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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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sabotieren, indem sie Materialtransporte überfielen und Arbeiter fraßen oder
ins Tal hinabwarfen. Die Bedenkliche Treppe blieb
unvollendet und wurde später wie gesagt Teil des Pilgerpfads zum Verlorenen Tempel .«
    Â»Aber heutzutage sind Riesen ja bekannterweise längst ausgestorben,
oder?«, fragte Theodor hoffnungsvoll und blickte sich zur Sicherheit um, nur
für den Fall, dass sich trotzdem ein Riese unbemerkt angeschlichen haben
sollte.
    Â»Das sollten Sie eigentlich besser wissen!«, antwortete der
Professor. »Natürlich sind Riesen nicht ausgestorben.
Aber denken Sie daran: Wenn Sie sie in Ruhe lassen, dann tun sie Ihnen auch
nichts.«
    Â»Wirklich?«, fragte der Student ungläubig.
    Â»Nein«, lachte der Professor. »Das war ein Witz. Wie Sie sehen,
bin ich nicht so humorlos, wie Sie denken.«
    Â»Ich merk’s schon«, seufzte der Student und schnürte seine Schuhe.
»Da ist dem Showbusiness ein großes Talent vorenthalten worden.«
    Endlich hatten sie die letzte Stufe bewältigt.
    Theodor ließ sich schwerfällig auf den Boden sinken.
    Â»Ich hoffe, das war es erst mal mit Treppen«, sagte er.
    Â»In der Hinsicht kann ich Sie beruhigen«, antwortete Professor
Welk. »Ab jetzt geht es ohne Treppen weiter.«
    Â»Ein Glück«, sagte der Student.
    Â 
    Â»Denn nach der Ermüdenden Treppe kommet die
Sänkrechte Want des Todes …«
    (Die Verschollenen Chroniken, S. 578)
    Theodor sah an der Felswand hinauf.
    Â»Auf keinen Fall klettere ich da hoch«, stellte er mit Nachdruck
fest.
    Â»Von hier
unten sieht es höher aus, als es tatsächlich ist«, behauptete der Professor.
»Es sind nur knapp dreihundert Meter.«
    Â»Ach so, nur dreihundert Meter!«,
entgegnete der Student. »Und ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    Er kniff die Augen zusammen.
    Â»Da oben ist jemand«, sagte er.
    Tatsächlich: Hoch oben hing eine winzige Gestalt in der Felswand,
vor dem Hintergrund mächtiger Gesteinsmassen ins Mikroskopische geschrumpft,
wie ein Insekt, das an der Mauer einer Kathedrale hinaufklettert.
    Â»Das scheint Eralkes zu sein«, sagte der Professor.
    Â»Und er hängt offenbar fest«, meinte Theodor. »Jedenfalls bewegt
er sich nicht.«
    Der Professor formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und
rief:
    Â»Herr Eralkes! Ist alles in Ordnung?«
    Der Ruf verhallte in zahllosen Echos.
    Nach kurzer Zeit kam von oben eine Antwort, von der Entfernung
ausgehöhlt und vom Wind davongetragen: » …aun … ahr … knecht … ber … heiten …
mern … er … türe … ören …«
    Â»Ich habe kein Wort verstanden«, sagte Professor Welk.
    Â»Ich schon. Er sagt traun, fürwahr, er käme bestens allein zurecht,
der Pferdeknecht und der Dorfschreiber sollen sich um ihre eigenen
Angelegenheiten kümmern und nicht seine Aventüre stören. Ich spreche
mittlerweile fließend Heldisch.«
    Â»Ich glaube«, sagte der Professor, die Augen mit der Hand
beschattend, »wir sollten ihm trotzdem helfen. Sind Sie schon einmal
geklettert?«
    Â»Nein. Und ich versichere Ihnen feierlich, dass ich hier und jetzt
auch nicht damit anfangen werde.«
    Â»Hm«, machte der Professor, und in seinen Augen funkelte es
plötzlich wieder listig, wie damals bei dem Drachen von Zeherkzal.
    Â»Haben Sie eigentlich schon Ihre Zwischenprüfungsklausur
geschrieben?«
    Â»Professor«, sagte Theodor, »ich hasse Sie.«
    Â»Hervorragend«, lobte Professor Welk, »Sie kommen gut
voran. Nur nicht nach unten sehen.«
    Der Dozent schwebte einige Meter vom Studenten entfernt in der Luft.
Sein wurzelhölzerner Zauberstab glühte magisch.
    Â»Könnten Sie bitte aufhören, das zu sagen«, schnaufte Theodor. »Ich
versuche gerade zu vergessen, dass es überhaupt so etwas wie unten gibt.«
    Er suchte mit den Fingern nach einem Ansatzpunkt in der Felswand und
zog sich einen halben Meter aufwärts.
    Eigentlich ging es gar nicht so
schlecht, dachte er, jedenfalls bei Weitem besser, als er befürchtet hatte.
Wenn nicht die große Höhe und die beständig drohende Gefahr des Absturzes
gewesen wären, hätte es ihm vielleicht sogar Spaß gemacht.
    Es lag an seinen Steintroll-Genen.
    Steintrolle haben eine natürliche Affinität zu allen Arten von
Gestein, Geröll und Mineralien, und manche von ihnen, besonders die tief

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