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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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seinem
Entspannungssessel, nur noch empfänglich für seine siebenundfünfzig
Lieblingswunderspiegelsendungen, die so vielsagende Titel trugen wie ›Voll
irre! Der Schratenspsychiater‹, ›Seht euch diese Trottel an – Zyklopen zu
Hause‹, oder ›Heimliche Küsse im Gehölz – Die romantische Waldwichtelsoap‹.
    Dann kam schließlich der Tag, an dem sich alles
entscheiden sollte. Die Rebellen trafen sich zu einer letzten Besprechung in
einem ihrer Geheimverstecke und gingen die Einzelheiten des Plans noch einmal
genau durch.
    Â»Ich habe uns die hier besorgt«, sagte Mercedes und legte einige
knopfartige Gegenstände auf den Tisch. »Darüber können wir in Kontakt bleiben.
Man steckt sie sich ins Ohr und kann über weite Strecken miteinander sprechen.
Sie sind leicht magisch, aber es ist offiziell genehmigte Koboldmagie, also
sollte das kein Problem sein. Es war nicht leicht, sie zu beschaffen.«
    Die Kobolde überprüften ihre Ausrüstung, luden ihre Musketen,
nervliche Anspannung knisterte.
    Â»Mercedes«, wandte sich der Student an die Koboldin, »bevor es
losgeht … ähm …«
    Leutnant Daumenschraube sah ihn lächelnd an.
    Â»Ja?«
    Â»Ich meine … falls es schiefgehen sollte … und wir … ähm, ich
wollte dir sagen …«
    Â»Entschuldigung«, kam Zirkel dazwischen, »aber wie lädt man diese
Dinger?«
    Mercedes nahm dem Wichtel die Muskete ab, lud sie mit einer
routiniert-schnellen Folge von Handbewegungen und gab sie ihm zurück.
    Â»Also dann«, grinste Zirkel. »Worauf warten wir noch?«
    Er hob seine Muskete in die Höhe und rief:
    Â»Rebellion oder Stumpfsinn!«
    Â»Rebellion oder Stumpfsinn!«, wiederholten die Kobolde im Chor.
    Â»Was wolltest du sagen?«, fragte Mercedes.
    Â»Ã„hm«, sagte der Student schüchtern. »Viel Glück.«
    Mercedes lachte.
    Â»Danke. Dir auch. Dir auch viel Glück, Theo.«
    Wähl den Superwichtel wurde an
diesem Tag aus der Open-Air-Fantastik- AG -Arena
übertragen. Homur war als Elfter an der Reihe. Vor ihm traten unter anderem
zwei herzige Gnomenzwillingsmädchen auf, die einen affektierten Kitsch mit
Seifenblasen tanzten und dafür großen Zuspruch vom Publikum ernteten, außerdem
Olko, der allesfressende Troll, der sich inzwischen irgendwo im sanitären
Bereich erbrechen mochte, sowie Himpfut, der flötenspielende Elf, der
schließlich von der Bühne gepfiffen worden war, nachdem er seinen Vortrag zum
fünften Mal unterbrochen und mit den Worten »zu Hause hat es noch geklappt«
von vorne angefangen hatte.
    Die Kandidaten mussten sich einer dreiköpfigen Jury stellen, die die
Auftritte bewertete und kommentierte. Vorsitzender dieser Jury war Fechus, der
Elf, der seinen seriösen Anzug trug und fast noch mehr grinste als sonst.
    Das zweite Jurymitglied war eine hübsche Elfe namens Eloquentia, die
vor allem hübsch war und meistens – sofern überhaupt – Sätze formulierte wie:
»Mir fehlen jetzt echt die Worte. Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll.
Ich bin sprachlos.«
    Auf dem dritten Jurystuhl saß Max Danger. Sein Agent hatte ihm den
Job als Vorbereitung auf sein Comeback verschafft, nachdem Danger sich von dem
traumatischen Erlebnis bei den Dreharbeiten zu Eralkes –
Strahlender Held einigermaßen erholt hatte. Erst im letzten Moment war
er, auf mysteriöse Weise, praktisch vom Grillrost der Zyklopen in seinen
Trailer zurückteleportiert worden, den er dann für die nächsten zwei Monate
nicht verlassen hatte, weil, seiner Meinung nach, draußen Zyklopen auf ihn
warteten, die ihn bei lebendigem Leib fressen wollten, was seiner Überzeugung
nach Teil oder sogar eigentliches Ziel einer sorgfältig eingefädelten
Verschwörung einer international operierenden gnomischen Geheimorganisation
war. Während dieser Zeit der inneren Einkehr
ließ er Bart- und Haupthaar, Fuß- und Zehennägel munter sprießen und
urinierte in Novia-Quellwasserflaschen, die er sammelte und sorgfältig
beschriftete.
    Und nun saß er, wieder halbwegs zivilisiert, angeödet auf seinem
Platz in der Jury, sah den armseligen Nobodys und Möchtegerns dabei zu, wie sie
sich zum Affen machten, und verbarg seine Abscheu hinter einem professionellen
Lächeln.
    In der Garderobe half der Student Homur dabei, die
himmelblaue Fliege seines

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