Fantasien der Nacht
Schwätzchen mit hereinzukommen. Obgleich ein wenig durcheinander, nahm Kathy Bryant ihre Geschichte, ohne nachzufragen, hin.
Es war kurz nach fünf Uhr am Nachmittag, als Tamara schließlich wieder bei Erics Eingangstor anlangte.
Keith
13. KAPITEL
Eric öffnete die Augen und wurde sich allmählich des Geruchs von Schmutz um sich her bewusst. Er ruhte in unbequemer Lage auf dem rauen Holzfußboden seiner Geheimkammer statt auf dem Satinbett darüber. Er runzelte die Stirn, sein Kopf noch immer nicht ganz klar, und drückte seinen Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
Er entsann sich des plötzlichen Gefühls von Gefahr, das ihn aus den Tiefen seines todesähnlichen Schlafes in einen Zustand von Beinahe-Wachsein befördert hatte. Automatisch hatte er mit seinem Zeigefinger auf den versteckten Knopf gedrückt, um sich hier hinunterfallen zu lassen. Jetzt war er in Sicherheit und das Gefühl tödlicher Gefahr verschwunden.
Eric stellte sich auf den kleinen Hocker, der sich für ebendiesen Zweck in der Kammer befand, und langte nach oben, um den Handgriff an der Unterseite seiner Matratze zu fassen zu bekommen. Er zog ihn nach unten und griff dann noch höher, um das Schloss des Deckels zu erreichen. Einen Moment später schwang er sich hinaus und landete leichtfüßig auf dem Boden.
Er stimmte seine Sinne ab, und als er keine Bedrohung wahrnahm, ging er durch den Raum hinüber zu dem Sarg, den Roland auf einer Bahre aufgestellt hatte. Er klopfte an den Deckel und war nicht überrascht, als Roland aus einer versteckten Klappe der Bahre selbst hervorkam anstatt aus dem polierten Hartholzdeckel.
Er richtete sich auf und strich über seine zerknitterten Kleider. „Was, in Gottes Namen, ist geschehen?“
„Ich bin mir nicht sicher.“ Eric stand reglos da. „Tamara ist hier.“
Roland konzentrierte sich ebenfalls. „Und noch andere mehr. Drei – nein, vier andere Personen. Jetzt sind sie fort.“
Nickend entriegelte Eric die Tür. Rasch durchschritten sie den dunklen Gang. Eric betätigte den Mechanismus und presste von innen gegen das Weinregal, das den Zugang zur Geheimkammer verbarg. Es gab ein paar Zentimeter nach und verklemmte sich dann. Er drückte stärker und zwang die verborgene Tür auf. Beide Männer hielten inne, als sie den Keller betraten.
Die elektrische Glühbirne über ihnen schien grell. Was vormals ein gut bestücktes Weinregal gewesen war, lag jetzt in Trümmern; bloß eine oder zwei Flaschen waren heil geblieben. Das Aroma stürmte auf Eric ein und ließ ihn schwindelig werden, bis er die Plastikeimer auf dem Fußboden stehen sah, die bis zum Rand mit Glasscherben und Holzstücken gefüllt waren.
Ein alter Besen und eine Kohlenschaufel lehnten gegen einen der Eimer. Der Boden unter seinen Füßen war feucht von Wein. Ein anderer Duft stieg Eric in die Nase; er wirbelte herum und entdeckte sogleich den kleinen Fleck an der Wand nahe der Geheimtür. Er wusste, dass es Blut war. Tamaras Blut.
Er eilte die Treppe hinauf, durchquerte das Haus und kam schlitternd zum Stehen, als er den Salon betrat.
Tamara war gerade dabei, die beiden hinteren Beine eines schweren Tisches auf den Boden zu stellen. Sie fuhr mit den Fingern über die abgesprungene Kante und seufzte schwer, als sie sich bückte, um eine antike vergoldete Uhr aufzuheben. Sie hielt die Apparatur an ihr Ohr und legte sie dann vorsichtig auf den Marmortisch. Eric blickte sich im Raum um und erkannte, dass sie einen Großteil des Schlamassels schon wieder in Ordnung gebracht hatte.
Sie wandte sich leicht zur Seite, sodass er die dunkellila Haut an ihrem Kinn ausmachte, und hob einen umgestürzten Stuhl auf, um ihn an seinen angestammten Platz zurückzustellen.
„Tamara.“ Er trat langsam auf sie zu.
Beim Klang seiner Stimme schaute sie auf und warf sich ihm in die Arme. Er spürte ihre Tränen und das Zittern, das geradewegs aus dem Zentrum ihres Körpers zu kommen schien. Kein einziger Teil von ihr war ruhig. Er schloss seine Arme so fest um ihre schmale Taille, wie er es eben wagte, und hielt sie fest. Roland hatte den Raum mittlerweile ebenfalls betreten und betrachtete schweigend den angerichteten Schaden.
„Wer ist hierfür verantwortlich?“ Eric trat gerade weit genug zurück, um mit sanften Fingern ihr Kinn anzuheben und ihr verletztes Gesicht in Augenschein zu nehmen.
„Es war … es war Curtis. Aber es geht mir gut, Eric. Es ist halb so schlimm, wie es aussieht.“
Erics Zorn sorgte dafür, dass ihm die
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