer, wo sich gewöhnlich eine geschlossene Gesellschaft traf und Lustpartien veranstaltet wurden, bei denen die Mädchen mit ihren Liebhabern sich amüsierten und sich mit zügelloser Freiheit ihrem wollüstigen Mutwillen überließen. Der Trotz gegen bürgerliche Anständigkeit, Tüchtigkeit und Eifersucht brachte dieses Gesetz der Gesellschaft mit sich, dass jedes verlorene Vergnügen geistiger und sittlicher Art durch ein sinnliches wieder eingebracht werden musste: durch die Reize der Abwechslung, des mit meinen neuen Bekannten, von denen ich alle nötigen Unterweisungen bekam. Dann gingen wir zu Tische; Frau Cole saß zu oberst unter ihren Küchlein und gab mir von ihrer geschickten Kunst, den Mädchen so viel innige Liebe und Achtung einzuflössen, einen schönen Beweis. Es war da keine Steifheit, keine Empfindlichkeit oder Eifersucht, — alles war fröhlich. Nach dem Mahle eröffnete mir Frau Cole, von den jungen Damen unterstützt, dass in der kommenden Nacht ein richtiges Kapitel gehalten werden würde, zu Ehren meiner Aufnahmen in die Schwesterschaft, und dass ich, mit aller Respektierung meines Jungferntumes, das für den ersten

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