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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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rasender Geschwindigkeit vergingen, erzählte er ihr von der Nacht, in der er seiner Mutter und seiner Schwester bei der Flucht aus Frankreich geholfen hatte und selbst verhaftet worden war. Auf ihr sanftes Drängen hin berichtete er ihr noch mehr aus seiner Vergangenheit.
    Er gab Anekdoten aus seiner Jugend zum Besten, die sie zum Lachen brachten, und sprach von der Liebe zu seiner lange verlorenen Mutter, was ihr die Tränen in die Augen trieb. Er mochte vielleicht kein Mensch sein, aber seine Gefühle waren nur allzu menschlich. Sie spürte einen Schmerz in ihm, der sie selbst zerstört hätte, wäre es ihr eigener gewesen. Wie viele Jahrhunderte fast völliger Einsamkeit konnte ein Mensch ertragen?
    Sie ertappte sich dabei, wie sie ihr Alleinsein mit dem seinen verglich, und fand eine weitere Gemeinsamkeit zwischen ihnen. Als sie schließlich zu ihrem Wagen ging, überwog das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, die Verwirrung über seine wahre Natur bei Weitem.
    Das änderte sich, als sie lange nach Mitternacht nach Hause kam, wo Daniel und Curtis wie Wachhunde auf sie lauerten. „Wo bist du gewesen?“ Sie stießen die Frage fast gleichzeitig hervor.
    „Immer dasselbe Theater“, murmelte sie, ohne ihre verbundene Hand aus der Tasche zu ziehen. „Ich war aus. Ich musste über einiges nachdenken, und ihr beide wisst, wie sehr ich diese kalten Winterabende genieße. Ich habe schlichtweg die Zeit vergessen.“
    Sie war vor Entsetzen sprachlos, als Curtis sie hart am Oberarm packte und dicht zu sich heranzog. Sein Blick brannte auf ihrem Hals; sie wusste, wonach er suchte. „Du hast dich heute Nacht mit Marquand getroffen, nicht wahr, Tammy?“
    „Selbst wenn es so wäre, glaubst du im Ernst, ich würde es dir sagen? Du bist nicht mein Aufpasser, Curtis.“
    Er ließ sie los, drehte sich um und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Daniel trat an seine Stelle. „Liebes, er macht sich bloß Sorgen, genauso wie ich. Ich habe dir bereits gesagt, dass wie fürchten, dass er versuchen wird, dich wiederzusehen. Ich bitte dich, mir zu sagen, falls er das getan hat. Es ist zu deinem eigenen Besten.“
    Sie dachte, wenn sie Daniel die Wahrheit sagte, bekäme er höchstwahrscheinlich einen Herzinfarkt. Sie unterdrückte die Gereiztheit, die beim Gedanken daran, ihm die Wahrheit zu sagen, in ihr aufstieg. Zu lügen war jedoch nicht minder verabscheuungswürdig. „Ich habe mich heute Abend mit niemandem getroffen, Daniel. Ich bin verwirrt und frustriert. Ich musste eine Weile allein sein, ohne dass ihr zwei mir im Nacken sitzt.“
    Das war’s also. Sie hatte es getan. Sie hatte dem Mann, den sie am meisten auf der Welt liebte, eine Lüge aufgetischt. Sie fühlte sich wie ein Judas.
    Curtis schaute sie wieder an. Er ergriff ihren Arm, sanfter diesmal, führte sie zum Sofa und zwang sie, Platz zu nehmen. „Es ist an der Zeit, dass du dir über einige unschöne Dinge klar wirst, Mädchen. Zunächst mal habe ich das Recht, dir diese Fragen zu stellen. Ich liebe dich, du kleiner Dummkopf. Ich habe immer angenommen, dass du es früher oder später selbst erkennen und mich heiraten würdest. In letzter Zeit jedoch benimmst du dich, als wäre ich ein Fremder. Ich bin es leid. Das muss hier und jetzt ein Ende haben. Ich lasse nicht zu, dass sich Marquand zwischen uns drängt.“
    „Dass er sich zwischen uns drängt? Wie könnte er das, Curtis? Es gibt kein uns.“
    Er seufzte frustriert und sah sie an, als wäre sie schwer von Begriff. „Siehst du, was ich meine?“
    Seine Stimme wurde sanfter, und er setzte sich neben sie. „Ganz gleich, was er dir erzählt hat, Tamara, du musst dir stets vor Augen halten, was er ist. Er wird dich mit seinen Lügen so geschickt um den Finger wickeln, dass du ihm jedes Wort glaubst. Er wird dich davon überzeugen, dass er sich um dich sorgt, obwohl es ihm in Wahrheit lediglich darum geht, jegliche Bedrohung auszuschalten, die seine Existenz gefährdet. Und im Augenblick ist Daniel die größte dieser Bedrohungen. Lass dich nicht von seinen Worten in die Irre führen, Tammy. Wir sind diejenigen, die dich lieben. Wir sind diejenigen, die immer für dich da waren, die dich in- und auswendig kennen.“
    Sie wollte etwas darauf erwidern, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    „Ich weiß, was vorgeht“, fuhr Curtis fort. „Sie besitzen erstaunliche psychische Fähigkeiten. Er versucht dich mit einem der ältesten Tricks überhaupt auf seine Seite zu ziehen, Tammy. Da gehe ich jede Wette ein. Er

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