Fantastik AG

Fängen des Höllenfürsten Schruuug zu befreien, mit
hundertfünfzig tapferen Getreuen in die Metaphorische Hölle gezogen, wo sie
gegen zweitausend Dämonenkrieger angetreten und erwartungsgemäß bis auf den
letzten Mann niedergemacht worden waren.
    Dergleichen Beispiele für gut gemeintes, aber spektakulär
gescheitertes Heldentum fanden sich reichlich in der Historie der Fernen
Länder, und Theodor fühlte sich nicht unbedingt berufen, sich in diese
Tradition einzureihen.
    Er fand keine Lösung – bis ihm das
Schicksal half, und es half ihm ironischerweise in der letzthin ein wenig aus
der Form geratenen Gestalt von Eralkes, dem Unbesiegten Helden.
    Einen Tag vor dem nächsten Treffen der Rebellen, als der Student schon fast an der Unmöglichkeit ihres
Vorhabens verzweifeln wollte, war er gerade zufällig zugegen, als
Eralkes, vor dem Wunderspiegel auf der Couch quallengleich ausgebreitet, etwas
aus seiner mit Milch und giftgrünen Knusperflocken gefüllten Schüssel zog und
eloquent feststellte: »Ist ja lol, hab ich schon drei von.«
    Â»Was ist das denn?«, fragte Theodor.
    Â»Aus soner Serie. Die gefährlichsten Bösewichter aller Zeiten, oder
so.«
    Es war eine kleine Plastikfigur,
deren aufgemalter grimmiger Gesichtsausdruck keinen Zweifel daran ließ, dass es
sich hier um einen der wahrhaft furchtbarsten Schurken aller Zeiten handelte.
Auf der Schulter trug sie einen Plastikbaumstamm, fraglos, um damit Unheil und
Verwüstung anzurichten.
    Â»Und wer soll das sein?«, fragte Theodor, die Figur betrachtend.
    Â»Keine Ahnung«, meinte Eralkes. »Steht auf der Schachtel.«
    Theodor nahm die Knusperflockenschachtel und las auf ihrer
Rückseite: Hol das Böse zu dir nach Hause! Sammeln, tauschen,
fürchten!
    Du brauchst sie einfach alle!
    Darunter waren zehn Figuren abgebildet, eine gruseliger als die
andere. Theodor las: Trouk, der Kannibale, Etzrulon, der
Würger, Häma, die Blutige …
    Der Student las den nächsten Namen.
    Er verglich die Figur mit der Abbildung.
    Â»Homur!«, rief er. »Ich glaube, du solltest dir das hier
ansehen!«
    Â»Also noch mal«, sagte
der Riese. »Das«, er zeigte auf die Figur, »soll ich sein.«
    Â»So steht es auf der Verpackung«, meinte der Student. »Homur, der
Entsetzlich Große Riese.«
    Â»Und dieses Ding saugt mich aus?«, fragte Homur mit einem
unheilvollen Funkeln in den Augen.
    Â»Sozusagen, ja, aber …«
    Mit einem Aufschrei, in den sich gleichermaßen Zorn und Triumph
mischten, schmetterte Homur die Figur auf den Boden und sprang auf ihr herum.
Dabei rief er: »Siehst du, was passiert? Siehst du, was passiert, wenn du
versuchst, Homur den Riesen auszusaugen? Siehst du, was passiert?«
    Der Anfall dauerte einige Minuten, dann beruhigte sich der Riese und
gab Theodor die Figur oder das, was von ihr übrig war, zurück.
    Â»Gut«, sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wie
funktioniert das jetzt genau mit dem Aussaugen?«
    Â»Ich bin mir nicht ganz sicher.
Ich bin kein Experte für solche Phänomene. Der Professor hätte wahrscheinlich
etwas gesagt wie: Durch die massenweise Verfügbarkeit findet eine
Assimilierung statt. Das, was wir die originäre Person nennen, wird magisch
aufgespalten und fließt ab, bis die Niveaus angeglichen sind. Dann kommt der
Prozess zum Stillstand.« Er überlegte. »Hm. Das klang eigentlich gar nicht so
dumm.«
    Â»Mal abgesehen davon«, sagte der Riese, »dass ich kein Wort
verstanden habe: Wie werde ich wieder groß?«
    Â»Ich weiß es wirklich nicht. Dafür müssten wir den Energiefluss
umkehren, aber ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren könnte. Und es gibt
sicherlich Tausende dieser Figuren …«
    Â»Entschuldigung«, unterbrach ihn Eralkes. »Ich würde jetzt
wirklich gerne in Ruhe Wähl den Superwichtel sehen.
Könnt ihr euch also bitte woanders unterhalten?«
    Theodor sah den Helden an. Etwas in seinem phantastisch geschulten
Gehirn hatte gerade laut und deutlich klick gemacht.
Er sah den Riesen an. Zum zweiten Mal rastete etwas ein. Er sah die Figur an
(sie trug jetzt einige Abdrücke von Homurs Gebiss). Der dritte Treffer.
    Â»Ich glaube«, sagte Theodor, »ich habe einen Plan.«
    Am nächsten Tag präsentierte er den Rebellen seinen Plan.
Die Kobolde und Zirkel hörten ihm mit ernsten Mienen zu,