Fantastik AG
Aufsichtsrat hat mich in
seiner unendlichen Gnade zum Niederen Organisator in Sternheim ernannt!«
»Was ist mit deinen Ohren passiert?«, fragte Homur.
Fechus tastete nach seinen Ohren, die mit weiÃen Verbänden umwickelt
waren.
»Plastische Chirurgie!«, verkündete er. »Spitze Ohren sind
heutzutage unmöglich!«
Es war unwahrscheinlich, dass er jemals einen Satz aussprechen
würde, der ohne ein Ausrufezeichen auskäme.
»Sie haben sich Ihre Elfenohren umoperieren lassen?«, fragte der
Professor entsetzt.
»Nicht nur aus ästhetischen Gründen, auch um des Firmenklimas
willen! Bei der Fantastik AG ziehen wir alle an
einem Strang, auch mit den Ohren!«
Vermutlich auch des Ãfteren mit dem Hals, dachte Theodor, wenn
dieser Ohrmuschelkastrat hier die Personifikation des sogenannten Firmenklimas ist.
Der Niedere Organisator klatschte in die Hände.
»Aber so gern ich dieses anregende Gespräch fortsetzen würde! Zeit
ist Fantastikdollar!«, rief er. »Wir haben heute noch so viel zu erledigen!
Folgt mir!«
Für den Fall, dass Fechusâ Ansprache noch nicht Motivation genug
war, drohte einer der Kobolde mit seiner Muskete und knurrte: »Vorwärts,
faules Pack!«
Es war nicht leicht, mit dem Elf Schritt zu halten, der gemäà der
Parole Zeit ist Fantastikdollar! im Höchsttempo auf
ein Hochhaus zustrebte, das betongrau und irgendwie bedrohlich vor ihnen
aufragte.
Â
FANTASTIK AG STERNHEIM
ZENTRALE VERWALTUNG
stand in groÃen Buchstaben über dem Eingang des Gebäudes.
Professor Welk schloss atemlos zu Fechus auf.
»Ich hätte ein paar Fragen«, schnaufte er, »wer oder was ist die
Fantastik A G ? Und sind wir Gefangene dieser
Organisation?«
Fechus blieb stehen.
Seine ohnehin schon entgleiste Mimik vollbrachte die akrobatische
Höchstleistung, sein Grinsen sogar noch breiter werden zu lassen, was
bedeutete, dass seine Mundwinkel jetzt fast seine Ohren berührten. Theodor
glaubte das Geräusch von quietschendem Gummi zu hören.
»Wir von der Fantastik AG mögen das
Wort Gefangene nicht!«, strahlte Fechus. »Wir
bevorzugen: Zu günstigen Konditionen beschäftigte freiwillig Angestellte!«
»Günstige Konditionen für wen?«, fragte der Professor.
»Wer stellt sie freiwillig ein?«, fragte Theodor.
In diesem Augenblick verkündete eine heiterkeitstriefende Stimme aus
den überall aufgestellten Lautsprechern:
»Liebe Angestellte der Fantastik AG !
Freuet euch! Fantastik Radio spielt nun eine Stunde lang zu eurer Erbauung
schöne Musik!«
Peinlich Seichtes plätscherte aus den Lautsprechern.
Ein öliger Zwergenbass sang schmachtend von Liebe und
Herzensschmerz.
Theodor blickte sich um, wie diese Einlage wohl auf die Angestellten
wirken mochte.
»GroÃer Gott, Professor«, flüsterte er. »Sehen Sie!«
Es war wirklich beängstigend.
Trolle, Elfen, Gnome und Wichtel,
Zwerge, Waldschrate, Puckelmännlein und Feen schunkelten sacht im Takt der
Musik.
Und sie grinsten.
Alle.
Im untersten Stockwerk des Hochhauses herrschte dichtes
Gedränge. Die groÃen Drehtüren am Eingang waren ständig in Bewegung, Niedere
Organisatoren eilten mit Gruppen von Angestellten hin und her,
Verwaltungswichtel bahnten sich mit Aktenbündeln unter dem Arm ihren Weg durch
die Menge.
Fechus führte sie zu einem der vielen Schalter, vor denen sich lange
Schlangen bildeten.
»Hier werdet ihr registriert!«, sagte er.
Nachdem sie eine halbe Stunde in der Schlange gewartet hatten,
traten sie vor den Schalter.
»Name, Alter, vorheriger Beruf«, forderte der hinter der
Glasscheibe Sitzende mit Grabesstimme.
Es war ein Elf, der seine besten Tage augenscheinlich schon hinter
sich hatte. Dazu zählte wohl auch der Tag seiner Beerdigung. Seine Haut war
schimmelgrün und wirkte brüchig wie altes Pergament. Auf seinem ansonsten
kahlen Schädel standen, wie vertrocknete Sträucher in einer Wüste, noch ein
paar Haarbüschel. Insgesamt sah er aus wie jemand, der, sollte er sich an der
Nasenspitze kratzen, nicht nur den Juckreiz, sondern auch groÃe Teile seines
eigenen Gesichts gleich mit beseitigen würde.
»Meine Güte, ein Zombie?«, fragte Professor Welk bestürzt.
»Ja!«, bestätigte Fechus. »Der Aufsichtsrat hat genialerweise
erkannt, dass sich Untote hervorragend für die Ausübung von
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