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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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ich nun an‹!«
    Die Tastenanschläge der Schatten waren absolut taktsynchron, es
hörte sich an wie das Stampfen einer großen, unaufhaltsam laufenden Maschine.
Am Ende jeder Zeile gaben sämtliche Schreibmaschinen einen hellen Klingelton
von sich, der durch die Gleichzeitigkeit einen schon gesundheitsschädlichen
Pegel erreichte.
    Der Professor brach ab und blickte nervös in sein unangenehm
zahlreich erschienenes Auditorium. Inzwischen waren die Sitzreihen vollständig
mit Schatten besetzt.
    Mit dem Redefluss des Professors hörte auch das Hämmern der
Schreibmaschinen auf.
    Totenstille breitete sich aus.
    Aus der Menge der Schatten, die zu einer einzigen schwarzen Mauer
verschmolzen, starrten ihn Hunderte grell-weiß blendende Augenpaare an.
    Der Professor holte tief Luft. »Möchte vielleicht jemand von Ihnen
ein anderes Thema vorschlagen?«
    Die Schreibmaschinen ratterten wieder.
    Â»Ich meine …«
    Tack Tack Tack Tack Tack Tack Tack Tack.
    Â»Sind …«
    Tack Tack Tack Tack.
    Â»Sie …«
    Tack Tack Tack.
    Â»Ã„.«
    Tack.
    Dann ging das Licht aus. Einen kurzen Moment lang stand der
Professor im Mittelpunkt der sich kreuzenden, gleißenden Lichtstrahlen, die
sich mit den Blicken der Schatten auf ihn richteten. Nach und nach erloschen
die blendenden Augenpaare, bis völlige Dunkelheit herrschte.
    Nun begann ein anderes Licht zu leuchten, ein warmer goldener Glanz,
aus dem eine Gestalt anmutig auf den Professor zuschritt. Es war eine
überirdisch schöne Elfenfrau, deren große Schwanenflügel im Takt ihres grazilen
Ganges leicht auf und zu schwangen. Sie trug eine schmale silberne Krone, die
mit einem einzelnen großen Rubin verziert war.
    Außerdem sagte sie:
    Â»Professor, Sie müssen die Welt retten.«
    Professor Welk erwachte.
    Er setzte sich die Brille auf, sprang aus dem Bett und lief ans
Fenster.
    Es war ein schöner, sonniger Tag.
    Von Riesenspinneninvasionen und anderen apokalyptischen Vorgängen
war fürs Erste nichts zu sehen.
    Â»Meine Güte«, sagte der Professor, seinen Gnomenbart zwirbelnd.
»Königin Hymnia!«

 

    Â 
König Gomfurs
Labyrinth
    Das Wochenende sowie andere freie Tage nutze der Angestellte
ganz zu seiner Entspannung und seelischen Erbauung. Er kann hierzu auf das
reichhaltig durch die Fantastik AG und ihre Tochterfirmen zur Verfügung gestellte
Unterhaltungsprogramm zurückgreifen.
    Â 
    (Aus den Richtlinien der Fantastik AG .)
    Der nächste Tag war ein Samstag und daher frei.
    Â»Ich möchte die hier zurückgeben«, sagte Professor Welk und schob
die Bücher über den Tresen. Er hatte sie zu sozioethnologischen Studienzwecken
ausgeliehen, dann aber nach knapp fünf Minuten Lektüre entschieden, dass er,
aus welcher wissenschaftlichen Abstraktionshöhe auch immer, nichts
Begeisterndes an »Tod im Sumpf des Todes« oder »Gerührte heiße Herzen«
finden konnte.
    Â»Und wie haben sie Ihnen gefallen?«, fragte die
Troll-Bibliothekarin.
    Â»Ã„hm, so, hm«, sagte der Professor unbestimmt und wurde
dankbarerweise von einer Lautsprecherdurchsage unterbrochen.
    Â»Liebe Mitarbeiter!«, quäkte es,
»die Firmenleitung wünscht euch allen ein schönes Wochenende! Außerdem
wird daran erinnert, dass heute der neue Fantastic Dreams Film in den Kinos
anläuft! Das gigantische Monumentalereignis des Jahres! Wer das verpasst, ist
so gut wie tot!«
    Â»Ich nehme an«, sagte der Professor, »dass das kein Werbeslogan,
sondern eine kaum verhohlene Drohung ist.«
    Â»Na ja«, sagte die Bibliothekarin, »wer sich so etwas entgehen
lässt, ist schließlich selber schuld! Es kommt auch nicht oft vor. Obwohl …«
Verschwörerisch senkte sie die Stimme: »Grad letzten Monat noch hat es einige
Verhaftungen geben müssen!«
    Der Professor begegnete den anderen in einer langen
Schlange vor dem Kino ihres Bezirkes.
    Â»Ah«, sagte er, »Sie sind auch hier.«
    Â»Nach der aggressiven Werbung hielten wir es für ratsam, ja.«
Theodor sprach im Flüsterton weiter und zeigte unauffällig auf Eralkes, der
nervös von einem Bein auf das andere trat. »Ich mache mir ernsthaft Sorgen um
ihn. Er wollte wirklich herkommen. Er kann es kaum
erwarten, dass der Film anfängt.«
    Â»Was wird denn überhaupt gezeigt?«
    Â»Keine Ahnung. Irgendein Epos von
titanischen Dimensionen, wenn ich die

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