Fantastik AG
»Von der Erstaunlichen Akademie Sternheim.«
»Vendel?« Der Professor überlegte. »Dr. Vendel, die Verfasserin
des ausgezeichneten Aufsatzes âºSubversion als Selbstbehauptungâ¹? In: Halbjährliche Zeitschrift für Abwegiges
Denken, Sternheim 1802 ⦠nein, 03?«
Dr. Vendel errötete leicht. »Sie haben ihn gelesen?«
»Mit Begeisterung!«, rief der Professor. »Erlauben Sie, dass ich
mich meinerseits vorstelle: Professor Dr. Hieronymus C. Welk, Dozent für Phan â¦
Magiekritik an der Universität ⦠von Drachingen.«
»Professor Welk?«, überlegte die Gnomin. »Ich kann mich nicht
erinnern, eine Ihrer Schriften gelesen zu haben. Aber ich bin davon überzeugt,
dass sie erstklassig sind!«
Jetzt errötete der Professor.
»Nun ja«, sagte er verlegen. »Es wäre mir jedenfalls eine Freude,
sie einmal mit einem verstehenden Geist zu diskutieren.«
»Das haben Sie schön gesagt: verstehender Geist!«, lächelte
Dr. Vendel verträumt.
Wie romantisch, dachte der Student. Zusammen sind sie ungefähr
dreihundertfünfzig Jahre alt.
»Und wer ist der junge Troll in Ihrer Begleitung?«, fragte
Dr. Vendel, plötzlich Theodors Anwesenheit bemerkend.
»Das ist Herr ⦠Welk«, sagte der Professor und beeilte sich
anzumerken: »Die Namensgleichheit ist rein zufällig. Er ist einer meiner
Studenten.«
»Ein magiebegabter Troll?«, fragte die Gnomin. »Das ist
selten!«     Â
»Er ist ⦠eine Art Experiment«, erklärte der Professor und
ignorierte den überaus vorwurfsvollen Blick des sogenannten Experiments.
»Jedenfalls«, sagte Dr. Vendel, »habe ich bemerkt, dass Sie
diesen grauenhaften Film ebenfalls nicht sehr
wohlwollend verfolgt haben.«
»Es war entsetzlich!«, rief der Professor.
»Unbeschreiblich!«
»Furchtbar!«
»Entschuldigung«, mischte sich der Student ein, »ich begreife
nicht, wie Sie sich so darüber aufregen können, ich meine ⦠es war schlieÃlich nur ein Film. Ich fand ihn ganz spannend.«
»Nur ein Film!«, schnaubte Professor Welk.
»Nur ein Film!«, schnaubte Dr. Vendel.
»Nur ein Film!«, wiederholte der Professor noch einmal. »Das ist
so, als würden Sie sagen, ein ⦠eine ⦠eine Atombombe sei nur eine
Atombombe!«
»Der Vergleich leuchtet mir nicht ganz ein â¦Â«, erwiderte der
Student.
»Was ist eine Atombombe?«, fragte Dr. Vendel.
»Ãhm, es ist ein ⦠Wortspiel«, sagte der Professor. »Um ⦠seine
Denkfähigkeit anzuregen. Es ist Teil des Experiments.«
»Oh«, sagte Dr. Vendel. »Sehr interessant.«
Theodor blieb stehen.
Okay, dachte er. Das warâs. Ab jetzt gehen wir getrennte Wege.
»Was ist?«, fragte der Professor. »Kommen Sie?«
Der Student setzte sich in Bewegung.
»Ja, ja«, seufzte er. »Schon gut.«
»Hier ist es«, sagte Dr. Vendel.
Sie zeigte auf ein Hochhaus vor ihnen, das sich äuÃerlich nicht von
den anderen Gebäuden Neu-Sternheims unterschied.
»Hier befand sich früher das Kabinett der
Verwunderung , das König Gomfur in seiner Dritten Irritierten Amtszeit
errichten lieë, sagte die Gnomin.
»Es ist ebenfalls abgerissen worden?«, fragte der Professor.
»Oh, mundus malus!«
»Aber nur der oberirdische Teil«, sagte die Gnomin.
»Das heiÃt ⦠das Labyrinth existiert noch?«
Die Gnomin nickte.
Sie folgten ihr in den Keller des Hauses, wo die Doktorin gegen eine
Eisentür klopfte.
Ein kleines Fenster in der Tür wurde von innen aufgeschoben und ein
misstrauisches Augenpaar erschien in dem schmalen Spalt.
»Was wollen die Spione hier?«, fragte eine hohe Stimme.
»Es sind keine Spione, Zirkel«, sagte Dr. Vendel. »Es sind
Gleichgesinnte.«
»Spione sind auch gleichgesinnt. Mit anderen Spionen.«
»In diesem Fall sind sie gleichgesinnt mit uns .«
»Ich sehe doch, dass einer von ihnen einen falschen Bart trägt. Und
der andere ⦠hat sich als Troll verkleidet.«
Der angeblich verkleidete Troll schnaufte.
»Zirkel«, begann die Gnomin, »du weiÃt, was wir bezüglich übertriebener Vorsicht besprochen haben â¦Â«
»Gut, gut«, antwortete die Stimme auf der anderen Seite, »aber
behauptet später nicht, ich hätte euch nicht oft
Weitere Kostenlose Bücher