Farben der Liebe
Pool zum Beispiel. Eigentlich wurde er nur für dich gebaut. Weil du ewig Probleme mit deinen Bandscheiben hast. Und du eigentlich schwimmen gehen solltest. Aber wer dich genauer kennt, weiß, dass du in dieser Hinsicht eher ein wenig zickig bist. Nicht dass du dich wegen deines Körpers schämst, das ist es nicht. Den zeigst du gerne her. Du bist sofort bereit, meine Ideen zu verwirklichen, aber wenn es um Kleinigkeiten geht, kommst du nicht in die Gänge. Man muss dich eher vor vollendete Tatsachen stellen. Weil dir allein schon die Vorbereitungen für kleinere Unternehmungen auf die Nerven gehen. Am liebsten setzt du dich ins Auto, alles ist gepackt und fertig. Es hat nicht lange gedauert, bis mir das klar war. Also erledige ich das für dich.
Was also tun, wenn der Schwimmer nicht zum Wasser kommt? Ich begann zu nörgeln, dass mir der Strand zu weit entfernt wäre. Und dann immer dieser Sand, der sich in allen Ritzen breitmachen würde … Ach ja, diese Sommerfrischler, überall würden sie auftauchen, wenn man ungestört sein wollte. Dass sie dann auch noch so dumm gaffen, also nein, das ginge ja schon gar nicht …
„Schau, wie sie gucken, wenn ich dir nur einen Kuss gebe … und umarmen geht ja gar nicht, da fühlen die sich gestört …“ Mein theatralisches Gehabe war bestimmt filmreif. Auch fragwürdig. Unser Strand ist gerade mal fünfzig Kilometer weit weg. Und den Sand überall da zu finden, wo man ihn nicht vermutet, es gibt Schlimmeres. Und mit Sommerurlauber sind wir alle in unserer Region aufgewachsen. Was die Gaffer betrifft, auch das sind wir gewohnt. Das ist nun mal so, wenn zwei Männer sich innig umarmen … mir gingen fast die Argumente aus. Merkwürdigerweise hast du das alles nicht hinterfragt. Ob du mich durchschaut hast? Wenn ja, hast du es gut hingekriegt, das ich es nicht merkte.
Hilfreich war, dass ich mir im Winter den Fuß beim Skifahren gebrochen hatte, so hatte ich wenigstens auch noch ein zusätzliches Alibi zugunsten meiner Poolaktion. Ich muss schließlich körperlich in Schuss bleiben … Schlussendlich hast du es mir abgekauft, dass unbedingt ein Pool her musste. Bis auf zwei Meter schmiegt er sich rechts an eine Mauer an. Er ist nicht besonders groß, für ein paar Schwimmzüge reicht er durchaus. Was mir besonders gefällt, sind die bemalten Steinplatten. Sie schimmern golden, und dunkelblau. Ich finde, dass es nicht irgendein dunkelblau ist, sondern eher eines, das etwas Strahlendes an sich hat. Ich konnte diese Farbnuance noch nie gut beschreiben. Wer ihn seither am meisten nutzt, bin gewiss nicht ich … das heißt, manche Vollmondnächte am Pool mit dir sind ja Zucker …
Ich gehe weiter auf meinem Sandweg. Und schon befinde ich mich im weitaus wilder anmutenden Teil unseres Gartens. Tautropfen sitzen auf all der bunten Farbenpracht um mich her. Das hier ist mein Bereich, obwohl du dich gerne darum kümmerst. Ich liebe die bunte Blumenvielfalt. Du magst es eher zweifarbig. Doch hier habe ich mich durchgesetzt. Diese Farbenpracht so sehe ich es, spiegelt unser Leben wieder. Ein Leben, das nicht ganz so strukturiert ist, wie du es gerne hättest und ich insgeheim auch. Was ich jedoch nicht gerne zugebe. Ich gelte schließlich als ein Chaot, der gerne mal aus der Reihe tanzt. Dass dieser Chaot um nichts in der Welt zugeben würde, dass er dieses Haus und seinen Garten als das Non plus Ultra für sich und seinen Geliebten ansieht, verschweigt er gerne. Schon in jungen Jahren wollte ich ein kleines Häuschen, jeden Cent sparte ich dafür. Dann traf ich dich. Und du fandest im wahrsten Sinne mein Traumhäuschen, denn du warst mein Makler. Mein überaus attraktiver Makler, den ich mir geangelt habe und nicht mehr von der Leine lasse.
Mein Häuschen steht abseits vom Ort. Mit vielen Obstbäumen drumherum. Als ich es neu anstreichen ließ, bekamst du fast einen Herzkasper.
„Das kannst du nicht machen“, sagtest du und hast mich mit deinen dunkelblauen Augen angesehen, als käme ich frisch aus dem Bett und hätte sofort eine abwegige Entscheidung getroffen. Es strahlte in einem wunderbaren Blau, nicht ganz so dunkel wie die Fliesen, das hatte der Maler nicht hinbekommen. Trotzdem war ich zufrieden. Es erinnerte mich an deine Augenfarbe. Das war mir wichtig. Ein Blau, das so verdammt anziehend ist, das ich es ständig betrachten könnte. Wie dunkles Wasser, das vom Mondenschein beschienen wird. Dazu kam ein mattes Perlmutt um die Fensterrahmen und um die
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