Fantastisches Grün (German Edition)
reden.
„Ich verstehe dich nicht, Mann in Strumpfhosen!“ Selbst wenn er, wie sein Kollege, ein wenig Deutsch sprach, konnte er das mit den Strumpfhosen sicher nicht begreifen und für mich war es einfach witzig. Außerdem hatte ich keine Lust auf übertriebene Freundlichkeit. Ich hatte Hunger, mir war kalt, mein Gewand war versaut und ich brauchte mindestens hundert Stunden Schlaf. Warum also standen wir hier noch rum?
„Oh! Das hat er mir gar nicht gesagt, dass Sie nur Deutsch sprechen!“ Seine Verwunderung war echt und sein Deutsch beinahe akzentfrei. „Das mit den Strumpfhosen ist vermutlich ein Scherz. Hat wohl mit Ihrer Kopfverletzung zu tun, wie?“ Er schaute mir frech in die Augen, aber ich gab ihm keine Antwort. Wie sollte ich ihm das auch mit Robin Hood und dem Klamaukfilm dazu erklären. „Na, da haben Sie ja einen weiten Weg hinter sich“, ergriff er neuerlich das Wort, weil ich offensichtlich nicht antworten wollte. „Jetzt bin ich aber auf Ihre Erklärung gespannt! Sehr sogar!“ Beim letzten Satz waren seine Augen schmaler geworden und auch bei ihm hatte ich plötzlich das Gefühl wie eine Spionin betrachtet zu werden. Zumindest schien sich das bisschen Freundlichkeit, das ich zuvor noch gewittert hatte, in Luft aufgelöst zu haben.
„Bitte!“ Ich verdrehte die Augen, weil mich das alles furchtbar anstrengte und nervte. „Kann ich etwas zu essen und zu trinken haben und dann ...“ Er machte große Augen, als wäre ich gerade die unverschämteste Person aller Zeiten. „... dann würde ich gerne schlafen.“ Sein darauf folgendes Prusten klang so empört und sein Blick war so erheitert, dass ich mich wirklich zu ärgern begann. Gott, sind die hier alle bescheuert? Es war doch wohl das Natürlichste der Welt einem verletzten Menschen erst einmal zu helfen. Künstlich, nicht natürlich. Die fremde Stimme in meinem Kopf laberte Unsinn, nervte mich nur noch mehr. Vermutlich hatte ich gerade Schaum vorm Mund, denn der Kerl sah mich immer noch an, als wäre ich von einem anderen Stern. Ich!
Eine laute Stimme unterbrach die seltsame Konversation zwischen mir und dem Dunkelhaarigen. RR kam zwischen den Bäumen hervor und blieb vor uns beiden stehen. Zuerst warf er einen Blick auf mich, dann drehte er sich zu dem anderen, der jetzt, wo sie so nebeneinander standen, doch etwas schmäler wirkte. Sie unterhielten sich lange, während ich mich mühte, auf den Beinen zu bleiben. Kurz überlegte ich sie mit einem lauten „Blablabla“ auszuspotten, weil ich es unhöflich fand, hier stehen zu müssen, während sie sich in einer Sprache unterhielten, die ich nicht verstehen konnte. Doch für Spott war ich zu feige. Die beiden waren auch so vertieft in ihr heftiges Gespräch mit den vielen rollenden R’s und langgezogenen Lauten, dass ich erst auf mich aufmerksam machte, indem ich mich langsam aber beständig bei dem Dunkelhaarigen anzulehnen begann. Wenn er mich schon festhielt, sollte er mir wenigstens das Stehen erleichtern ... dachte ich zumindest.
Wieder vernahm ich sein empörtes Prusten, reagierte darauf aber überhaupt nicht. Schließlich wurde ich unsanft gepackt und wieder hochgehoben. Erstaunt öffnete ich die Augen und blickte wieder in die von RR. Er trug mich in die Hütte, während der Dunkelhaarige noch ein paar tolle R’s hinterher rief. Was für eine dämliche Sprache , brummte es in meinem Kopf und dieses Mal konnte ich nicht unterscheiden ob es meine Stimme war oder die des Dämons in meinem Hinterkopf.
Ich wurde auf ein Strohlager gelegt. Nichts wirklich Komfortables, aber geradezu herrlich geeignet zum Schlafen. Die Augen fielen mir augenblicklich zu. Vermutlich seufzte ich auch.
„Ausziehen!“, dröhnte eine unangenehme Stimme direkt neben meinem Ohr und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Wie bitte?“, flüsterte ich heiser und blickte dem riesigen Gesicht von RR ängstlich entgegen. Doch ehe ich weiter fragen konnte oder eine Antwort bekam, flog mir etwas Weiches mitten ins Gesicht. Der rote Rübenkopf hatte mir doch tatsächlich trockene Sachen hingeschleudert.
„Los! Machen schon!“, wiederholte er deutlich ungeduldiger und mit noch viel stärkerem Akzent „Sonst versauen Lager mit nassem Gewand!“ Gott, sein Deutsch war so
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