Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
Wichtelknabenmatrosenanzugs zu binden.
    Â»Gehn wir es noch mal durch«, sagte er. »Wenn Fechus dich fragt:
›Und lieber Homur, was möchtest du heute für uns machen?‹ Was sagst du dann nicht ?«
    Â»Dir den Kopf abreißen und damit Fußball spielen«, antwortete
Homur mit den Augen rollend.
    Â»Sondern?«
    Der Riese wand sich.
    Â»Ja?«
    Â»Sondern ich möchte … euch ein … schönes Lied … aus meiner Heimat …
singen«, brachte Homur gequält hervor. An seinem Gesichtsausdruck war die
Anstrengung abzulesen, die es ihn kostete, diesen Satz auszusprechen.
    Â»Ausgezeichnet«, lobte der Student.
    Â»Aber später …«, sagte Homur.
    Â»Was?«
    Â»Köpfe abreißen«, sagte der Riese, seine Zähne entblößend.
    Â»Jaaaein«, schränkte der Student ein, »innerhalb eines … gewissen
Rahmens des Vertretbaren.«
    Er zog sich in eine Ecke des Raums zurück, tippte leicht gegen sein
rechtes Ohr und sagte leise:
    Â»Mercedes. Wie sieht es bei euch aus?«
    Es rauschte kurz in seinem Ohr, dann antwortete die Koboldin laut
und deutlich über Magiefunk: »Bisher läuft alles nach Plan. Wir sind durch
den Zaun. Bewegen uns auf das Zielobjekt zu. Wie geht es bei euch?«
    Â»Noch alles gut. Bis auf Eralkes sind wir alle einigermaßen
gefasst.«
    Er warf dem Helden einen Blick zu. Eralkes hatte es sich nicht
nehmen lassen wollen, bei Homurs sensationellem Wunderspiegeldebüt live dabei
zu sein. Jetzt lief er nervös an seinen Nägeln kauend im Kreis herum und
wiederholte unablässig: »Ohmeingottohmeingott, ich bin ja so aufgeregt,
ohmeingott, ich bin ja so aufgeregt!«
    Â»Okay«, sagte Mercedes. »Wir melden uns wieder, wenn wir drin
sind.«
    Â»Okay«, bestätigte der Student.
    Auf einem Wunderspiegel hinter der Bühne verfolgten er, Homur und
Eralkes, wie Herr Brombur, der Feuer speiende Zwerg, seine Nummer beendete, in
deren Verlauf er mehr oder weniger spektakulär seiner Augenbrauen und seines
Zwergenbartes verlustig gegangen war. Müder Applaus tröpfelte.
    Brombur trat schüchtern an, um sich dem gerechten Votum der Jury zu
stellen.
    Â»Ich sag mal so«, begann Max Danger, sich lässig zurücklehnend,
»als dein Bart angefangen hat zu brennen und du dich schreiend auf dem Boden
gewälzt hast, das hat mich schon irgendwie begeistert. Aber ich muss sagen,
insgesamt hat mich deine Nummer eher kalt gelassen.«
    Herr Brombur nickte und sah beschämt auf seine Schuhe.
    Â»Mir fehlen die Worte«, gestikulierte Eloquentia ausdrucksstark,
»ich bin sprachlos.«
    Das schien ihr gesamter Beitrag zu sein, und er enthielt fraglos
mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.
    Â»Danke, dass du bei Wähl den Superwichtel mitgemacht hast, Herr Brombur!«, grinste Fechus, der Niedere Organisator.
»Aber wir müssen dir leider mitteilen: Du kommst nicht in die
Auswahlrunde!«
    Geknickt schlich Herr Brombur, der Feuer speiende Zwerg, von der
Bühne. Nur der Geruch verbrannten Zwergenhaars, der noch einige Zeit in der
Luft hängen blieb, erinnerte wehmütig an seine dreieinhalb Minuten flüchtigen
Wunderspiegelruhms.
    Â»Der Nächste bitte!«, sagte Fechus.
    Der Koboldgefreite Reißnagel mochte seinen Job. Trotz
fortgeschrittenen Alters und langer Dienstzeit hatte er es nicht bis zu einem
der höheren Ränge in der Koboldmilitärhierarchie gebracht, für deren Inhaber
beruflicher Erfolg vor allem darin bestand, dass man möglichst viele
Untergebene möglichst laut und oft anschreien und schikanieren konnte.
    Das wäre nichts für Reißnagel gewesen, der die Ansicht vertrat, dass
ein paar zusätzliche Sterne auf der Uniform kaum die Unannehmlichkeiten eines
stressbedingten Magengeschwürs oder das vorzeitige Ableben durch einen
cholerischen Schlaganfall wert waren.
    Den Kopf unten und das Maul halten, war sein schlichtes Motto – so
konnte man es sich in dem Beruf ganz bequem machen und mit etwas Glück sogar
alt werden.
    Und hin und wieder das eine oder andere Saufgelage mit den
gleichrangigen Kameraden, bei dem man sich deftig über die Offiziersstreber und
großkopferten Generäle auslassen konnte, die große Klappen, aber von nichts
eine Ahnung hatten.
    Koboldgefreiter Reißnagel ließ es
gern gemütlich angehen, und dieser Abend war ganz nach seinem Geschmack. Es war
ein friedlicher Samstagabend, die ganze

Weitere Kostenlose Bücher