Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
schon sehen, was zu tun ist, und dann stehen wir die Sache gemeinsam durch.«
Henry Ash wirkte angemessen erschüttert, hinabgestoßen vom unerschütterlichen Sockel seiner Macht – bis er schließlich Nick bemerkte, der es kaum fasste, so lange unbemerkt geblieben zu sein – als wäre seine Kleidung nicht mit zahllosen Farbflecken übersät. »Ist das dein Freund?« Henry lächelte nicht. Nick wunderte sich nicht.
Lauren packte wieder seinen Arm. »Ich … wollte jemanden dabeihaben, an den ich mich anlehnen kann, wenn ich mit dir spreche, Daddy.«
Henry hob die Brauen, als wollte er sagen: Weiter.
»Er ist … ich … wir sind …« – Lauren blickte nervös zu Nick, wahrscheinlich mehr um seinet- als um ihretwillen – »… befreundet.«
»Hat er auch einen Namen?«, fragte Henry, fast sarkastisch.
»Nick Armstrong.«
Nick hätte schwören können, der Springbrunnen hätte aufgehört zu fließen, die Zeit hätte stillgestanden, als er sah, dass Henrys Haut weiß wie sein Pullover wurde. Die Männer sahen einander an, Nick stählte seinen Blick; er sah, dass Henry ihn maß, abwog, herauszufinden versuchte, ob es wirklich stimmte.
Schließlich sagte Nick: »Ja, dieser Nick Armstrong.«
Henry sagte noch immer nichts, starrte ihn einfach nieder, sein Blick jetzt ebenso frostig, aber Nick fühlte sich stark, weil er den Mann aus der Fassung gebracht hatte.
»Sie scheinen nicht sehr glücklich zu sein, mich wiederzusehen, Henry.«
Henry neigte kritisch den Kopf. »Wie haben Sie Lauren denn kennen gelernt?«
Nach der Art zu schließen, wie Henry ihn ansah, hätte man annehmen können, Nick wäre ein Vergewaltiger oder Drogendealer. Aber das ging in Ordnung – wenn Henry so rasch über ihn urteilen wollte, es machte ihm nichts aus, den Outlaw zu spielen. Er senkte das Kinn, versuchte gefährlich auszusehen. »Kein hinterlistiger Plan oder dergleichen. Habe nur zufällig ihr Haus gestrichen.«
»Daddy, Nick streicht für uns an. Für Ash. Er ist der Inhaber von Horizon Painters .«
Henrys offensichtlicher Schock erfüllte Nick mit widerstreitenden Gefühlen. Genugtuung, weil er trotz allem etwas aus sich gemacht hatte. Wut über Henrys Verwunderung darüber, dass ihm eine Firma gehörte und er nicht nur ein Gelegenheitsarbeiter war, der irgendwie über die Runden zu kommen versuchte. Eine noch größere Wut, dass er, wie jeder andere Mann, der an Ash-Wohnungen arbeitete, von Henry als bloßer Tagelöhner behandelt wurde. »Ich hatte keine Ahnung«, sagte Henry schließlich.
»Natürlich nicht.«
Er hatte Nicks durchaus verächtlichen Ton mitbekommen. »Was soll das heißen?«
Schließlich riss Nick der Geduldsfaden, und er wollte einen Schritt vortreten, aber Lauren hielt ihn zurück. »Das heißt, dass die vielen kleinen Leute, die diese Firma für Sie am Leben erhalten, alter Mann, Sie einen feuchten Dreck scheren. Sie wissen nicht einmal, dass John Armstrongs Sohn jeden Tag in den vergangenen sieben Jahren Ihre Wohnungen gestrichen hat.« Er senkte die Stimme, sein Blick durchbohrte Henry wie ein Dolch. »Sie wissen sicher nicht einmal, was sie meiner Familie angetan haben, oder?«
»Nun halten Sie mal den Mund«, sagte Henry, ballte die Hände zu Fäusten, sein eben noch blasses Gesicht wurde puterrot.
»Nein, jetzt halten Sie mal den Mund …«, er trat einen Schritt vor, »… und lassen mich ausreden, Sie räuberischer Bastard.« Es war ein Kampf, aber Nick weigerte sich, zurückzuweichen; dies war der Augenblick, auf den er sein Leben lang gewartet hatte. »Ihretwegen hat sich mein Vater nie mehr vom Tod meiner Mutter erholt – nie .«
Plötzlich siegte bei Henry Neugier über die Abwehrhaltung. »Ist er immer noch …«
»… am Leben? Hängt davon ab, wie man’s betrachtet. Er atmet noch, geht noch herum, jedenfalls an seinen guten Tagen. Er verkauft Angelköder an der Schnellstraße in Dunedin, wenn er nicht gerade seinen Rausch ausschläft. Was den Rest von uns betrifft – mein Bruder und meine Schwester wohnen in demselben Häuschen, in das wir einzogen sind, nachdem Sie unsere Hälfte von Double A gestohlen haben, und ich reiße mir jeden Tag den Arsch auf, um die Rechnungen für alle zu bezahlen.«
»Schauen Sie«, sagte Henry, »es tut mir leid, wie sich die Sache damals entwickelte, aber ich kann nichts dafür, dass Ihre Familie sich nicht um sich selbst kümmern kann …«
»Doch, es ist Ihre Schuld«, sagte Nick selbstzufrieden. Er hatte keine Lust zu erklären, wie oder
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