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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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haben!«
    Fechus lächelte.
    Â»Möchte noch jemand über Veilchen und Anemonen und Lilien reden?«,
fragte er.
    Die Klasse schwieg betroffen. Einige duckten sich, um weniger
aufzufallen.
    Â»Gut!«, sagte der Niedere Organisator, »dann können wir ja mit
dem Unterricht fortfahren! Herr Adamant, was waren noch gleich die Drei
Goldenen Säulen des Phantastischen Erfolgs?«
    Der angesprochene Zwerg sprang panisch auf und rief:
    Â»Sir! Effektivität! Rentabilität! Und Rationalität! Sir!«
    Â»Ausgezeichnet!«, lobte Fechus. »Du kannst dich wieder setzen,
Herr Adamant! Und du brauchst nicht zu salutieren! Wir sind hier ja nicht
beim Militär!«
    So ging es drei Tage lang. Dann wurde die Abschlussarbeit
geschrieben.
    Â»Herr … Welk«, flüsterte der Professor, »was haben Sie bei Frage
drei?«
    Â»Nicht abschreiben«, flüsterte der Student und schirmte sein Heft
mit dem Arm ab.
    Wenn man das Grundkonzept verstanden hatte, war es allerdings eine
relativ einfache Klausur gewesen. Die universelle Antwort auf alle Fragen
lautete: Die Fantastik- AG .
    Als die Ergebnisse mitgeteilt wurden, stellte sich heraus, dass
Eralkes am besten abgeschnitten hatte.
    Er hatte bei jeder Antwort zusätzlich geschrieben: » …und deren
Tochterfirmen.«
    Fechus lobte den Unbesiegten Helden als »großartiges Beispiel eines
zukünftigen engagierten Mitarbeiters.«
    Eralkes lächelte glücklich.
    Â»Ich glaube, am Verlorenen Tempel ist er
zerbrochen«, sagte Theodor leise zu Professor Welk. »Und der Wunderspiegel™
hat ihm den Rest gegeben.«
    Schließlich gab Fechus bekannt, welche Arbeit sie für die Fantastik A G verrichten würden.
    Â»Dir, Herr Dr. Welk«, wandte sich der Elf an den Professor,
»wurde große Ehre zuteil, denn du wirst im Kraftwerk arbeiten, dem
energetischen Zentrum von Neu-Sternheim! Und du, Herr Welk«, Fechus lächelte
den Studenten an, »bist durch deine Körperkraft prädestiniert für den
Steinbruch!«
    Â»Na toll«, seufzte Theodor.
    Â»Du, Herr Eralkes, bekommst einen Posten in einer der
Spielzeugfabriken. Und du, lieber Homur«, frohlockte er und stellte damit
unwissentlich einen Rekord auf – als derjenige mit der bislang längsten
Lebenserwartung ab dem Zeitpunkt gerechnet, an
dem er den Riesen mit du, lieber Homur angesprochen hatte (die bisherige Bestmarke lag
bei 35 Sekunden) – »du, lieber Homur, qualifizierst dich durch deine
Körpergröße für einen der vielbegehrten Arbeitsplätze im Stupidium-Bergwerk!«
    Der Vormals Wirklich Sehr Große Riese knurrte etwas von
»Zerstampfen« und »Elfenbrei« in seinen struppigen Bart.
    Â»Die Bezahlung erfolgt monatlich und wird jeweils am Ersten auf ein
Konto überwiesen, das ihr mit Abschluss des Arbeitsvertrages automatisch bei
der Fantastik-Bank eröffnet habt!«
    Â»Bezahlung?«, fragte der Student. »Soll das heißen, wir werden
für die Arbeit hier bezahlt?«
    Fechus strahlte befremdet. »Aber natürlich!«, antwortete er.
»Was dachtet ihr denn! Die Fantastik A G ist ein
seriöses Unternehmen!«
    Begeistert fuhr er fort, als verkünde er allen Anwesenden die
vollkommene Glückseligkeit auf Erden:
    Â»Ihr könnt euch von eurem Geld – die Währung ist übrigens der
äußerst stabile Fantastik Dollar! – kaufen, was immer euer Herz begehrt! Das
heißt natürlich, solange es sich um Produkte
der Fantastik A G oder deren Tochterfirmen handelt!«
    Das breite Grinsen des Niederen Organisators wies hysterisch darauf
hin, dass diese Produktpalette die Befriedigung sämtlicher Wünsche und
Sehnsüchte garantierte. Was nicht von der Fantastik AG (oder deren Tochterfirmen) hergestellt wurde, konnte unmöglich wünschenswert
sein.
    Â 
    Auszug aus den Tagebüchern Professor Hieronymus C.
Welks
    14. Auflage,
verlegt bei Bromil & Bilmor, Neu-Sternheim, 1807
(Ferne-Länder-Zeitrechnung)
    Â 
    Mundus Malus! (»O schlimme Welt!« – Das Motto des
Professors)
    Â 
    So sind
wir also nach Sternheim gekommen (ironischerweise wohnen wir in Block 043a),
das jetzt Neu-Sternheim heißt – »Neu«, im Sinne des hier allgegenwärtig
wütenden Innovationswahns mit seiner singulär-monotonen Botschaft, in
nihilistischer Endlosschleife stets mit größerem Pathos proklamiert, um das als
Lüge entlarvte wortgleich

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