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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Aura ging
von der schwarzen Spalte aus, dazu ein Geruch, gegen den der Dunst der
Zyklopenhöhle wie eine nasenschmeichelnde Aromatherapie wirkte.
    Â»Walpurgisch Fratzengeisterspiel, unmündige Kinder und Toren zu
schrecken«, verkündete Eralkes, stapfte in den dunklen Eingang und war nach
wenigen Schritten in den Schatten verschwunden.
    Â»Wussten Sie eigentlich«, dozierte Professor Welk, »dass der Name Eralkes bedeutet: ›Der sinnlos Wagende‹?«
    Â»Ein passender Name«, nickte der Student, »ein überaus passender
Name.«
    Â»Es ist als Auszeichnung zu verstehen.
Der Name zeigt an, dass sein Träger jenseits der trivialen Alltagswirklichkeit
steht.«
    Ein grauenvolles, Gehörgänge zersägendes, Gehirnwindungen
verdrehendes Kreischen kam aus der finsteren Höhle.
    Â»Vielleicht sollte jemand die triviale Alltagswirklichkeit auf
seinen Sonderstatus hinweisen«, sagte Theodor.
    Â 
    Â»Und Theodor und der Professor traten aus dem Licht
des Tags ins grause Dunkel, ins Dunkel der Albtraumhaften Tunnel des Wahnsinns.
O forchtbar schlockerndes Gebein! O namenlos Entsetzen, unaussprechlich
Schaudern! (usf.)«
    (Die Andern Verschollenen Chroniken, S. 163)
    Â»Das war das
Grauenhafteste, das ich je erlebt habe«, sagte der Student, als sie auf der
anderen Seite wieder in den hellen Sonnenschein traten. Er war totenbleich,
seine Knie zitterten.
    Â»Aber es war auch lehrreich«, behauptete Professor Welk. »Haben
Sie gesehen, wie …«
    Â»Bitte, ich möchte nicht darüber reden«, rief Theodor und hielt
sich mit den Händen die Ohren zu.
    Â»Es war jedenfalls sehr tapfer, wie Sie Eralkes im Kampf gegen den Bestialischen Würgewurm beigestanden haben.«
    Der unsterbliche Held war inzwischen wieder vorausgeeilt. Er hatte
sich mit den Worten verabschiedet, es sei zwar eines Helden Pflicht, sich der
Schwachen anzunehmen, er könne aber seine Tage nicht damit verbringen, auf
einen törichten Troll und einen greisen Gnom aufzupassen.
    Â»Beigestanden? Das Vieh hatte ihn praktisch schon
runtergeschluckt!«
    Â»Und es war, wie gesagt, sehr mutig von Ihnen, dass Sie ihn aus dem
Schlund gezogen haben. Ich könnte Ihnen dafür einen Leistungsnachweis für das
Modul F III , Monstrositäten der Fernen Länder,
ausstellen. Sagen wir … Zwei minus.«
    Â»Zwei minus? Ich wäre fast dabei draufgegangen!«
    Â»Für eine wirklich gute Note würde ich schon erwarten, dass Sie mir
den korrekten wissenschaftlichen Namen und die genaue Klassifikation nennen
können.«
    Â»Als Sie mich danach gefragt haben, stand ich unter Schock, wir
sind einen stockfinsteren Höhlengang entlanggerannt, hinter uns war der
Würgewurm her und ich war von Kopf bis Fuß mit dem übel riechenden Schleim
dieser Kreischenden Schleimmotten bedeckt!«
    Â»Prüfungsangst ist nichts, wofür Sie sich schämen müssen«, meinte
der Professor nachsichtig und fügte hinzu: »Jedenfalls wissen wir beim
nächsten Mal, was uns erwartet.«
    Theodor starrte ihn an.
    Â»Welches nächste Mal?«, fragte er entsetzt.
    Â»Na ja«, antwortete der Professor, »auf dem Rückweg.«
    Â»Das ist der grauenhafteste Tag, den ich je erlebt habe«, stöhnte
der Student.
    Ein zweiter Besuch der Albtraumhaften
Tunnel des Wahnsinns blieb ihm aber erspart, denn nachdem sie noch das Unerfreuliche Dornendickicht und die Brücke
der Angst bewältigt hatten (wer sich für Details interessiert, sei an
die Verschollenen Chroniken verwiesen, S. 583ff.),
stießen sie auf die Neue Umgehungsroute . Die Neue Umgehungsroute führte durch eine breite Schlucht, die
an einigen Stellen so aussah, als wäre sie in das Gebirge hineingesprengt
worden. Am Grund der Schlucht liefen Eisenbahnschienen entlang.
    Â»Was ist das?«, fragte Theodor, auf die Schienen zeigend. »Die Eisenbahnstrecke des Entsetzens ?«
    Â»Das … wird in den Verschollenen Chroniken nicht erwähnt«,
antwortete der Professor. »Eigentlich sollte sich hier die Schlucht
der Grausamen Wächter befinden.«
    Â»Welch Verlust!«, sagte der Student bedauernd.
    Sie folgten dem Fußweg, der neben den Schienen angelegt worden war,
und nach einer Viertelstunde hörten sie hinter sich ein lautes Pfeifen.
    Â»Da kommt eine Eisenbahn«, sagte Theodor.
    Es war eine nostalgisch gebaute Dampflokomotive. Professor Welk und
der Student blieben stehen und

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