Fantastik AG
keine
derartigen Probleme hatte, »früher oder später müssen wir in die Wohnbereiche
kommen. Und Sie haben sicher von den prächtigen Hallen von Zeherkzal gelesen.«
»Solange sie nur hoch genug sind,
müssen sie meinetwegen nicht unbedingt auch noch prächtig sein«, sagte Theodor,
richtete sich in Erwartung der prächtigen hohen Hallen von Zeherkzal auf und
stieà mit dem Kopf gegen die Decke des Ganges.
Kleine Gesteinsbrocken rieselten herab â die Schädel von Steintrollen
sind erwartungsgemäà ziemlich hart.
Bald gewann der Gang sowohl an Breite als auch an Höhe, was es dem
Studenten nach und nach erlaubte, eine bequemere Haltung einzunehmen.
Sie mussten sich jetzt den bewohnten Gebieten von Zeherkzal nähern,
denn der Weg verzweigte sich immer häufiger oder wurde von anderen Seitengängen
gekreuzt.
Professor Welk schien sich hier unten bestens auszukennen. Ab und zu
blieb er kurz an einer Kreuzung stehen, murmelte Unverständliches in seinen
Gnomenbart und schritt dann forsch in einen neuen Gang voran, als gehe er
diesen Weg bereits zum hundertsten Mal.
Endlich traten sie in eine groÃe Halle und schritten zwischen
mächtigen Säulen einher.
Theodor hielt ehrfürchtig den Atem an.
Wie viele Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte emsiger Zwergenarbeit
mochten nötig gewesen sein, diesen gewaltigen Raum zu schaffen?
In der Wand auf der anderen Seite befand sich ein Tor, vor dem zwei
kleine Gestalten Wache hielten. Näher betrachtet, handelte sich bei ihnen
natürlich um Zwerge, echte Zwerge, die bei der Ankunft der beiden Fremden ihre
beeindruckenden Streitäxte präsentierten.
Einer von ihnen trat vor, verneigte sich leicht und sagte etwas,
das Theodor nicht verstand. Zwar konnte der Student einigermaÃen Zwergisch
lesen, hatte bisher aber nachvollziehbarerweise kaum Gelegenheit gehabt, es
gesprochen aus dem Mund eines richtigen Zwergs zu vernehmen.
Professor Welk erwiderte die Verbeugung des Zwergs. Auch wenn ihm
äuÃerlich nichts anzumerken war, bebte er doch im Innersten vor Aufregung. Es
wäre kaum übertrieben zu sagen, dass er sein ganzes Leben auf einen Moment wie
diesen gewartet hatte.
»Gruà mit euch, die ihr Zwerge seid«, sagte er in perfektem
Zwergisch, »möge der Berg euch seine Schätze nicht verwehren und mögen eure
Stollen tief reichen und allzeit drachenfrei sein. Wir, die wir Fremde sind,
bitten um die Gewährung des Gastrechts im Königreich Zeherkzal.«
Das ernste Gesicht des vorderen Zwergs verzog sich zu einem Lächeln,
und er klopfte dem Professor anerkennend auf die Schulter. Jemand, der ein so
einwandfreies Zwergisch sprach und die feinen Sitten so gut zu beachten wusste,
konnte kein schlechter Mensch bzw. Gnom sein.
Man gab ihnen zu Ehren ein Empfangsbankett in der
Festhalle von Zeherkzal, das für zwergische Verhältnisse geradezu opulent ausfiel.
(Denn Zwerge sind gemeinhin weniger für üppige Gastfreundschaft als für ihre
Sparsamkeit, um nicht zu sagen: ihren sprichwörtlichen Geiz ,
bekannt.)
Während Theodor mit einem persönlichen Forschungsprojekt beschäftigt
war â seine wissenschaftlich anspruchsvolle Fragestellung lautete ungefähr:
Wie viele gegrillte Hühnchen passen in den
Magen eines ausgehungerten Steintrolls? â, unterhielt sich Professor
Welk mit dem König von Zeherkzal, einem freundlichen alten Zwerg. Er sah
jedenfalls alt aus â das Lebensalter ist eine schwer zu bestimmende GröÃe bei
einem Volk, das ausnahmslos lange graue Bärte trägt. Mangels Sprachkenntnissen
vermochte der Student der offenbar sehr angeregten Diskussion nicht zu folgen.
Manchmal nickte ihm der König aufmunternd zu oder wies ihn auf eine Speise hin,
die er noch nicht probiert hatte. Einmal, nach einer offenbar erheiternden
Bemerkung des Professors, sah der Zwerg Theodor lachend vom anderen Ende der
Tafel her an, ballte eine Hand zur Faust, umfasste seinen Bizeps und zeigte
dann anerkennend auf Theodor, eine Geste, die anscheinend auf die Kraft des
ehemaligen Studenten, jetzt Trolls, anspielte. Theodor lächelte freundlich
zurück und erhöhte die Antwort auf obige Frage vorläufig auf dreieinhalb.
Steintrolle, so lautete ein weiteres, ihm zu diesem Zeitpunkt allerdings
noch nicht bekanntes Ergebnis seines Forschungsprojekts, zeigen während der
Nahrungsaufnahme nur eine sehr geringe Neigung zu Misstrauen.
Später,
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