Fantastik AG
linke Unterschenkelknochen.
Der Student nahm einen Knochen.
Nicht den!, rief der Dozent. Das ist der rechte Oberarmknochen! Meine Güte. Ihre Kenntnisse in
Elfenanatomie gehören dringend aufgefrischt!
Schon gut, sagte der Student, dann lege ich ihn eben zurück.
Tun Sie das nicht! Einen einmal gewählten
Knochen müssen Sie auch werfen. Wenn Sie ihn zurücklegen, bedeutet das einen
automatischen Grschoutou für Ihren Gegner.
Also soll ich ihn werfen?
Ja!
Der Student warf den Knochen.
Der Professor stöhnte telepathisch.
Ein Gnaur! Jetzt haben wir einen Rhun und
einen Gnaur! Damit haben wir praktisch schon verloren.
»Schturn noo Gdnaur Hoom, Schroamun urmaol znur, uurloum guur«,
sagte die Babo.
Sie fragt: Ob der sympathische junge Mann
persönlich Thymian als Grillgewürz vorzieht oder Oregano, übersetzte der
Professor.
Es lief nicht gut. Theodor hatte zwar keine Kenntnis auch
nur der elementarsten Regeln des Grschoutou und konnte einen dreifachen Grokuz nicht von einem einfachen Narou unterscheiden,
aber die bei mindestens jedem zweiten Wurf auf mentaler Wellenlänge gesendeten
Klagelaute des Professors zeichneten einen deutlichen Trend in der
Wertentwicklung der Aktie Theodor Welks Zukunft :
fallend.
In dieser Situation war es durchaus von Vorteil, dass Theodor kein
Zyklopisch verstand, denn so blieb es ihm erspart, die Gespräche der Zyklopen
mitverfolgen zu müssen, die damit begonnen hatten, die besten Rezepte für die
Zubereitung von Trollen auszutauschen.
Dann wendete sich plötzlich das Blatt.
Theodor hatte gerade einen Auzom geworfen,
der, wie der Professor erklärte, das genaue Gegenteil von dem war, was sie im
Moment brauchten.
Hätten Sie nicht einen Bunauz werfen können
oder einen â¦
Der Professor unterbrach sich. Stille trat ein. Vor Theodors
geistigem Auge erschien eine schwarze Fläche, über die aus irgendeinem
technischen Grund seitenweise grün gefärbte Zahlenreihen und
Buchstabenkombinationen liefen.
Professor Welk dachte.
Der Datenstrom verdichtete sich und kristallisierte schlieÃlich zu
einem definierten Endergebnis, dessen Erscheinen sich der Student nicht anders
denken konnte als von einem metallisch ausschwingenden Diinnng begleitet.
Ich habe einen Plan, sagte der
Professor.
Das habe ich gemerkt, antwortete Theodor. Ihm war ein wenig
schwindelig.
Wenn Sie das nächste Mal dran sind, nehmen
Sie den Gruorz. Das ist der Schädel.
Die Babo würfelte.
Sie hat jetzt einen dreifachen Aulou, in
Kombination mit einem Zur. Aber das ändert nichts. Nehmen Sie den Grourz.
Theodor streckte die Hand nach dem Schädel aus.
»Taur nu schrul mouamar noz?«, fragte die Babo.
Theodor zog die Hand zurück.
Was hat sie gesagt?
Sie hat Sie gefragt, ob Sie wirklich schon
aufgeben wollen. Aber lassen Sie sich nicht verunsichern. Nehmen Sie den Gruorz
und würfeln Sie.
Theodor nahm den Schädel und hielt ihn zögernd in der Hand.
Worauf warten Sie?
Ist das hier so eine Alles-auf-eine-Karte-setzen-Nummer?
Nein, entgegnete der Professor. Das hier ist, was übrig bleibt, wenn man alles auf eine Karte
gesetzt und verloren hat. Aber es könnte funktionieren.
Mit welcher Wahrscheinlichkeit?
Das wollen Sie nicht wirklich wissen.
Würfeln Sie.
Die Zyklopen standen schweigend im Kreis um die beiden Spieler
herum.
Am Himmel hatte die Sonne ihren Zenit erreicht und sandte drückende
Hitze herab. Müde Luftwirbel taumelten benommen über den staubigen Platz vor
der Zyklopenhöhle. Grillen zirpten ein dramatisches Crescendo.
»Mnnnnn nnn mnmn mmmnn nnnmnm«, sagte Eralkes, nur um auch etwas
beizutragen.
Theodor warf den Schädel.
Die Zeit verlangsamte sich.
In Zeitlupe rollte der Grourz über den Sand und blieb, mit leise
schleifendem Geräusch auf der Schädeldecke ausdrehend, zwischen den anderen
Knochen liegen.
Die Babo sah auf das Spielfeld hinab.
Ihre Lippen bewegten sich stumm und die Ringe an ihrem Handgelenk
klapperten, als sie nachdenklich mit gespreizten Fingern die Knochen abzählte.
Plötzlich hielt sie inne.
Ihr Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln. Sie nickte dem
Studenten anerkennend zu.
»Grschoutou«, sagte sie.
»Grschoutou«, wiederholten die Zyklopen im Chor, »Grschoutou,
Grschoutou.«
Dazu stampften sie mit ihren FüÃen den Takt, dass die Erde bebte.
Was ist jetzt?, fragte Theodor. Haben wir gewonnen?
Ja. Der Professor
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