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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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kam Gnichl nicht in den Sinn. Er nahm
sich vor, bei nächster Gelegenheit jene weisen Einschübe in seinem
Entzauberlehrbuch zu lesen, die von Frauen handelten, und die er
immer gelangweilt überschlug.
    Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Dompf.
Rosa führte Gnichl geradewegs in die Bauchnabelgasse und dort in
eine zwielichtige Beischlafanstalt namens Schlund der letzten
Begierde Nohaans .
    Fremdartige Gerüche drangen in Gnichls Nase und
erreichten ohne Umweg über das Gehirn seine Männlichkeit, die sich
umgehend bereitmachte, das zu tun, wovon diese Düfte handelten. Als
der Entzauberlehrling vor einem schweren, blutroten Vorhang stehen
blieb, weil dahinter eine hohe Stimme ständig »Ratte, Ratte,
Ratte« keuchte, packte Rosa ihn an der Jacke und zog ihn weiter.
    »Such nach Magie in der Nähe«, zischte sie.
    Augen heiß wie Fackeln schmolzen seinen
Widerstand. Gnichl nickte gehorsam. Er nahm den Rucksack ab, wühlte
fahrig darin herum und fand endlich den Restmagieanzeiger. Langsam
und mit klopfendem Herzen ließ er ihn kreisen, ohne Rosa aus den
Augen zu lassen.
    Es gab nur in einer Richtung Restmagie, und
Gnichl fand mühelos den Vorhang, hinter dem sie sich befinden
musste. Er zeigte in die betreffende Richtung.
    Rosa schob ihn zur Seite, legte einen Finger auf
den Mund und suchte gebückt eine Stelle, wo sie unbemerkt durch
eine Öffnung hinter den Vorhang schauen konnte. Gnichl stand hinter
ihr und versuchte erfolglos, etwas anderes als ihre Rückseite
anzusehen. Aus einem Grund, den er nicht verstand, stellte er sich
vor, mit seinen Händen ihren Po zu kneten, während sie die Muskeln
darin anspannte.
    Als nach einer halben Ewigkeit feststand, dass
Gnichl die nächsten drei Monate jede Nacht von diesem Anblick
träumen würde, drehte Rosa sich endlich um. »Schau hinein. Und
dann entzauberst du den Mann, den du dort siehst. Er hat die Magie
der Brosche angewendet.«
    Gnichl schluckte und nickte. Da er schlecht einen
mystischen Kreis neben der Quelle der Magie auf den Boden malen
konnte, griff er nach seinem Entzauberstab. Er leckte vorsichtig die
Spitze ab, weil sie im feuchten Zustand leichter die
sekundärmagischen Fluktuationen aufnehmen konnte. Rosa zwinkerte
ihm zu.
    Vorsichtig tastete Gnichl nach dem Rand des
Vorhangs und schob ihn langsam beiseite. Ein kleines Stück, dann
noch ein wenig. Er hob den Entzauberstab und spähte auf die andere
Seite. Aus dem Spähen wurde ein Gaffen. Nicht weniger als vier
nackte Beischlafdamen waren dabei, einen muskulösen Jüngling zu
verwöhnen. Gnichl wusste nicht, welcher Art die Magie war, die hier
wirkte. Zauberanalyse kam erst im nächsten Schuljahr. Geräuschlos
richtete er den Zauberstab auf den Jüngling. Er zwang sich dazu,
keine Gnade zu zeigen, was auch immer jetzt passieren würde –
immerhin hatte dieser Mann seinem Kameraden die Kehle
durchgeschnitten und Rosa zu einer Mumie gemacht.
    Energisch schwang Gnichl den Entzauberstab.
    Blaue Funken knisterten, sprangen von dem
Jüngling quer durch das Beischlafzimmer und in Gnichls
Entzauberstab. Er spürte die Vibrationen der magischen Energie. Er
keuchte vor Anstrengung. Und er sah die Veränderung. Die vier Damen
sahen sie auch. Eine quiekte, die zweite kreischte, die dritte
sprang angewidert auf. Die vierte entwand sich dem Griff des
plötzlich gealterten Mannes und trat ihm in die Seite.
    Schlaffe Haut schwappte über einen knochigen
Körper. Blitzende Augen über einem vielfaltigen Gesicht mit
unordentlichem, grauweißen Bart erkannten Gnichl.
    Und Gnichl erkannte seinen Lehrer – Grobin den
Erheblichen.
    Taumelnd prallte der Lehrling zurück auf den
Gang. Stolperte über seinen Rucksack, verlor den Halt und fiel
hintenüber.
    Rosa lachte auf.
    Dann war es still. Gnichl schloss die Augen und
wartete auf den tödlichen Zauberspruch, den Grobin der Erhebliche
in wenigen Sekunden auf ihn schleudern würde. Er überlegte, ob er
für sein viertes Leben lieber die Gestalt einer Kuh oder eines
Schmetterlings wählen sollte. Dann hörte er, wie der Vorhang
aufgezogen wurde.
    »Steh auf«, sagte jemand. Gnichl wagte es, ein
Auge zu öffnen. Rosa hielt ihm die Hand hin. Er griff zu und ließ
sich auf die zitternden Beine helfen.
    Neben Rosa stand sein Lehrer, gewandet in ein
großes Handtuch mit Blümchenmuster. Von den vier Beischlafdamen
war nichts zu sehen.
    Grobin grinste, als er Gnichls suchenden Blick
bemerkte. »Illusionszauber«, sagte er belustigt. »Ein Teil deiner
Prüfung.«
    »Prüfung?«,

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