Fantastik AG
genug gewarnt. Sag deinen
spionierenden Freunden, sie sollen zurücktreten und sich die Ohren zuhalten,
während du mir das Passwort sagst.«
»Ach, komm schon«, rief Dr. Vendel, »du weiÃt, dass ich das
Passwort kenne! Erinnerst du dich? Ich bin Dr. Vendel. Wir haben zusammen an
der Erstaunlichen Akademie unterrichtet!«
»Dass du so aussiehst wie Dr. Vendel,
beweist gar nichts. Du könntest â Sie könnten â das als Tarnung benutzen.«
»Dann wüsste ich aber nicht, dass das Passwort Blütenstaub heiÃt!«, sagte die Gnomin, langsam ein wenig verärgert.
»GroÃartig! Sie haben es gehört! Jetzt müssen wir sie töten!«
»Was?«, fragte der Student.
»Zirkel, hör endlich auf mit dem Unsinn und lass uns rein!«,
sagte Dr. Vendel ungehalten.
»Schön. Wunderbar. Lass ich sie eben rein. Wir haben ja heute auch
den groÃen Tag-der-offenen-Tür-für-Spione-und-Doppelagenten. Nur
hereinspaziert. Sehen Sie sich um. Spähen Sie alles aus. Und kommen Sie doch
gerne jederzeit wieder, um uns im Schlaf umzubringen. Das Passwort kennen Sie
jetzt ja! Ich zweifle auch nicht daran, dass die gute Doktorin Sie bereits in
unsere geheimsten Pläne eingeweiht hat!«
Der Student konnte sich nicht länger zurückhalten.
»Sie haben recht«, sagte er, »Sie haben mich enttarnt. Ich bin
tatsächlich ein Spion. Eigentlich bin ich ein winziger Kobold, der im Kopf
dieses vollautomatischen Roboter-Trollkostüms sitzt. Und wenn ich hier die
Schädeldecke abschraube â¦Â«, er tat, als versuchte er es vergeblich, »oh, sie
scheint wohl festgerostet zu sein, Herr Professor, ich meine, als Professor getarnter
Spion, wären Sie so gütig, mir die Schraubzwinge zu reichen?«
Das Fenster wurde energisch geschlossen.
»Das war nicht sehr diplomatisch, Herr Welk«, tadelte der
Professor. »Mit Ihren Scherzen haben Sie die Situation nur â¦Â«
Auf der anderen Seite der Tür wurden mehrere schwere Gegenstände
verschoben. Theodor zählte insgesamt achtzehn Riegel, die nacheinander
zurückgezogen wurden. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss und die Tür
öffnete sich.
Ein Wichtel trat ihnen entgegen. Er trug einen mit Alufolie
verkleideten Helm und verkündete mürrisch: »Ich muss euch erst scannen.«
Mit einem kleinen Apparat fuhr er entlang des Körpers der Doktorin
und wiederholte die Prozedur danach bei Professor Welk und Theodor.
»In Ordnung«, sagte er schlieÃlich, »ihr könnt reinkommen.«
Hinter der Tür stieg eine Treppe ins Dunkel hinab.
»Keine Magie«, sagte der Wichtel. »Ihre Sensoren sind stark
genug, um selbst hier unten die schwächsten magischen Aktivitäten zu
registrieren. Also nicht einmal der kleinste Lichtzauber, verstanden? Benutzt
stattdessen die hier.« Er gab jedem von ihnen eine Laterne, in der es gelblich
glühte.
»Phosphoreszierende Pilze«, erklärte er.
Die Treppe war nicht besonders lang, und an ihrem Ende begann ein
schmaler, niedriger Korridor. Wände, Boden und Decke bestanden aus glatt
poliertem Marmor.
Das Labyrinth war ein weiteres steuergeldverschlingendes
Kulturprojekt König Gomfurs gewesen und einer der letzten Sargnägel für die
öffentliche Reputation des Monarchen.
Auf die vernünftige Frage seines Kanzlers, ob denn ein
unterirdisches Labyrinth wirklich das sei, was man gegenwärtig brauche, vor
allem, da schon die Rätselhafte Goldene Riesenstatue Einer Frohlockenden
Bisamratte ein sehr unpopuläres Loch in den Staatshaushalt gerissen habe und
auch angesichts der Tatsache, dass aus dem Norden ein plünderndes und
brandschatzendes Barbarenheer anrücke, weswegen man vielleicht eher erwägen
solle, das Militärbudget aufzustocken, hatte der König geantwortet: »Es ist
ein unterirdisches Labyrinth. Ich will es. Jetzt.«
Die Diskussion hatte schlieÃlich mit dem berühmt gewordenen
Ausspruch des Kanzlers geendet: »Euer Majestät, Ihr seid nicht ganz dicht!«
Dieses Zitat war später, wie von ihm selbst testamentarisch verfügt,
als Epitaph in den Grabstein des Königs graviert worden.
Niemand wusste, wie groà das Labyrinth wirklich war. Noch zu
Lebzeiten König Gomfurs war es ständig erweitert und ausgebaut worden. Manche
sagten, es hätte niemals aufgehört zu wachsen, und sie begründeten diese
Behauptung mit einer
Weitere Kostenlose Bücher