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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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aufgepackt und auf einem Wagen untergebracht waren, nahm ich vom Wirte und seiner Familie höflichen Abschied; ich hatte nie intimer mit ihnen verkehrt, so dass mir die Trennung nicht sehr nahe ging, aber ich weinte doch ein bisschen. Ich ließ einen Dankbrief an Herrn H*** zurück, von dem ich mich jetzt völlig getrennt glaubte.
Mein Mädchen hatte ich tags zuvor verabschiedet; ich hatte sie von Herrn H*** und habe sie in Verdacht, dass sie aus Rache, weil ich sie nie ins Vertrauen gezogen hatte, auf irgend eine Weise Ursache zur Entdeckung meiner Geschichte mit Will gewesen war.
    Bald waren wir in meiner neuen Wohnung, die, obgleich nicht so schön und glänzend möbliert wie die vorige, doch eben so bequem war und nur die Hälfte kostete. Meine Koffer waren gut hinaufgebracht und in meinem Zimmer ausgepackt, als meine Nachbarin und Protectrice, Frau Cole, zusammen mit meinem Hauswirt mich empfingen, dem sie mich höchst vorteilhaft vorstellte, als Eine, von der er alle Ursache hätte, regelmässig den Hauszins zu erwarten, —— alle Kardinaltugenden zusammen würden diese Empfehlung nicht aufgewogen haben. Ich war jetzt in meiner neuen Wohnung eingerichtet, mir selbst und den Stürmen des Lebens überlassen. Die Folgen und Vorfälle meines neuen Standes als Freudenmädchen wird ein zweiter Brief erzählen — es ist höchste Zeit, diesen ersten zu schließen.
    Ich bin Madame, die Ihrige ***

    Zweiter Brief
    MADAME, ich zögerte mit der Fortsetzung meiner Geschichte, um für die schwache Hoffnung etwas Zeit zu gewinnen, Sie würden mich von der weitern Erzählung meiner Bekenntnisse dispensieren, unter der meine Selbstachtung nicht wenig leidet. Ich dachte wirklich, Sie würden dieser einförmigen Begebenheiten und Eindrücke müde werden, eine Monotonie, die von Dingen dieser Art nicht zu trennen ist, da bei allen Änderungen der Form und der Art, deren die Situation fähig ist, doch eine Wiederholung fast derselben Bilder, derselben Worte und Ausdrücke Langweile und vielleicht auch Ekel hervorbringen muss. Die Worte: Wollust, brennende Leidenschaft, Entzückung, Erregung und der ganze Rest der übrigen damit verwandten pathetischen Vokabeln werden schwach und verlieren durch den häufigen Gebrauch von ihrem wahren Geist und ihrer Kraft, die im Grunde nur in der Ausübung liegen. Ich muss mich darum auf Ihre Nachsicht verlassen, in der Hoffnung, dass Ihre Phantasie und Ihr Empfindungsvermögen sich die angenehme Mühe nimmt, durch entsprechende Ausfüllung meiner Schilderungen das zu ersetzen, was ihnen durch meine Schuld an Kraft und Vollendung fehlt. Ihre Phantasie wird Ihnen die Gemälde vor das Auge stellen, Ihre Empfindung wird allen Farben Leben geben, wo diese zu matt oder durch häufigen Gebrauch abgenützt sind.
    Was Sie mir über die Schwierigkeit sagen, sich so lange auf jenem Mittelwege zu halten, der vom Geschmack geleitet zwischen den groben, ungezogenen und gemeinen Ausdrücken und dem Lächerlichen alberner Metaphern und affektierter Umschreibungen hinführt, das ist sehr vernünftig. Und auch sehr gütig, denn Sie sagten es, um mich aufzumuntern und mich zum Teil auch mir selbst gegenüber zu rechtfertigen, wegen meiner Nachgiebigkeit gegen eine Neugierde, die doch größtenteils auf meine Kosten befriedigt wird. Ich schreibe also da weiter, wo ich aufgehört habe.
Als ich an jenem Abend in meine neue Wohnung kam, half mir Frau Cole meine Sachen auspacken und in Ordnung bringen, und blieb dann den ganzen Abend in meinem Zimmer, wo wir auch zu Abend aßen; wobei sie mir die besten Lehren gab, wie ich es in meinem neuen Stand einrichten müsse. Da ich bisher sozusagen nur eine Privathure gewesen wäre und jetzt eine öffentliche geworden sei, müsse ich mit allen nötigen Schlichen und Kniffen vertraut werden, die meine Person entweder aus Interesse oder zum Vergnügen oder für beides zusammen affichieren. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass es eine hergebrachte Regel und ein Trick des Handwerkes sei, dass ich, da mein Gesicht für die Stadt neu wäre, als Jungfrau passieren und mich bei der ersten Gelegenheit als Jungfrau geben müsse, ohne dass ich mich jedoch in der Zwischenzeit von meinen Vergnügungen abhalten lassen solle, zu denen mich die Lust trieb, denn »Niemand, sagte Frau Cole, kann eine größere Feindin von Zeitverlust sein als ich.« Sie wolle sich mittlerweile nach dem rechten Mann umsehen und diese heikle Sache für mich besorgen, wenn ich ihre Hilfe und ihren Rat annehmen

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