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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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lassen, und wenn es ihn umbrachte.
    „Wirst du mir jetzt sagen, woher wir uns kennen? Wann sind wir einander so nahegekommen? Warum kann ich mich nicht daran erinnern?“
    Er streckte seine Hand nach ihr aus, außerstande, der Versuchung zu widerstehen, sie von Neuem zu berühren. Sein Körper schrie förmlich danach, mit ihrem in Kontakt zu kommen. Er hob ihr Haar und ließ es durch seine Finger gleiten. „Du hast heute Nacht bereits genügend Dinge erfahren, die du verarbeiten musst, Tamara. Dein Verstand wird die Erinnerung freigeben, wenn du sie akzeptieren und verstehen kannst. Es tut mir weh, dir eine Bitte abschlagen zu müssen, aber ich habe das Gefühl, es ist am besten, wenn du dich von selbst daran erinnerst. Frag mich etwas anderes, irgendetwas anderes.“
    Sie legte den Kopf schief, als würde sie seine Worte hinnehmen. Dann sagte sie: „Du hast mir erzählt, dein Vater sei in Paris ermordet worden. War das während der Revolution?“
    Eric seufzte erleichtert. Er hatte gefürchtet, sie könne sich von ihm zurückziehen. Selbst die Stärke ihrer Leidenschaft füreinander hatte sie nicht zu vertreiben vermocht … noch nicht. Er legte einen Arm um ihre Schultern, und sie ließ sich willig von ihm führen. Er geleitete sie hinaus in den Flur und weiter in die Bibliothek, wo er den Schalter betätigte und grelles elektrisches Licht den Raum überflutete.
    Für gewöhnlich hätte er sich nicht damit aufgehalten, sondern einfach eine oder zwei Lampen entzündet. Mit einer Hand deutete er auf das riesige Porträt an der Wand, das seine Eltern zeigte. Man hatte es unmittelbar nach ihrer Hochzeit in Auftrag gegeben, sodass die beiden in der Blüte ihrer Jugend und auf der Höhe ihrer Attraktivität eingefangen worden waren.
    „Deine Eltern?“ Sie hielt die Luft an, als er nickte. „Deine Mutter ist wunderschön, so feine Gesichtszüge und eine Haut wie Porzellan. Du hast das gleiche Haar wie sie.“
    Bei ihren Worten überrollte Eric eine Woge der Erinnerung. Erneut sah er seine zierliche Mutter vor sich, entsann sich der Weichheit ihres Haars und des süßen Klangs ihrer Stimme. Sie hatte sich der Mode, ihr Kind von einer Amme großziehen zu lassen, widersetzt. Sie brachte ihn jede Nacht zu Bett und sang ihm mit dieser lieblichen, einlullenden Stimme vor, bis er einschlief.
    Er hatte nicht bemerkt, dass Tamara ihn anstarrte, bis sie mit einem Mal seine Hand ergriff und die Tränen fortblinzelte, die ihr in den Augen standen. „Du musst sie furchtbar vermissen.“
    „Zumindest ist sie dem blutigen Terror entkommen. Sowohl sie als auch meine Schwester Jacqueline haben bis zu ihrem natürlichen Tod in England gelebt. Mein Vater hatte weniger Glück: Er wurde in Paris enthauptet. Wäre Roland nicht gewesen, wäre mir dasselbe Schicksal zuteilgeworden.“
    „War das der Moment, in dem du … verwandelt wurdest?“ Eric nickte. „Und danach, als du frei warst … warum bist du deiner Mutter und deiner Schwester nicht nach England gefolgt?“
    „Ich konnte anschließend nicht mehr zu ihnen, Tamara. Ich war nicht länger der Sohn und der Bruder, an den sie sich erinnerten – der unbeholfene, schüchterne Außenseiter, der niemals richtig dazugehörte und dem das Selbstbewusstsein fehlte, daran etwas zu ändern. Ich hatte mich verwandelt, war stärker, selbstsicherer, kraftvoller geworden. Wie hätte ich ihnen all diese Veränderungen erklären sollen oder den Umstand, dass ich sie nur des Nachts sehen konnte?“
    „Vielleicht hätte es sie nicht gekümmert“, sagte sie und legte ihm zärtlich die Hand auf den Arm.
    „Oder sie hätten mich gehasst und Angst vor mir gehabt. Das hätte ich nicht ertragen können … die Abscheu in den Augen meiner Mutter zu sehen. Nein, es war einfacher, sie in dem Glauben zu lassen, dass ich tot bin, damit sie ihr Leben weiterleben konnten.“
    Die Nacht erwies sich als einzige Offenbarung. Was sie zunächst geängstigt und schockiert hatte, entpuppte sich nach einer kleinen Weile lediglich als eine weitere einzigartige Besonderheit von Eric Marquand. Er war ein Vampir.
    Sie fragte sich, was das genau bedeuten mochte. Dass die Sonne ihn umbrachte, so wie das Einatmen von Wasser einen Menschen umbrachte? Es bedeutete, dass er menschliches Blut brauchte, um zu existieren. Sie hatte selbst gesehen, wir er daran gelangte. Nicht indem er unschuldige Menschen tötete oder verstümmelte, sondern vielmehr, indem er es aus Blutbanken stahl.
    Während die Stunden der Nacht mit

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