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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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gibt.«
    Â»Und was genau ist Ihre, ähm, Funktion?«, fragte Professor Welk.
Er hätte ebenfalls eindeutig auf Tod spekuliert.
    Â»Meine Funktion?«, lachte das Ziegenwesen. »Sagte ich das nicht
gerade? Ich bin der Fährmann. Wer auf die andere Seite zu gelangen wünscht,
der steige in mein Boot.«
    Â»Und was, o Fährmann«, sagte der Professor, »erwartet uns auf der
anderen Seite?«
    Â»Das herauszufinden liegt bei euch. Auf diese Frage zu antworten
ist nicht mein Teil. Ich bin nur der Fährmann.«
    Professor Welk überlegte einen Augenblick.
    Â»Ich denke, wir nehmen Ihr Angebot an«, sagte er schließlich.
»Bringen Sie uns auf die andere Seite.«
    Â»Dann steigt in das Boot, Reisende.«
    Theodor stand bereits mit einem Bein im Boot, als ihm plötzlich
etwas einfiel.
    Â»Moment mal«, sagte er, »und was genau ist der Preis, den wir für
die Überfahrt zu entrichten haben?«
    Â»Dies ist die Stunde nicht und nicht der Ort, den Preis zu zahlen
noch den Lohn zu empfangen für die Entscheidung, die ihr trefft.«
    Â»Aha«, sagte Theodor und wandte sich flüsternd an den Professor:
»Ich kann mir nicht helfen, aber mein Vertrauen in dieses Angebot ist
einigermaßen begrenzt.«
    Â»Was schlagen Sie vor?«, antwortete der Professor. »Zurück in
den Hörsaal?«
    Der Kahn glitt sanft schaukelnd durch das Wasser,
vorangetrieben durch die gleichmäßigen Ruderstöße des Fährmanns. Über ihnen
spielten die bläulich schimmernden Spiegelungen der Wellen an der Höhlendecke.
    Â»Verlangen oft Reisende, über den See gesetzt zu werden?«, fragte
Professor Welk.
    Â»Nein«, meckerte der Fährmann. »Ihr seid die Einzigen seit
Anbeginn der Zeiten und werdet die Einzigen gewesen sein am Ende aller
Zeiten.«
    Â»Ah«, sagte der Professor, und der Student dachte: Ein einträgliches
Geschäft, ganz offensichtlich. Vielleicht sollte er noch jemanden einstellen,
um den Touristenandrang bewältigen zu können.
    Â»Der Übergänge sind unzählbar viele«, sagte der Fährmann, »einsam
sind die Wege. Dies ist der eure. Ich habe auf euch gewartet.«
    Â»Und was ist, wenn …«, begann der Student. »Was ich sagen wollte,
ist Folgendes: O Fährmann, wenn uns danach verlangt zurückzukehren, wirst du
da sein?«
    Der Fährmann schwieg, als hätte er
die Frage nicht gehört, und Theodor wagte es nicht, sie ein zweites Mal zu
stellen.
    Hinter der Biegung verengte sich die Höhle zu einem
schmalen Tunnel. Das Licht wurde schwächer. Nach einer Weile sagte Theodor:
»Ziemlich dunkel hier.«
    Er winkte mit der Hand vor seinen Augen, ohne das Geringste zu
sehen. »Wie wäre es, o Fährmann«, sagte er, »könntest du nicht eine Laterne
anzünden?«
    Â»Ich bedarf nicht des Lichtes, den Weg zu finden«, entgegnete der
Fährmann.
    Seltsamerweise waren die Geräusche des Wassers, das leichte Schlagen
der Wellen an den Bootsrand, das gurgelnde Eintauchen des Ruders, nicht mehr zu
hören. Es schien Theodor, als glitte der Kahn jetzt lautlos auf nichts als der
Finsternis dahin.
    Â»Wir sind am Ziel«, sagte schließlich der Fährmann.
    Theodor versuchte vergeblich, irgendwelche Formen in der Schwärze zu
erkennen.
    Â»Hier steige ich nicht aus«, sagte er. »Ich kann nicht das kleinste
bisschen sehen.«
    Das Boot schaukelte kurz, dann hörte Theodor die Stimme des
Professors aus der Finsternis sagen: »Kommen Sie ruhig, es ist ganz
ungefährlich.«
    Der Student erhob sich seufzend in dem schmalen Kahn. Mit der
sicheren Erwartung, in eiskaltes tiefes Wasser oder ins Nichts zu stürzen, ließ
er sich in das Dunkel fallen.
    Zu seiner Erleichterung endete sein Sturz ins Ungewisse bereits nach
wenigen Zentimetern auf einem Steinboden. Vorsichtig machte er einige tastende
Schritte vorwärts, begleitet von der ständigen Furcht, jeden Augenblick auf
einen klaffenden Abgrund zu stoßen, der sich plötzlich vor seinen Füßen auftun
und ihn verschlingen würde.
    Jetzt erst fiel ihm ein, dass sie das Gepäck im Hörsaal liegen gelassen
hatten, das Gepäck, in dem sich unter anderem auch zwei Taschenlampen befanden.
    Â»Das hat so keinen Zweck«, sagte
er. »Wer weiß, was in dieser Dunkelheit auf uns lauert. He, Fährmann,
wie geht es jetzt weiter?«
    Aus dem Dunkel kam keine

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