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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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nur noch teurer, und ich hätte freudig jede Strafe erduldet, wenn er nur nicht hätte leiden müssen. Ich küsste sein Gesicht unter Tränen, wie der arme Bursch da saß, weil er zum Stehen keine Kraft mehr hatte.
    Da kam Herr H*** wieder und befahl uns, ins Speisezimmer zu gehen. Da setzte er sich auf einen Stuhl, während wir wie die Verbrecher vor dem Richter stehen blieben. Er fragte mich mit einer Stimme, die weder sanft noch hart war, was ich für mich sagen könnte, dass ich ihn auf solche Weise hintergangen hätte, wodurch er das verdient habe, noch dazu mit einem seiner Bedienten!
    Ich wollte meiner Schuld keine kühne Verteidigung geben, wie es die gewöhnliche Art der Maitressen ist, sondern sagte, nur ganz bescheiden, öfters von Tränen unterbrochen, etwa so: »Dass ich nie, den Gedanken gehabt hätte, ihn zu beleidigen, — was ja auch sicher die Wahrheit war, — bis zu dem Tage, da ich gesehen hatte, wie er sich die äußerste Freiheit mit meinem Mädchen nahm — hier wurde er ganz rot — und dass meine Empfindung, ohne dass ich mich beklagt hätte, mich zu der Rache getrieben habe, die ich mir jetzt zu rechtfertigen erlaubte; was aber den jungen Menschen beträfe, so wäre er ganz unschuldig; ich hätte ihn lediglich als mein Werkzeug benutzt und verführt, und dass ich hoffte, er würde, was er auch immer beschließen möchte, einen Unterschied machen zwischen dem Schuldigen und Unschuldigen, und dass ich mich im übrigen ganz in seine Gnade begebe.
    Herr H*** ließ den Kopf sinken erholte sich aber bald wieder und sagte, soweit ich mich noch erinnern kann, etwa folgendes: »Madame, ich schäme mich meiner selbst und gestehe, dass Sie mir, was sie meine Schuld nannten, reichlich vergolten haben. Mit einer Person von Ihrer Erziehung und Gesinnung kann ich mich nicht in weitere Unterhaltungen darüber einlassen, was für ein großer Unterschied zwischen den beiden Beleidigungen, zwischen Ihrer Schuld und der meinen ist. Es genüge Ihnen mein Zugeständnis, dass Sie Ihre Gesinnung gegen mich nur wegen dieser Sache geändert haben. Auch gebe ich zu, dass Ihre Verteidigung in Hinsicht auf diesen Schlingel schön und sehr gütig ist, aber mein Verhältnis mit Ihnen fortzusetzen, ist mir unmöglich, denn die Beschimpfung ist zu stark gewesen. Ich gebe Ihnen eine Woche Zeit, um diese Wohnung zu verlassen. Alles, was ich Ihnen je geschenkt habe, gehört Ihnen. Da ich aber beschlossen habe, Sie nie wieder zu sehen, so wird die Wirtin Ihnen fünfzig Guineen von mir übergeben und ich werde außerdem alle Ihre Schulden bezahlen. So werden Sie hoffentlich zugeben, dass ich Sie in keinem schlechteren Zustand verlasse als ich Sie aufgenommen habe und Sie es verdient haben — schreiben Sie es sich selbst zu, dass es nicht besser gekommen ist.«
    Ohne mir Zeit zu einer Antwort zu lassen, wandte er sich an den Jungen: »Um dich aber, du Taugenichts, will ich deines Vaters willen Sorge tragen. Die Stadt ist kein guter Ort für leichtsinnige dumme Jungen, wie du einer bist, und darum schicke ich dich morgen unter der Obhut einer meiner Leute deinem Vater zurück, damit du hier nicht verdorben wirst.«
    Nach diesen Worten stand er auf und ging. Ich hatte vergebens gehofft, ihn damit zurückzuhalten, dass ich mich ihm vor die Füße warf — er stieß mich von sich, obgleich er sehr bewegt schien und nahm Will mit sich, der sicher glaubte, sehr gut davongekommen zu sein.
    Jetzt war ich wieder mir selbst überlassen und durch einen Mann, den ich sicher nicht verdient hatte. Alle Briefe, Bitten und Freunde, die ich in dieser Gnadenfrist einer Woche zu ihm schickte, bewogen ihn nicht, mich noch einmal zu sehen.
    Er hatte ein unwiderrufliches Urteil über mich gesprochen, und ich konnte mich nur mehr fügen. Bald nachher heiratete H*** eine Dame von Geburt und Vermögen, der er, wie man mir später erzählte, unverbrüchliche Treue hielt.
    Der arme Will war sofort in sein Heimatdorf zurückgeschickt worden, zu seinem Vater, einem wohlhabenden Pächter, und schon vier Monate später heiratete er eine rüstige Witwe mit viel Geld und andern Dingen, die sich in ihn verliebt hatte und ihn vielleicht in guter Kenntnis der großen Eigenschaften des Jungen heiratete — einen Grund hatten sie sicher, miteinander glücklich zu leben.
    Ich hätte ihn zu gerne vorher noch einmal gesehen, Herr H*** hatte jedoch seine Verfügungen so gut getroffen, dass es mir ganz unmöglich wurde; ich hätte mich sonst bemüht, Will in der Stadt

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