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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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zu behalten, und weder Kosten noch sonst etwas gespart, ihn mir zu erhalten; denn er hatte mich so eingenommen, dass ich glaubte, so leicht keinen andern zu finden, ohne dass mein Herz dabei irgend wie ins Spiel kam.
    Mein Eigennutz hatte mich erst getrieben, Herrn H*** gegenüber alles zu versuchen, ihn wieder zu gewinnen. Aber ich war doch leichtsinnig genug, mich schneller als es gut war mit meinem Faux pas abzufinden. Da ich H*** nie geliebt und ich jetzt alle Freiheit wieder erlangt hatte, nach der doch oft meine Sehnsucht war, so tröstete ich mich in meiner Eitelkeit bald damit, dass meine Jugend und meine Schönheit, die ich jetzt käuflich machen wollte, nicht verfehlen würden, mich bald hoch zu bringen. Und die Notwendigkeit, mein Glück zu versuchen, machte mich nicht bedrückt oder gar verzweifelt, sondern vergnügt und fröhlich.
    Verschiedene meiner Bekannten aus der Schwesternschaft der ausgehaltenen Mädchen, die von meinem Malheur gehört hatten, besuchten mich und wollten mich trösten; die meisten von ihnen hatten mich meines Glückes und Überflusses wegen beneidet, und es war wohl keine unter ihnen, die nicht meine jetzige Lage verdient hätte, in die sie auch früher oder später kommen mussten. Ich bemerkte ganz gut ihre Schadenfreude und das gekünstelte Mitleid, ja sogar den geheimen Ärger darüber, dass es nicht noch schlimmer um mich stünde. Unerklärlich ist doch diese menschliche Bosheit, die sich nicht auf die eigene Lebensführung beschränkt.
    Als nun die Zeit heranrückte, da ich einen Entschluss für die Zukunft fassen musste und ich mich nach einer anderen Wohnung umzusehen anfing, da besuchte mich eines Tages eine Frau Cole, eine verschlagene Person mittleren Alters, die von einer meiner Bekannten geschickt und von meiner Lage genau unterrichtet war, und bot mir ihren guten Rat und ihre Dienste an. Da ich vom Anfang an schon mehr von ihr gehalten hatte als von allen anderen, so gab ich ihren Vorschlägen um so leichter Gehör; auch hatte ich kaum, wie es sich später herausstellte, in schlimmere oder bessere Hände fallen können, nicht in ganz London. Nicht in schlimmere, weil sie ein Hurenhaus hielt und es da keine Ausschweifung geben konnte, zu der sie mir nicht aus Gefälligkeit gegen ihre Kunden geraten hätte, keine geile Phantasie und wollüstige Zügellosigkeit, die sie nicht zu befördern gesucht hätte; und auch nicht in bessere Hände, weil niemand genauere und größere Kenntnisse über alle für sie in Betracht kommenden Personen der Stadt hatte, keine aber besser raten und gegen die Gefahren unseres Handwerkes schützen konnte. Und mehr als das alles, sie begnügte sich mit einem sehr mäßigen Profit für ihren Fleiß und ihre guten Dienste; ein seltener Fall bei Menschen ihrer Gattung. Sie hatte wirklich gar nichts von der eigentümlichen raubgierigen Eigennützigkeit der Kupplerinnen. Sie war von ganz guter Familie und sehr wohlerzogen, durch eine Reihe von Umständen aber zu ihrem Gewerbe gebracht worden, das sie teils aus Not, teils aus Neigung weiter trieb. Ja, aus Neigung, da kein Frauenzimmer je mehr Freude daran fand, als die Cole, den Handel in gutem Gang zu erhalten, um der Sache selber willen, und es verstand auch keine alle Geheimnisse und Finessen des Liebeshandels eingehender als sie. Sie war einfach die Erste in ihrem Fach und hatte nur mit Kunden von Rang zu tun, für deren Wünsche sie immer eine Anzahl »Töchter« zur Verfügung hatte, — so nannte sie die Mädchen, deren Jugend und persönliche Reize die Aufnahme in ihre Fürsorge empfahlen. Und sie hatte mancher durch ihre Vermittlung und ihren Schutz eine sehr gute Stellung in der Welt verschafft.
    Diese höchst nützliche Frau unter deren Fittiche ich mich jetzt begab, hatte Herrn H*** wegen ihre Gründe, dass sie am Tage meines Umzuges nicht selbst vorsprach, sondern eine Freundin schickte, die mich in meine neue Wohnung, bei einem Besenbinder in der R***strasse, bringen sollte; es war das nächste Haus neben dem ihrigen, in dem gerade kein Platz frei war. Diese Wohnung war schon von verschiedenen Verkäuferinnen des Vergnügens bewohnt gewesen, so dass der Hauswirt mit den Bräuchen vertraut war; und da die Mieten gut bezahlt wurden, so richtete er alles so gut und bequem ein als man nur verlangen konnte.
    Die fünfzig Guineen, die Herr H*** mir versprochen hatte, wurden mir pünktlich ausbezahlt, und nachdem all meine Kleider und Möbel, die mindestens zweihundert Pfund Wert hatten,

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