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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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auf die leichte Schulter zu nehmen. „Das habe ich auch schon das eine oder andere Mal gedacht, Kumpel.“ Sie nahm sein Gesicht näher in Augenschein. Mit elf Jahren war er viel zu jung, um sich mit derlei ernsten Problemen herumschlagen zu müssen. „Erzähl mir davon.“
    „Weißt du noch, dass ich dich gefragt hatte, ob du jemanden kennst, der Eric heißt?“ Sie versteifte sich, nickte aber. „Tja, dann hoffe ich, dass du weißt, wo er wohnt. Wir müssen zu ihm.“
    Sie widersprach Jamey nicht. Sie setzte den Wagen in Bewegung und fuhr rasch die Straße entlang. „Weißt du, warum?“
    Jamey schloss seine Augen und rieb sich über die Stirn, als täte sie ihm weh. „Ich glaube, dass jemand vorhat, ihn umzubringen.“
    „Mein Gott.“ Sie trat das Gaspedal bis zum Boden durch und schaltete höher.
    „Es spukt in meinem Kopf herum, seit ich das Telefon aufgelegt habe. Ich werde keine Ruhe davor haben, wenn wir nicht dorthin gehen – aber das ergibt keinen Sinn.“
    „Warum?“
    „Weil … ich das Gefühl habe, dass er längst tot ist.“
    Sie holte alles aus dem Käfer heraus, was ihr möglich war, und der Wagen vibrierte vor Anstrengung. Trotzdem dauerte es zwanzig Minuten, bis sie das große Tor am Ende von Erics Auffahrt erreichten. Tamara schrie fast auf, als sie Curtis’ Auto entdeckte, und fuhr aufs Geratewohl auf den Seitenstreifen. Sie trat auf die Bremse, schaltete den Motor aus und riss den Verschlag auf. Sie rannte zum Tor; Jamey folgte ihr auf dem Fuße.
    Das Tor war mit etwas Schwerem zertrümmert worden. Die hübschen filigranen Rankenmuster waren verbogen, einige sogar zerbrochen. Das Portal stand offen, und der elektronische Kasten im Inneren war zertrümmert worden; Bestandteile des Geräts lagen im Schnee verstreut. Eine einzelne Fußspur führte die Auffahrt hinauf zum Haus.
    „Eric!“ Tamaras Schrei hallte in der Stille wider, als ihr plötzlich dämmerte, was hier gerade vorging. Eine kleine feste Hand packte die ihre und zog sie durch das Tor.
    „Komm schon, Tam. Komm schon, beeil dich!“
    Tamara kämpfte gegen die Tränen an, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie weiter unkontrolliert über ihr Gesicht rannen. Sie gewahrte kaum, wo sie ihre Füße aufsetzte, als sie ungestüm loslief, nur geleitet von diesem festen Griff. Erics burgartiges Haus lag direkt vor ihnen, ein tränenverschwommener Berg grob behauener Steinquader. Innerhalb von Sekunden hatten sie die gähnend weit offen stehende Eingangstür erreicht.
    Sie wischte sich über die Augen und trat hastig durch die Tür. Das Wohnzimmer sah aus, als hätte darin ein Wahnsinniger gewütet. Vielleicht war es ganz genau das, was hier geschehen war. Die kostbaren antiken Möbel lagen umgestürzt da; einige waren zertrümmert worden. Einem der Stühle fehlte ein Bein. Auf dem Parkettboden verteilten sich Vasenscherben. Schwere Tischchen mit Marmorplatten lagen herum wie gefällte Bäume.
    Beinahe blind stolperte sie weiter, durchquerte das Esszimmer, wo ein Kandelaber durchs Fenster geworfen worden war, und betrat die Küche, wo jemand mehrere Schranktüren aus ihren Angeln gerissen hatte. Das Geräusch zersplitternden Glases drang an ihr Ohr, und sie wandte sich um, um eine Tür zu entdecken, die ihr vorher nicht aufgefallen war; sie stand weit offen, und dahinter war eine Treppe, die nur hinunter in den Keller führen konnte.
    Die Geräusche kamen aus der Dunkelheit dort unten herauf, und eine Hand aus Eis würgte ihr die Luft ab. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo sich Erics Sarg befand, aber wenn sie eine Vermutung anstellen sollte, hätte sie auf den Keller getippt. Sie näherte sich der Tür.
    Als sich mit einem Mal eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie so heftig zusammen, dass sie beinahe die Treppe hinuntergefallen wäre. Gleichwohl, Jameys andere Hand gab ihr Halt. „Ich rufe die Polizei“, sagte er leise zu ihr.
    „Gut. Bleib bei der Haustür, und warte dort auf die Cops, okay?“
    Er schaute zu ihr auf, ohne ihr jedoch zuzustimmen. Stattdessen verharrte er am oberen Ende der Treppe, als sie langsam die Stufen hinabstieg. Als ihre Füße kurz darauf auf eine andere Oberfläche traten, erkannte sie, dass sie unten angelangt war. Die Luft dräute vor Schwärze und dem durchdringenden Aroma verschütteten Weins. Glas zersplitterte, und sie zwang sich, in Richtung des Lärms zu gehen.
    „Curtis!“ Sie schrie seinen Namen, und der Krach brach unvermittelt ab. Sie stand reglos da. „Hör auf damit,

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