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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Habt ihr bei euch zu Hause keinen Wunderspiegel?«
    Der Student wurde rot und sah verlegen zur Seite.
    Hätte er durch die dichte Wolke Zigarrenrauchs blicken können, die
die Rothaarige jetzt vor sich in die Luft blies, dann hätte er bemerkt, dass
sie dahinter durchaus wohlwollend lächelte.
    Â»Freunde!«, Tinorius erhob sich. Die Gespräche verstummten.
»Freunde, Rebellen, Mitverschwörer.« Er lachte. »Wir sind heute
zusammengekommen, um einige Angelegenheiten von großer Wichtigkeit zu
besprechen. Wie wir wissen, ist es in nahezu allen Regionen der Fernen Länder
innerhalb kürzester Zeit zu massiven Veränderungen und Umwälzungen auf
politischer, gesellschaftlicher und möglicherweise auch magischer Ebene
gekommen, zu Veränderungen, die ausnahmslos mit einem uns inzwischen nur allzu
bekannten Phänomen namens Fantastik AG zusammenhängen. Eine der dringlichsten Fragen, die hier zu erwägen sein werden,
lautet: Wer oder was ist die Fantastik AG und vor
allem: Was sind ihre Ziele? Ich selbst habe ausgehend von dieser Frage meine
eigene Theorie entwickelt, die ich später vorstellen werde. Aber zunächst,
bevor ich es vergesse: Es sind zwei Neue unter uns. Ihre Namen sind, glaube
ich, noch nicht genannt worden.«
    Tinorius lächelte in Richtung Theodors und des Professors.
    Â»Welk, Theodor Welk«, sagte der Student und versuchte möglichst
klein zu wirken, was ihm neben den beiden Zwergen auf der einen Seite und dem
Professor auf der anderen nicht gerade leichtfiel. Hoffentlich würde man nicht
von ihm verlangen, eine Rede zu halten. Er fühlte sich eher unwohl, wenn er vor
größeren Mengen sprechen musste, das war schon bei seinen Referaten an der
Universität so gewesen (obwohl im Studiengang Phantastik größere
Mengen eigentlich nicht das Problem waren).
    Â»Hieronymus Welk«, sagte der Professor und fügte hinzu: »Nicht
verwandt oder verschwägert.«
    Â»Gut«, sagte Tinorius und setzte sich. »Möchte jemand die
Diskussion eröffnen?«
    Der Zwerg mit der schweren Goldkette stand auf.
    Â»Ich würde gern etwas sagen.« Er verneigte sich. »Gilgasch,
Bredogar Gilgasch, für diejenigen, die mich noch nicht kennen. Ich war
Vorsitzender der Innung der zwergischen Geschmeideschmiede Silberkuppe.«
Gilgasch räusperte sich. »Es ist noch nicht lange her, da erschien vor dem
Großen Tor des Königreiches Silberkuppe ein Bote auf einem schwarzen Pferd. Er
wolle den König sprechen, sagte er. Er hätte ihm ein sensationelles Angebot zu
machen. Der König hörte sich sein sensationelles Angebot an. Der Aufsichtsrat,
in dessen Namen er spräche, so der Bote, hätte
ein phantastisches Geschäftsmodell entwickelt, das allen Beteiligten
exorbitante Gewinne garantiere. Was damit genau gemeint sei, fragte der König.
Der Aufsichtsrat, erklärte der Bote, sei daran interessiert, in Kooperation mit
dem Königreich Silberkuppe eine einzigartige neue Geschmeide-Kollektion unter
dem lizensierten Label ›made by Fantastic Inc.©‹ auf den Markt zu bringen. Er
habe die Verträge schon fertig zum Unterschreiben dabei.
    Der König entgegnete, er sei an einer Kooperation nicht
interessiert, und erklärte das Gespräch für beendet. Der Bote sagte, er wolle
mit Gold zurückkommen.
    Er kam mit Gold zurück. Und der König unterschrieb. Was hätte er tun
sollen? Er war schließlich ein Zwerg.
    Zunächst schien alles so weiterzulaufen wie bisher. Dann erschien
eines Tages wieder der Bote mit einer Anordnung von Anwälten der Fantastik AG vor dem Tor und verlas eine Unterlassungsklage, die
dem Königreich Silberkuppe, das ab jetzt Das
Phantastische Gebirge™ heiße, bei Strafe verbot, Plagiate von rechtlich
geschützten Markenartikeln der Fantastik AG oder
deren Tochterfirmen herzustellen. Außerdem seien alle Zwerge des ehemaligen
Königreiches Silberkuppe aufgefordert, unverzüglich das Firmengelände der
Fantastik AG zu verlassen, sofern sie sich nicht
bereit erklärten, mit dem Unternehmen in ein Angestelltenverhältnis zu treten.
    Der König entgegnete, das könne ja wohl nicht ernst gemeint sein.
Der Bote antwortete, es sei sogar ausgesprochen ernst gemeint, der König könne
alles im Vertrag nachlesen. Dann rückte ein Heer von Kobolden an und die
Evakuierung von Silberkuppe begann. Jetzt arbeiten die meisten unserer

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