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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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qualifizierte
Bemerkung, die insgesamt allerdings wenig Beachtung fand.
    Die Zyklopen diskutierten aufgeregt miteinander.
    Ganz in der Nähe der Höhle begann ein schmaler Pfad, der durch das
Gras des Talkessels lief, bevor er sich in der Entfernung zwischen Felsmassen
verlor.
    Auf diesen Pfad deutete der Häuptling jetzt und sagte:
    Â»Babo.«
    Plötzliche Stille breitete sich
aus. Theodor glaubte in den Gesichtern der Zyklopen etwas wie Furcht erkennen
zu können.
    Â»Babo«, wiederholte der Häuptling und nickte einem der Zyklopen
zu.
    Der Angeredete blickte sich überrascht um und deutete mit dem Finger
auf sich selbst, eine Geste, die ohne Zweifel bedeuteten sollte: »Wer?
Ich?«
    Â»Rooogun«, bestätigte der Häuptling, und nach einem kurzen, aber
vergeblichen Protest machte sich der Zyklop auf den Weg.
    Würden Sie mir bitte erklären, was
hier vor sich geht, dachte der Student.
    Es ist bemerkenswert. Die mentale
Stimme des Professors vibrierte vor intellektueller Begeisterung. Wenn ich richtig verstanden habe, wollen sie die Babo holen. Die
Babo, das Wort bedeutet in etwa Mutter des Schicksals, ist eine weise alte
Zyklopin, die bei ihrem Stamm die Aufgaben einer Schamanin, Heilerin und
Zauberin wahrnimmt. Ihre Autorität übersteigt nicht selten die des Häuptlings.
Ich hätte niemals zu träumen gewagt, einer wirklichen Babo zu begegnen. Ich gestehe,
einigermaßen aufgeregt zu sein.
    Ja, dachte der Student, ich bin ebenfalls ziemlich nervös. Wenn
auch aus anderen Gründen.
    Quälende Minuten bangen Wartens verstrichen.
    Endlich erschienen dort, wo der Pfad das Felsendunkel verließ, zwei
Gestalten und kamen langsam näher.
    Die vordere, erkannte der Student, war kleiner als die übrigen
Zyklopen und nur etwa halb so groß wie diese – womit ihre Körpergröße immer
noch gute zwei Meter betrug. Sie stützte sich auf einen knorrigen Stab und ging
in gebeugter Haltung dem Zyklopen voran, den der Häuptling entsandt hatte.
    Als die Babo in den Kreis der Zyklopen trat, verstummten sie und
blickten scheu zu Boden. Selbst der Häuptling schien eingeschüchtert.
    Â»Guur nann boron …«, begann er, aber die Babo schnitt ihm mit
einer knappen Geste das Wort ab, ließ ihn stehen und schritt zielgerichtet auf
den Studenten zu.
    Sie kommt hierher, dachte Theodor, was soll ich tun?
    Nichts, antwortete der Dozent. Warten Sie einfach ab.
    Bei dem Studenten angekommen, ließ sich die Babo im Schneidersitz
nieder. Dann holte sie eine hölzerne Pfeife und einen Tabaksbeutel aus der
Ledertasche, die sie über ihrer Schulter trug, und begann sich in aller Ruhe
eine Pfeife zu stopfen.
    Auf ein Wort von ihr brachte der Häuptling einen glimmenden Ast, an
dem sie die Pfeife anzündete. Sie machte ein paar Züge, blies einen großen
Rauchring in die Luft und sah den Studenten an.
    Die drei Minuten, die Theodor unter dem Blick der schweigenden Babo
verbrachte, gehörten zu den merkwürdigsten seines ganzen Lebens.
    Die Babo schien uralt zu sein. Ihre Haut hatte die Kontur des
versteinerten Holzes urzeitlicher Wälder, ihr Haar war schneeweiß und verfilzt,
aber ihr großes Zyklopenauge wirkte seltsam alterslos. Es war, als blicke es
von jenseits der Zeit in die Welt der flüchtigen Erscheinungen und des
scheinbaren Wandels. Es war ein Blick, vor dem man sich nur schwer behaupten
konnte.
    Theodor beschlich das Gefühl, einer
Autorität gegenüberzusitzen, deren Entscheidungen, mochten sie auch hart
ausfallen, nie das Angemessene verfehlen würden. Bemerkenswerterweise ging mit
diesem Gefühl eine Art schicksalsergebener Sicherheit einher. Hier würde er mit
Ausreden wie »Ähm, ich dachte mein Referat ist erst nächste Woche« nicht weit
kommen. Sollte die Babo beschließen, ihn auf die heutige Speisekarte der
Zyklopen zu setzen, dann hätte das fraglos seine Richtigkeit.
    Die alte Zyklopin machte einen tiefen Zug und blies eine große
Rauchwolke in Theodors Richtung, die nach verbranntem Ziegenhaar und Pech roch.
    Der Student hustete.
    Die Babo lachte und entblößte dabei die einsamen gelben Überreste
ihres Gebisses.
    Â»Nnuou Gdnaur Hoom, Schroamun Gna Umoonuar«, sagte sie, »Uumo
Charku Rhaaromu Grauroub Brouza Zaurmunm Gna Umoonuar.«
    Ihre Stimme knarrte wie altes Ziegenleder.
    Der Professor lachte in Theodors Gedanken.
    Sie hat gerade gesagt, Sie seien ein
sympathischer

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