Fantastik AG
niemand lachte, was
dem Studenten ein gutes Zeichen zu sein schien.
»Und?«, fragte er, als er mit seinem Vortrag fertig war. »Was
meint ihr?«
Alle schwiegen.
SchlieÃlich sagte einer der Kobolde:
»Das ist der bescheuertste Plan, den ich je gehört habe.«
»Vollkommen beknackt«, meinte ein zweiter.
»Total irrsinnig«, nickte Mercedes.
»Absolut undurchführbar.«
»Unmöglich.«
»Jaja, okay«, sagte der Student enttäuscht. »Habâs schon
kapiert.«
»Ich bin dabei«, verkündete einer der Kobolde.
»Ich auch«, ein zweiter.
»Ich auch.«
»Und ich!«
»Wann geht es los?«
Sie klopften dem Studenten auf den Rücken, schüttelten ihm die Hand,
hoben ihre Musketen und nicht viel hätte gefehlt, und sie hätten in die Luft
geschossen.
»Glückwunsch«, lächelte Mercedes. »Du hast uns begeistert. Nichts
schätzen wir Kobolde so sehr wie total irrsinnige, absolut undurchführbare
Pläne.«
Der Plan des Studenten bestand eigentlich aus zwei separaten Plänen,
die jeder für sich von zweifelhaften Erfolgsaussichten waren, aber perfekt
aufeinander abgestimmt ausgeführt werden mussten.
Die eine Hälfte des Plans würde Mercedes mit ihrer Truppe erledigen.
Um die andere wollte sich der Student kümmern.
Schon Phase 1 des Vorhabens war heikel. Es galt, Homur seine Rolle
zu erklären.
»Homur«, begann er, »wenn ich
dir jetzt etwas mitteile, versprichst du mir, dann nicht zu versuchen, mich zu
erwürgen?«
»Ja, in Ordnung«, antwortete Homur, »warum sollte ich dich
erwürgen wollen?«
»Gut. Ich habe dich bei Wähl den Superwichtel angemeldet.«
Der ehemalige Riese sprang ihm an die Kehle.
»Warte, lass mich erklären«, keuchte der Student. Mit
übertrollischen Kräften gelang es ihm, sich aus dem Würgegriff Homurs zu
befreien.
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte er und rieb sich den Hals,
»zumindest die einzige, die mir einfällt, dir wieder zu deiner alten GröÃe zu
verhelfen.«
»Was?«, fragte der Riese. »Indem ich mich vor ganz Sternheim zum
Idioten mache?«
»In gewisser Weise ja. Hör zu. Ich bin mir selbst nicht
hundertprozentig sicher, aber ich glaube, es könnte klappen. Du musst mir
einfach vertrauen.«
»Hm«, sagte der Riese, wenig begeistert.
»Homur macht bei Wähl den Superwichtel mit?«, mischte sich Eralkes ein. »Das ist doch super! Was kann er denn?«
»Wieso, was soll er können?«, fragte der Student.
»Na ja, wenn er bei einer Talentshow mitmacht, muss er doch
irgendwas besonders gut können.«
Das stimmte zweifellos, aber Theodor hatte sich über diesen nicht
unwichtigen Punkt bislang noch keine Gedanken gemacht.
Homur überlegte.
»Ich kann Städte dem Erdboden gleichmachen«, sagte er. »Burgen
zerschlagen, Heere aufreiben. So was.«
Der Student kratzte sich am Kopf.
»Hm«, sagte er. »Und was sonst noch?«
»Wie ist es mit Singen?«, schlug Eralkes vor.
»Oh ja. Singen kann ich gut. Ich habe mit meinem Gesang die Mauern
der Festung Dauerstein zum Einsturz gebracht.«
»Dann lass mal hören«, sagte Theodor.
Homur, der Vormals Wirklich Sehr GroÃe Riese hob an zu singen (es
war traditionelles Riesenliedgut):
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»Fleisch und Bein schlag ich zu Brei,
Mensch und Zwerg und Gnom und Ãlf,
Wo Riesen gehn, geht alls entzwei,
Umsonst gewinselt âºGnade! Hülf!â¹
Â
Erde bebt, Paläste stürzen,
Könge machen sich ins Hemd,
Wenn Riesen Land mit Blute würzen,
mancher schon sich totgeflennt.«
Die Wirkung, die von Homurs Gesang ausging, war auÃerordentlich,
vor allem, weil er seine martialischen Verse mit dem reinsten
Wichtelknabensopran vortrug, der auch dem Heiligen Dom von Drachingen
andächtige Ehre gemacht hätte.
Eralkes wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Wenn du später reich und berühmt bist«, schluchzte er, »vergiss
uns nicht.«
Bis zur (von ihm so bezeichneten) heiÃen
Phase des Plans unternahm der Student noch einige Versuche, Professor
Welk, der inzwischen morgens, mittags und abends je drei Calmirex⢠einnahm, für
die Sache der Rebellen zu gewinnen.
Es waren vergebliche Mühen â der Dozent lag zugedröhnt, blödselig
lächelnd und schlaff wie ein wirbelloser Grottenwurm in
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