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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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der Warteschlange und lief
Richtung Ausgang.
    »Übrigens, du riechst gut«, rief seine
Kollegin ihm noch hinterher.

    *
    Bevor Gnichl seinen ersten Praktikumstag in
Angriff nahm, stellte er eine Tasche mit passenden
Ausrüstungsgegenständen zusammen: Entzauberstab, Egaltrank,
Amulett der Stille ... der Student hoffte, damit jenem gewachsen zu
sein, was auf ihn zu kam. Seine innere Stimme flüsterte fröhlich,
er sei ein unverbesserlicher Optimist, der schon sehen würde, was
er davon hat.
    Frau Lüdensitz wohnte in der Marzipangasse.
Gnichl erkannte ihr Womizil auf Anhieb, weil es rundum mit
Kräuterbündeln verziert war. Die Haustür stand offen, und darüber
hing ein Schild mit einer schwungvollen Aufschrift:
»Druidinnenkaffeekranz, Zutritt nur mit Einladung.« Der
Entzauberlehrling holte tief Luft, säuberte seine Sohlen an der
Fußmatte und betrat das Gebäude.
    Innen erwartete ihn ein Korridor voller
Spitzengardinen, Damengemurmel und Kaffeeduft.
    »Aaaaah«, machte eine kugelrunde Frau, die ein
Klemmbrett wie ein Schwert schwang. »Du bist sicher der neue
Praktikant.«
    Gnichl nickte und hoffte, die Dame würde ihn
nicht zur Begrüßung umarmen.
    »Ich bin Almigurrta, das Wohnzimmer ist hier
gleich rechts, der Abort hinten links. Bitte nur im Sitzen,
dankeschön!« Die Hausherrin rauschte an Gnichl vorbei. »Aaaaa«,
wiederholte sie und begrüßte eine weitere Besucherin.
    Vorsichtig spähte Gnichl um die Ecke. Im
Wohnzimmer saßen bereits vier murmelnde Damen um den niedrigen
Tisch, der mit Tellern und Tassen für sechs Personen versehen war –
für ihn selbst war dort kein Platz eingeplant. Aber er war ja auch
nicht zum Torte futtern hier.
    Gnichl schob sich unauffällig in den Raum und
bezog neben dem Fenster Stellung. Von dort hatte er einen guten
Überblick über die palavernden Druidinnen. Eine war grauhaarig,
eine andere mit Gardinen bekleidet. Offenbar gehörte eine doppelt
menschliche Leibesfülle zu den Aufnahmevoraussetzungen in der
hiesigen Druidengilde.
    Almigurrta trat ein und klatschte in die Hände.
»Meine Damen«, rief sie, »auch die letzte Teilnehmerin unseres
heutigen Treffens ist nun anwesend. Wobei ich mich frage, wie ihr
Name auf die Bewerberliste gelangen konnte. Es handelt sich nämlich
um die allseits bekannte ...« Ungläubiges Murmeln rollte wie
Brandung über den Kaffeetisch, als ein schmales, glatzköpfiges mit
unzähligen Ketten behängtes Fräulein eintrat. »Tonna Artich«,
ergänzte Almigurrta nun. Es klang wie die letzten Worte eines
Dämons, der im ganzen Leben keine attraktive Frau abgekriegt hatte.
    Stille trat ein, als die junge Frau ihren Platz
einnahm. Die restlichen Damen rückten von ihr weg, obwohl Tonna mit
Abstand die dünnste Frau am Tisch war und am wenigsten Parfüm
verströmte. Sie hatte sogar für Gnichl ein Lächeln übrig, das er
unsicher erwiderte.
    »Wunderbar«, meinte Almigurrta, nahm Platz,
holte einen Zauberstab aus ihrem Ausschnitt und klopfte damit auf
die Tischplatte.
    Ein dienstbarer Geist schwebte mit einer
dampfenden Kaffeekanne herein und begann, die Tassen zu füllen.
Gnichl fragte sich, wie ein halb stoffliches Wesen die schwere Kanne
tragen konnte und umklammerte seinen Entzauberstab. Unterdessen
labten sich die Damen an einer riesigen Aloevera-Sahnetorte. Der
Geist zweigte einen Blümchenteller mit einem Tortenstück für
Gnichl ab, mehr als die Hälfte konnte der jedoch nicht essen. Er
brauchte stattdessen dringend Frischluft und öffnete das Fenster,
an dessen Rahmen ungerührt eine dunkelbraune Spinne ihr Netz
hütete.
    »Beginnen wir mit dem Spiel«, rief die
Hausherrin plötzlich. Der Geist tauchte wieder auf und räumte das
Geschirr ab, indem er es sich nach und nach in den Mund stopfte.
Klirrend und schwankend machte er sich dann auf den Weg in die
Küche.
    Zufrieden beugte sich Almigurrta über den leeren
Tisch und zog ein Kartenspiel aus dem Ärmel. »Meine Damen ...
werte Gäste ... abgesehen von erquicklichen Torten und exklusivem
Tratsch gibt es auch heute wieder ein kleines Spiel – Blauer
Onkel. Wir wir alle wissen«, dabei warf sie einen Blick auf die
unwillkommene Tonna Artich, die mit verschränkten Armen am schmalen
Ende des Tisches saß, »geht es dabei um hohe Einsätze –
magische Artefakte. Ich bin sicher, dass jeder weiß, was das
heißt.«
    Beifälliges Murmeln bedeutete »ja«, Gnichls
unglücklicher Gesichtsausdruck »nein«, und zwar mit einem
gehauchten »oh« davor.
    Freilich kannte Gnichl Blauer Onkel.

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