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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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wollt!
Solange ihr euch an die Verbindlichen Richtlinien haltet!«
    Â 
    Aus den Vorschriften der Fantastik AG .
(sog. Verbindliche Richtlinien)
    Â 
    Â§1: Das Verlassen des Firmengeländes ohne Genehmigung der Firmenleitung ist
strengstens untersagt.
    Â§2: Die Anwendung von Magie ist verboten und wird strafrechtlich verfolgt.
    Â§3: Der Besitz von nicht durch die Fantastik AG oder deren Tochterfirmen hergestellten Produkten ist verboten.
    Â§4: Der Aufsichtsrat hat immer recht.
    Â»So!«, jubilierte Fechus. »Ich lasse euch dann erst
mal allein! Morgen beginnt der dreitägige Crashkurs, den die Fantastik A G allen ihren neuen Mitarbeitern kostenlos anbietet!«
    Und mit einem letzten enthusiastischen »Es lebe der
Aufsichtsrat!« verabschiedete sich der Niedere Organisator.
    Theodor erkundete seine Wohnung.
    Die Einrichtung war sparsam und funktional. Nur zwei Dinge fielen
besonders auf: die in Wände und Decke eingelassenen Lautsprecher, die in
jeden Raum nervtötend beruhigendes Gedudel spien, und der große Spiegel im
Wohnzimmer, der mit seinem üppigen, fast barocken Goldrahmen absolut nicht zum
übrigen Mobiliar passte.
    Verträumt näherte sich der Student dem Spiegel.
    Drei Stunden später registrierte er, dass er auf der Wohnzimmercouch
saß und in den Spiegel starrte. Was war passiert? Er hatte Bilder gesehen,
wunderbare, faszinierende, unbeschreibliche Bilder. Jetzt blickte ihn sein
eigenes Gesicht aus dem Spiegel an. Es sah müde aus. Müde und ein wenig älter,
als er es in Erinnerung hatte.
    Es klopfte an der Tür, dann trat der Professor ein.
    Â»Aha«, sagte er, als er Theodor vor dem Spiegel sitzen sah. »Sie
hat es also auch erwischt.«
    Â»Erwischt?«, fragte der Student.
    Bunte, halluzinatorische Phantasmen tanzten vor seinem inneren Auge.
    Â»Habe ich das geträumt? Ich war auf dem Grund des Meeres, aber es
war nicht dunkel, sondern alles glänzte und strahlte in goldenem Licht. Und
dann gab es diese Stadt, aus Korallen und Riesenmuscheln, und da waren die
siebzehntausend Töchter Sneifnifflurs – und jetzt hätte ich gern ein
eisgekühltes Horugelbräu, Das Beste Bier, Das Es Überhaupt Gibt™ …«
    Er unterbrach sich.
    Â»Was habe ich da gerade gesagt?«
    Der Professor lachte.
    Â»Lesen Sie das«, sagte er und reichte Theodor einige Zettel.
    Â»Was ist das?«
    Â»Die erste Fassung eines kleinen Essays, den ich über den
Wunderspiegel™ geschrieben habe.«
    Theodor las.
    Â 
    Ãœber den Wunderspiegel™, Essay von Professor
Hieronymus Welk
    Â 
    Der
sogenannte Wunderspiegel™ (vgl. auch Wunschmaschine) ist ein von der
Fantastik AG hergestelltes Artefakt, in das ein Untoter ersten Grades, ein
Gewöhnlicher Substanzloser Spuk gebannt wurde.
    Theodor sah auf.
    Â»Sie meinen, das Ding ist besessen ?«,
fragte er.
    Â»Lesen Sie weiter«, sagte der Professor.
    Â 
    Der
Gewöhnliche Substanzlose Spuk ist animovor, das heißt, er ernährt sich von
Ideen. Da er selbst als Untoter nur auf der Ebene des Todes existiert, vermag
er auch nur tote Ideen zu sich zu nehmen. Man findet ihn daher vornehmlich an
besonders geistlosen Orten.
    Um sich
zu tarnen, bedient sich der Substanzlose Spuk der Mimikry – es ist ein weit
verbreiteter Irrtum, dass der Spuk unsichtbar ist. Er verschmilzt im
Bedarfsfall nur so vollkommen mit seiner Umgebung, dass er mit bloßem Auge
nicht mehr zu erkennen ist.
    Der
Wunderspiegel™ nutzt diese Eigenart des Untoten auf eine zwar perfide, aber
zugegeben diabolisch geniale Art und Weise, um eine gewissermaßen symbiotische
Beziehung zwischen sich und dem ahnungslosen Zuschauer herzustellen.
    Sobald
sich der Betrachter dem Spiegel zuwendet, beginnt der Substanzlose Spuk, dessen
Gedanken zu analysieren.
    Hierbei
interessiert er sich ausschließlich für die jeweils dümmstmöglichen,
schwächsten, »totesten« Geistesaktivitäten des Betreffenden (vgl. Gehirntod).
    Wenn er
ausreichend lebloses Ideenmaterial gesammelt hat, führt der Substanzlose Spuk
dieses dem Zuschauer audiovisuell wieder zu, indem er es mimetisch
(nachahmend) im Spiegel reflektiert.
    Hierdurch
entsteht eine Rückkopplungsschleife, die letztlich dazu führt, dass das im
Spiegel aufgeführte Spektakel mit fortschreitender Zeit immer stumpfsinniger
wird, da der Zuschauer, ununterbrochen seiner eigenen Dummheit ausgesetzt,
geistig zusehends

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