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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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verarmt und dem Spuk so laufend neues, stufenweise noch
verblödeteres und verblödenderes Material liefert, welches dieser wieder
zurückspiegelt und so weiter.
    Merkwürdigerweise,
wie ich am eigenen Gehirn nachvollziehen konnte, wird der beschriebene Prozess
durchaus als angenehmes Erlebnis wahrgenommen, vergleichbar etwa dem bei einer
rasanten, immer schnelleren Talfahrt empfundenen, stimulierenden Kitzel (siehe
auch: Weg des geringsten Widerstands sowie Freier Fall).
    Vermittels
des beschriebenen Rückkopplungseffektes scheint das geistige Vermögen (I wie
Intelligenz) in Korrelation zur Zeit (t) in der Tat exponentiell zu
schrumpfen, sodass sich folgende Kurve ergibt:

    Durch
die Degeneration der Intelligenz werden jedoch nicht nur zunehmend dümmere
Ideen produziert, es werden im selben Ausmaß auch fruchtbare und kreative
Denkpotentiale vernichtet, wodurch die an diese gebundene magische Energie
freigesetzt wird (vgl. Zerstreuungstheorie).
    Diese
Energie scheint weder im Wunderspiegel™ zu verbleiben noch vom Spuk konsumiert,
sondern an einen anderen Ort weitergeleitet zu werden – zu welchem Zweck ist
gegenwärtig noch unklar.
    Zudem
beschränkt sich der Spiegel offenbar nicht ausschließlich darauf, die Dummheit
des Betrachters zu reflektieren, sondern durchsetzt diese hin und wieder mit
mehr oder weniger unterschwelligen Botschaften (vgl. Mediale Kuckuckseitheorie),
die wohl als eine verschleierte Art von Propaganda zu betrachten sind.
    Â»Sie meinen, wie diese Horugel-Bräu-Sache?«, fragte der
Student.
    Â»Ganz genau«, bestätigte der Professor.
    Â 
    Angesichts
der intimen Beziehung, die zwischen dem Zuschauer und dem untoten Substanzlosen
Spuk aufgebaut wird, scheint mir eine spätere Untersuchung des Wunderspiegels™
auch aus psychonekromantischer Sicht (vgl. Todestrieb) empfehlenswert.
    Â»Das hört sich ja alles furchtbar an«, sagte Theodor.
»Dieses Ding verwandelt unser Gehirn in einen Zombiefriedhof, saugt uns die
Magie ab und erklärt uns dann, welches Haarshampoo wir benutzen sollen?«
    Â»So kann man es auch formulieren.«
    Â»Und haben Sie ebenfalls in den Spiegel geblickt?«
    Â»Ja.« Die Miene des Professors
verklärte sich. »Ich habe eine spannende und aufwändig produzierte
Dokumentation über den Vierzehnten Felfenkrieg gesehen, Infotainment erster
Güte, mit grandiosen Spezialeffekten, presented by Lugu Hirnlöfel, dem seriösen
Wissenschaftsstar, bekannt aus …«
    Der Professor räusperte sich.
    Â»Es war natürlich alles vollkommen reißerisch aufgemacht«, beeilte
er sich verlegen hinzuzufügen, »grob vereinfachend bis zur
Geschichtsverzerrung …«
    Lautes Schreien und Poltern kam aus der Nachbarwohnung, die sich
Homur und Eralkes teilten. (Der Student nannte es die WG des Fusionierten
Größenwahns. )
    Â»Winzlurch!«, hörten sie Homur brüllen.
    Â»Unhold!«, entgegnete Eralkes.
    Â»Grottenassel!«
    Â»Finsterling!«
    Dann polterte es wieder.
    Theodor und der Professor eilten nach nebenan, wo sie die beiden im
Wohnzimmer fanden.
    Sie wälzten sich ineinander verstrickt auf dem Boden und deckten
sich gegenseitig mit Schlägen, Tritten und wüsten Beschimpfungen ein.
    Dem Studenten fiel es mit seinen Steintrollkräften nicht schwer, die
beiden voneinander zu trennen.
    Â»Was ist hier los?«, fragte der Professor.
    Â»Er hat angefangen!«, behauptete Eralkes und zeigte mit dem
Finger auf Homur.
    Â»Stimmt überhaupt nicht!«, rief der ehemalige Riese.
    Â»Stimmt wohl!«
    Â»Stimmt nicht!«
    Theodor
rollte mit den Augen. Er entsann sich einer tausendversigen Passage aus »Des
Sängers Sagentruhe«, in der die legendäre Begegnung zwischen dem Helden und
dem Riesen in den Gewitterbergen und der sich anschließende drei Tage und drei
Nächte tobende Kampf mit epischem Pathos geschildert wurde. In Anbetracht der
aktuellen Vorkommnisse schien es ihm, als hätte sich der unbekannte Verfasser
der »Sagentruhe« bei seiner dramatischen Ausgestaltung einiges an
dichterischer Freiheit herausgenommen.
    Â»Worum geht es denn eigentlich?«, wollte Professor Welk wissen.
    Â»Er lässt mich nicht in Ruhe Wunderspiegel™ sehen!«, beklagte
sich Eralkes.
    Â»Er hat schon die ganze Zeit gekuckt!«, rief der Riese. »Jetzt
bin ich dran!«
    Â»Was haben Sie denn gesehen?«, fragte der Professor.
    In den Augen

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