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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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wie ihre Worte. Als sie geendet hatte, neigte er seinen Kopf eine Winzigkeit zur Seite. „Du glaubst, dass ich dich lediglich geküsst habe, um St. Claire eins auszuwischen“, erklärte er; er sprach langsam, wählte seine Worte mit Bedacht und offenbarte die leise Spur eines Akzents, den sie jedoch nicht zuzuordnen vermochte. „Und diese Vorstellung bereitet dir Kummer.“
    Sie stieß einen abgehackten Seufzer aus und schüttelte den Kopf. „Warum sollte mir das Kummer bereiten? Ich kenne dich doch überhaupt nicht. Es kümmert mich nicht, ob …“
    „Du warst wie im Rausch, als ich dich geküsst habe, liebste Tamara. Du hast gespürt, wie der Boden unter dir bebte und sich der Himmel über dir zu drehen begann. Dein Herz hat gerast, dein Puls rauschte in deinen Schläfen. Du hattest das Gefühl, als wäre deine Haut vor lauter Empfindungen lebendig geworden. In diesen Sekunden, als ich dich in meinen Armen hielt, war dir, als würde nichts anderes mehr existieren. Nein“, sagte er, als sie hastig den Kopf schüttelte und den Mund öffnete, um ihm wütend zu widersprechen.
    „Nein, tu das nicht. Ich weiß, was du gefühlt hast, weil es mir ebenso ergangen ist. Die Berührung deiner Hände, der Geschmack deiner Lippen, das Gefühl deines Körpers, so dicht an meinen gepresst, hat mich beinahe die Beherrschung verlieren lassen.“
    Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Ihre Wangen glühten mit jedem einzelnen seiner Worte heißer, und schon verspürte sie jenes wohlvertraute Gefühl der Sehnsucht in der Magengrube. Sie wollte ihm sagen, dass er verrückt war, wenn er das tatsächlich glaubte, aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen.
    Wieder glitt seine Hand zu ihrem Antlitz empor, und dieses Mal wich sie nicht davor zurück. Sie konnte nicht sagen, warum, aber ihr war zum Weinen zumute.
    „Tamara, ich schwöre dir, dass ich nichts von deiner Verbindung zu St. Claire wusste, bis du selbst es erwähnt hast. Ich bin zu dir gekommen, weil du mich darum gebeten hast. In deinen Träumen hast du mich angefleht, zu dir zu kommen.“
    Ihre Augenlider waren zunehmend schwerer geworden, als seine Hand ihre Wange streichelte; nun jedoch flogen sie unversehens auf. Sie suchte angestrengt nach einer Erklärung. Wie konnte er von ihren Träumen wissen? Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das ist nicht wahr.“
    „Was ist nicht wahr, Tamara? Dass du jede Nacht vor Einbruch der Dunkelheit träumst? Dass diese Träume dich an deinem Verstand zweifeln lassen? Dass du im Schlaf nach jemandem rufst und dich beim Aufwachen nicht an seinen Namen erinnern kannst? Vergiss nicht, dass du mir all diese Dinge letzte Nacht selbst anvertraut hast.“
    Vor Erleichterung wurden ihr beinahe die Knie weich. „Ja, das habe ich getan.“ Sie hatte ihm von ihren Albträumen erzählt. Das erklärte, warum er darüber Bescheid wusste.
    „Obwohl der Traum heute Nacht anders war“, sagte er leise.
    Wieder weiteten sich ihre Augen. Dieser Traum war tatsächlich anders gewesen, aber das konnte er unmöglich wissen. Sie hatte ihm nichts davon erzählt. Tamara schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. „Ich kann mich nicht an den Namen erinnern, den ich rufe, aber ich bin sicher, dass er nicht Marquand ist. Warum spielst du solche Psychospielchen mit mir?“
    „Ich will dich lediglich beruhigen. Es stimmt, du hast im Schlaf nie meinen Nachnamen gerufen. Meinen Vornamen hingegen unzählige Male.“ Seine Hand glitt von ihrem Gesicht, um sanft ihr Haar zu streicheln.
    Atemlos flüsterte sie: „Ich kenne deinen Vornamen gar nicht. Deshalb kann das nicht stimmen …“
    „Doch, du kennst ihn, Tamara.“ Sein Blick veränderte sich merklich, als er ihr nun in die Augen schaute. „Du kennst meinen Namen. Sag ihn.“
    Und er hatte recht. Wie aus heiterem Himmel wusste sie auf einmal den Namen, den sie während ihres stetig wiederkehrenden Traumes immer und immer wieder gerufen hatte. Er war ihr so vertraut wie ihr eigener. Der Schleier der Erinnerung hob sich, um der Erkenntnis Platz zu schaffen. Aber er konnte es nicht sein. Sie schüttelte den Kopf. „Du bist nicht …“
    „Ich bin es.“ Seine Hände ruhten nun auf ihren Schultern, und er drückte sanft zu. Innerlich zuckte sie zusammen, weil er damit einen unangenehmen Druck auf die jetzt blauen Stellen ausübte, wo Curtis sie vergangene Nacht festgehalten hatte. Sofort fasste er sie anders an, als hätte er ihr Unbehagen im selben Moment gespürt wie sie selbst.

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