Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
griechischen Säulen, die weiß und stoisch in der vormittäglichen Sonne glänzten.
Gier . Das Wort kam ihm ungewollt in den Sinn. Wer brauchte es, so zu leben? Wer brauchte all diesen Luxus? Seine Brust weitete sich, straffte sich wie ein Gummiband, als Lauren ihn die Steinstufen auf Henrys Vorderveranda hinaufzog.
Sie umfasste seine Faust, als die Tür sich öffnete, er hielt den Atem an – und sah eine kleine, dunkelhäutige Frau in schlichtem, schiefergrauem Baumwollkleid. Die Hausangestellte. Er hatte nicht einmal daran gedacht, dass Henry ein Hausmädchen haben könnte. »Bonita«, sagte Lauren und klang so angespannt, wie er sich fühlte, »ich muss mit Dad sprechen. Können Sie ihn bitte holen?«
» Sí , Lauren. Kommen Sie bitte herein.« Nick wurde von ihr nur mit einem flüchtigen Blick bedacht.
Sie kamen in eine riesige Eingangshalle, Bonitas Schritte hallten über die vertrauten italienischen Bodenfliesen. Doch auch das Innere stellte Laurens Haus in den Schatten. Die Eingangshalle war riesig, erfüllt von hellem Sonnenlicht aus entsprechend platzierten Dachfenstern. Wieder plätscherte ein kleiner Springbrunnen vor einer Spiegelsäule.
Nick fragte sich flüchtig, was Henry wohl von ihm halten, ob er ihn überhaupt wiedererkennen würde, was sie einander sagen würden. Aus einem Impuls heraus streckte er den Arm aus und drehte Laurens Kinn zu sich, um zu sehen, ob er ihr Gesicht vielleicht versehentlich mit Farbe beschmiert hatte, als er es angefasst hatte. »Was ist denn?«, flüsterte sie, mit großen, schreckgeweiteten Augen.
»Nichts«, sagte er leise, als er sah, dass ihre seidige Haut makellos war. Er hatte das Gefühl, nicht lauter sprechen zu dürfen, weil seine Stimme diese Opulenz sonst gestört hätte.
Er hörte nicht, wie Henry näher kam – der Mann tauchte einfach auf wie ein großes Gespenst, bekleidet mit weißen Shorts und einem weißen Pullover – Kleidung, in der alte Männer Golf spielten. »Bonita sagt, dass du aufgebracht gewirkt hast«, sagte Henry. Seine blauen Augen verengten sich, ehe sein Blick zu Nick huschte: Nick starrte zurück und dachte: Erkennst du mich, alter Mann? Aber dann sprach Lauren, und Henry richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
»Dad, ich muss dir etwas berichten, und ich möchte, dass du dich auf etwas gefasst machst. Ich kann es auch nicht langsam machen, sonst kriege ich nicht alles heraus, also hör mir einfach zu, okay?«
Henry wirkte etwas verdattert. »Worum geht’s denn?«
Sie holte tief Luft. »Phil betrügt uns, Dad. Betrügt Ash Builders. Bestiehlt uns.«
Nick beobachtete die verschiedenen Gefühle, die über Henrys faltiges Gesicht huschten – Verwirrung, Unglaube, Schock. Während Lauren eilig weitersprach und Phils Unterschlagung erklärte, verdunkelten sich seine Augen, schienen in seinen Kopf zurückzutreten. Dieser Horror war natürlich nichts verglichen mit dem, was Henry Nicks Vater angetan hatte – Henry würde nach wie vor Geld haben, weiter das Leben führen, das er gewohnt war -, aber allein um dieses einen Moments willen war Nick froh, dass er mitgekommen war, froh, dass er Zeuge des Augenblicks geworden war, als Henry entdeckte, wie es sich anfühlt, beraubt worden zu sein.
Während sie alles erklärte, drückte sie Nicks Hand enorm fest, und ihre Fingernägel bohrten sich in seine Haut, aber er hätte sie um nichts in der Welt unterbrochen. Laurens Erregung wuchs, bis sie schließlich zu dem Teil kam, der – er ahnte es – kommen musste. »Es tut mir so leid, Dad. Ich habe das Gefühl, dass alles meine Schuld ist. Ich hätte es bemerken, die höheren Rechnungen eher hinterfragen, zwei und zwei zusammenzählen müssen. Und weil ich das nicht getan habe, hat Ash Builders viel Geld – wer weiß wie viel – an Phil verloren.«
Henrys lauschte betroffen, während seine Tochter sich selbst bezichtigte. »Lauren, Liebes, es ist nicht deine Schuld«, sagte er und trat einen Schritt vor, das erste Mal, seit sie zu reden begonnen hatte. Lauren lockerte schließlich den Griff um Nicks Hand und nahm die Umarmung ihres Vaters an, weshalb Nick sich umso mehr als Außenseiter fühlte, wie jemand, der nicht dazugehörte und hier nichts zu suchen hatte.
Henry trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Ich … es fällt mir schwer, das alles ganz zu verstehen … zu fassen …«
»Ich weiß«, antwortete sie. »Ich konnte es selbst auch nicht glauben.«
»Aber mach dir keine Sorgen, Kleines. Wir werden
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