Fantasien der Nacht
rühren, um ihren Morgenmantel zuzuknoten. Indes, sie gehorchten ihr nicht. Seine Augen schienen ihre Brüste förmlich zu verschlingen, und sie wusste, dass sich ihre Brustwarzen unter seinem heißen Blick versteift hatten.
Der Mann befeuchtete sich die Lippen, und sie stand kurz davor, laut aufzustöhnen. Sie schloss die Augen, die sich jedoch weigerten, geschlossen zu bleiben. Gegen ihren Willen öffneten sich ihre Lider wieder.
Sie schaute ihm in die Augen, obwohl sie das Verlangen darin nicht sehen wollte. Zuletzt ruhte sein Blick auf ihrem Hals. Der blaue Fleck, den er dort hinterlassen hatte, schien plötzlich zum Leben zu erwachen. Die Stelle kribbelte, und sie spürte, wie die Muskeln unter der Haut krampfhaft zuckten. Sie sah seinen Adamsapfel hüpfen, als er schluckte. Er schloss kurz die Augen, und als sie sich wieder öffneten, suchten sie Tamaras Blick, um sie daran zu hindern, anderswo hinzuschauen.
Sie erlangte das Gefühl in ihren Armen zurück und raffte den Morgenmantel mit einer Geste zusammen, die ihren Ärger deutlich machte.
„Du“, flüsterte sie. Angst und Verwirrung befielen sie. Noch mehr als das spürte sie jedoch die reine Freude darüber, ihn wiederzusehen. Allerdings war sie nicht gewillt, sich dies anmerken zu lassen. „Was machst du hier?“
Keith
4. KAPITEL
„Ich habe auf dich gewartet“, sagte er leise, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Ihr Verstand rebellierte gegen das, was er damit andeutete. „Das ist doch lächerlich. Wie hättest du wissen sollen, dass ich hier rauskomme?“
Die Intensität seines Blickes, der sich in ihre Augen bohrte, war überwältigend. „Ich habe dich gerufen, Tamara … so wie du mich jede Nacht im Schlaf gerufen hast.“
Ihre Augenbrauen zogen sich so dicht zusammen, dass es schon schmerzte. Sie schüttelte ablehnend den Kopf, während sie ihm ins Gesicht schaute. „Das sagtest du schon. Ich weiß aber immer noch nicht, was du damit meinst.“
„Tamara …“ Er hob im Zeitlupentempo eine Hand, drehte sie anmutig im Gelenk und strich mit der Rückseite seiner langen Finger über ihr Antlitz. Angesichts der schieren Verzückung, die seine Berührung in ihr auslöste, schloss sie unwillkürlich die Augen, ehe sie sich rasch dazu zwang, sie wieder zu öffnen, und einen Schritt zurücktrat.
„Hör auf dein Herz. Es will dir sagen, dass …“
„Dann kenne ich dich tatsächlich!“ Sie hatte das Gefühl, als sei ein Vogel in ihrem Bauch gefangen, der verzweifelt mit den Flügeln schlug. Sie musterte ihn eingehend, als sie versuchte, die Antwort darauf aus den unergründlichen Tie fen seiner Augen zutage zu fördern.
„Dieser Gedanke ist mir schon früher gekommen. Sag mir, wann wir uns begegnet sind, Marquand. Du scheinst mir so … vertraut.“ Vertraut war nicht das Wort, das ihr auf der Zunge gelegen hatte. Vielmehr schien er ihr etwas zu bedeuten – wie jemand, den sie einst zu schätzen wusste; wie jemand, den sie verloren hatte.
Sie sah die Unentschlossenheit in seinen Augen und die Andeutung von etwas, das Leid hätte sein können, bevor er die Lider schloss und den Kopf schüttelte. „Du wirst dich mit der Zeit selbst daran erinnern. Ich kann dir diese Erinnerung nicht aufzwingen – dein Geist ist noch nicht bereit dafür. Im Augenblick kann ich dich bloß bitten, mir zu vertrauen. Ich werde dir keinen Schaden zufügen, Tamara.“
Seine Augen öffneten sich wieder, und sein Blick tanzte über ihr Gesicht. Die Art, wie er sie ansah, gab ihr das Gefühl, als bekäme er nicht genug von ihr, als würde er versuchen, sie mit seinen Augen in sich aufzunehmen.
Sie zwang sich, sich nicht von dieser Gemütsregung mitreißen zu lassen, und erinnerte sich selbst an das Spiel, das er letzte Nacht mit ihr gespielt hatte. Sie richtete sich zu voller Größe auf und reckte ihr Kinn vor.
„Deine Botschaft ist angekommen, Marquand. Daniel weiß von unserem Treffen und deiner kleinen … Darbietung. Ich habe dafür Sorge getragen, dass er alles verstanden hat.“ Während sie sprach, berührten ihre Finger die noch immer gereizte Haut an ihrem Hals. „Allerdings nehme ich an, dass sich dadurch nicht das Geringste ändern wird. Wenn es dich betrifft, hört er nicht auf mich, was dir deutlich machen sollte, wie wenig Nutzen diese Unterhaltung hat. Lass mich damit in Ruhe. Wenn du Daniel etwas mitzuteilen hast, dann sag es ihm selbst.“
Er hörte ihr zu … so gut, dass sie den Eindruck gewann, er hätte ihre Gedanken ebenso vernommen
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