Fantastik AG
schattenhafte,
menschenähnliche Gestalt. Das Wesen drehte seinen Kopf hin und her, als hielte
es nach etwas Ausschau, und einen Moment lang glaubte Theodor, einen
durchdringenden Blick zu spüren, obwohl an der Gestalt keine Augen zu erkennen
waren. Kälte strömte von der Erscheinung aus.
Dann fiel das schattenhafte Nichtwesen in die Lache zurück, die
innerhalb weniger Augenblicke ganz verschwand.
»Was war denn das?«, hauchte Theodor. Er bemerkte erst jetzt,
dass eine seltsame Lähmung seinen ganzen Körper ergriffen hatte, die sich nur
langsam wieder löste.
»Ich wiederhole mich ungern, aber: Ich weià es nicht. Mein
persönliches Gefühl sagt mir jedoch: Nichts Gutes. Gleiche Frage bei
höchstwahrscheinlich gleicher Antwort: Was ist das?«
Professor Welk zeigte auf einen kleinen, rechteckigen Gegenstand,
der auf dem Boden zurückgeblieben war.
Theodor hob das Objekt auf. Es war eine metallene Plakette mit
eingestanztem Text.
Der Student las:
Â
© FANTASTIK AG. PROD.NR.: DRC4 6984VR9
Der Zwergenkönig und sein Gefolge erwarteten sie am
unteren Ende der Treppe.
Nachdem der Professor und Theodor aufgebrochen waren, hatten die
Zwerge eine kleine vorgezogene Trauerzeremonie für die tapfer
gefallenen Helden abgehalten. Ein Ausgang des Unternehmens, der ohne
Heldentod auskam, war denkbar, aber realistisch gesehen eher unwahrscheinlich.
Der König hatte sogar bereits zwei Urnen anfertigen lassen, um darin
symbolisch die beiden vom Drachen eingeäscherten Abenteurer zu bestatten.
»Seien wir ehrlich«, hatte er gesagt, »ihre tatsächlichen Chancen
sind bemerkenswert gering. AuÃerdem haben sie nicht einmal wie echte
Drachentöter ausgesehen. Besonders der Gnom machte auf mich den Eindruck, als
sei er etwas, nun ja, verwirrt.«
Als das Wüten des Drachen nachgelassen hatte, waren die Zwerge leise
die Treppe hinabgestiegen, um vorsichtig die neue Situation zu begutachten.
Erfahrungsgemäà rechneten sie damit, dass die neue
Situation sich folgendermaÃen darstellen würde:
Drache: 17 (=15+2), Drachentöter: 0.
Mit umso gröÃerem Erstaunen registrierten die Zwerge die zwei
Gestalten â eine groÃe und eine kleine â, die nun auf sie zukamen.
»Ihr seid nicht ⦠ich meine ⦠ihr lebt?«, staunte der König und
bedeutete zweien seiner Begleiter unauffällig, die Urnen hinter dem Rücken zu
verstecken.
Es waren schlichte, sehr preiswerte Urnen, und der König hatte geplant,
sie später von der Steuer abzusetzen, als betriebliche Ausgaben im weitesten
Sinne.
»Das heiÃt ⦠der Drache ist tot?«, fragte er ungläubig.
»Sozusagen«, antwortete der Professor.
Als sie die Halle betraten, hielt der König inne und sah
sich verwundert um.
»Müsste hier nicht etwas mehr Drache herumliegen?«, fragte er.
»Das ist es, was ich mit sozusagen meine«, erklärte Professor Welk. »Der Drache ist verschwunden. Er hat sich
gewissermaÃen aufgelöst.«
»Aufgelöst? Ah, ich verstehe. Magie.«
»Nicht direkt, nein. Euer Majestät, wenn Sie mir einige Fragen über
den Drachen beantworten könnten, wäre das sehr hilfreich. Zum einen ⦠Euer
Majestät?«
Der Blick des Königs hatte sich plötzlich verklärt. Er und sein
Gefolge bewegten sich, als würden sie an unsichtbaren Schnüren dorthin gezogen,
auf den jetzt drachenfreien Berg von Schätzen zu, der in der Mitte der Halle
angehäuft war.
»Den Göttern sei Dank«, rief der
König mit vor Rührung fast versagender Stimme, »es ist noch alles da!
Jedenfalls«, fügte er in sachlicherem Tonfall hinzu, »sieht es ganz so aus.
Wir müssen sofort eine Inventarliste aufstellen.« Er erteilte seinen
Begleitern einige diesbezügliche Befehle und wandte sich dann wieder den beiden
vermeintlichen Drachentötern zu.
»Mir fehlen die Worte«, strahlte er und schüttelte Theodor und dem
Professor überschwänglich die Hände. »Mir fehlen die Worte, um euch in
angemessener Weise meinen Dank auszusprechen.
Seid versichert, dass ihr auf ewige Zeiten einen Platz als Helden in der
zwergischen Geschichtsschreibung einnehmen werdet. Und zur Belohnung für die
bestandenen Gefahren dürft ihr euch jeweils einen Gegenstand aus dem Schatz
aussuchen.«
Es war dem Gesichtsausdruck des Zwergs anzusehen, dass er dieses
erschreckend groÃzügige
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