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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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möchte zu ihr gehen. Aber ich glaube, wenn ich ihr jetzt meine Gegenwart aufzwinge, solange sie nicht imstande ist, damit umzugehen, würde das mehr schaden als nützen. Vor allem bei ihrem gegenwärtigen Gemütszustand.“
    Roland nickte. „Ich muss dir zustimmen. Allerdings setzt es dir gehörig zu, nicht zu ihr zu gehen, nicht wahr, Eric?“
    Er seufzte. Sein Blick schweifte zur Decke empor, als er den Kopf zurücklegte. „So ist es. Das Schlimmste ist, dass ich mir noch nicht einmal sicher bin, ob ich ihr wirklich helfen könnte, falls sie bereit wäre, meine Hilfe anzunehmen. Warum schläft sie nicht? Ist es bloß die verdrängte Erinnerung an unsere Treffen, die sie vom Schlafen abhält, oder steckt mehr dahinter? Ist es möglich, dass mein Blut sie irgendwie verändert hat – dass seine Wirkung selbst jetzt, nach all dieser Zeit, noch anhält? Oder leidet sie nur so, weil ich in der Nähe bin? Ginge es ihr besser, wenn ich einmal mehr das Land verließe?“
    „Komm zu Sinnen, Eric! Würdest du sie hilflos in den Händen dieses Schlächters zurücklassen, der sich selbst einen Wissenschaftler schimpft?“
    Eric schüttelte den Kopf. „Nein. Das könnte ich niemals. Wenn mir die Veränderungen an ihr aufgefallen sind, dann müssen sie ihm ebenfalls aufgefallen sein. Es würde mich nicht wundern, wenn er beschließen würde, sie für seine Experimente zu missbrauchen.“
    „Bist du sicher, dass er das noch nicht getan hat?“
    „Ich wüsste zumindest, wenn sie Schmerzen hätte oder leiden würde.“
    „Vielleicht hat er sie betäubt, und sie ist bewusstlos“, mutmaßte Roland.
    „Nein. Sie ruft mich nicht, aber ich spüre sie. Ich fühle die Mauer, die sie errichtet hat, um sich von mir fernzuhalten. Sie wehrt sich schon allein gegen den Gedanken an mich.“ Ein eigenartiger Klumpen saß in seiner Kehle, der ihn zu erstricken drohte, und eine unsichtbare Faust quetschte sein Herz.
    Die Nächte waren am schlimmsten. Tamara hatte sich angewöhnt, abends lange im DPI-Gebäude in White Plains zu bleiben. Dafür gab es mehrere Gründe. Einer war, dass sie nach Sonnenuntergang wesentlich mehr Arbeit erledigt bekam. Gleichgültig, wie ausgelaugt sie körperlich und emotional auch sein mochte, sobald es dunkel wurde, kehrte ihre Energie zurück.
    Sie weigerte sich, dem Drängen ihres Körpers nachzugeben, tagsüber zu schlafen. Sie hatte Daniel davon überzeugt, dass es ihr besser ging, und fürs Erste schien er ihr Glauben zu schenken. Zumindest spionierte er ihr nicht in einem fort nach. Abgesehen davon hatte sie das Haus seit Tagen lediglich verlassen, um zur Arbeit zu gehen.
    Curtis war ein ganz und gar anderes Problem. Wenn sie im Büro war, schaute er drei- bis viermal täglich bei ihr vorbei, und es bereitete ihr einige Mühe, bei seinen Überraschungsbesuchen wach und ausgeruht zu wirken. Seinen lächerlichen Vorschlag, sie möge ihn heiraten, hatte er nicht noch einmal zur Sprache gebracht. Sie war dankbar dafür, wusste sie doch, dass er sie nicht liebte; zudem wohnte nach wie vor genügend Scharfsinn in ihrem umnebelten Hirn, um zu begreifen, was ihn dazu gebracht hatte, ihr dieses Ansinnen zu unterbreiten.
    Er wollte sie vor der vermeintlichen Bedrohung durch Eric Marquand schützen. Er wollte sie vierundzwanzig Stunden am Tag unter seinen Fittichen haben, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Er erkannte, dass sie sich zunehmend seiner und Daniels Kontrolle entzog. Er nahm an, dass es ihm als ihr Gatte möglich wäre, sie bei der Stange zu halten. Sie konnte ihn dafür nicht hassen, schließlich hatte er es nur getan, weil er sie so mochte, und allein seine Sorge um sie hatte ihn dazu gebracht, diese Angelegenheit anzusprechen.
    Sie sammelte die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zusammen und trug sie zum Aktenschrank, um sie dorthin zurückzulegen, wohin sie gehörten. Die Sonne war untergegangen. Sie fühlte sich hellwach, und das ängstigte sie. Wie viel länger konnte sie ohne Schlaf noch durchhalten?
    Eine weitere Frage drängte in ihrem Hinterkopf, eine, die ihr noch mehr Sorgen bereitete als die erste. Sie verdrängte sie, wann immer sie konnte, was sich des Nachts freilich als unmöglich erwies. Warum fühlte sie sich innerlich so leer? Warum vermisste sie Eric so sehr? Das war lächerlich, immerhin kannte sie den Mann kaum. Oder tat sie es doch? Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass ihr das Gefühl, ihn in der Vergangenheit gekannt zu haben, lediglich durch eine Art Hypnose eingepflanzt

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