Farben der Liebe
doch sie hat Charme“, entgegnete sein Besuch mit rauer Stimme. „Ein Kleinod ist, das hier … es ist … wie heimkommen“, setzte er mit unsicherer Stimme hinzu. Seine Augen sahen direkt in Rafaels, der den Blick direkt erwiderte, jedoch nichts dazu sagte.
„Ich wollte gerade einen Kaffee trinken, möchtest du mich begleiten?“, fragte Rafael hoffnungsvoll. Seine Stimme drohte zu versagen. Als der Mann neben ihm nickte, und sagte, er habe viel Zeit, ging Rafael mit Puddingbeinen voraus.
Was heißt viel Zeit? Wie viel Zeit? Zeit zu bleiben? Ich hatte so viele Fragen, jetzt sind sie alle wie weggeblasen. Dass er da ist, das zählt. Sie durchquerten den weitläufigen Garten, der recht verschlungen schien. Skulpturen, kleine Wasserläufe, und viele Topfpflanzen, in allen möglichen Formen und Farben weckten offensichtlich die Neugier seines Besuchers, der sich öfter interessiert umsah.
Dann kamen sie zu einem speziellen Bereich. Eine hohe, dichte Hecke, versperrte ihnen den Weg zu einem weiteren Teil des Gartens. Beim näheren Hinsehen konnte man eine alte Tür ausmachen, die Rafael öffnete. Sofort standen sie in einem weiteren Gartenteil, der zur Hälfte unter einer Glasbedachung lag. Der Besucher konnte links von ihm den Eingang eines kleinen Wohnhauses ausmachen, das in Weiß gestrichen war. Die Fensterrahmen waren Braun und Rot umrahmt. Um sie herum standen Blumenkübel aller Art, die in etwa dem Blau von Laurents Turnschuhen gleichkamen. Unwillkürlich sah sein Begleiter auf seine Schuhe und lachte übermütig.
Jetzt erst sah er sich näher um. Und was er sah, gefiel ihm offensichtlich. In einer Ecke war ein Kräutergarten untergebracht. Nicht sehr professionell, wie Rafael zugeben musste, als er das leichte Lächeln des anderen bemerkte. Azaleen, Orchideen, Margeriten und Rosen bildeten eine weiße Farbenpracht. Hinzu gesellten sich Pflanzen in Rottönen, wie Rosen, Hibiskus etc. Nur selten mischten sich andere Farben ein. Rafael zeigte auf eine weiße Holzbank und fragte Laurent, ob er mit ihm einen Kaffee trinken würde. Er hätte auch Schokoladenkuchen ... beide lachten sich verstehend an.
„Du und dein heiß geliebter Schokoladenkuchen, hat er auch Rosinen drin?“, erkundigte sich Laurent, Rafael nickte. „Wir beide und Rosinen … hm, lecker. Ich hab sie dir überall auf deinem Körper verteilt …“, murmelte Laurent kaum hörbar. Rafael wollte sich schon abwenden, ins Haus stürmen. Aber er blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte plötzlich einen noch dickeren Kloß im Hals als vorhin.
Du kannst es wieder tun, wenn ich dich so ansehe, ja, auf jeden Fall. Du bist höllisch anziehend, ein wenig mager vielleicht, aber das würde sich geben … dein Gesicht wirkt durch die fehlenden Haare noch eindrucksvoller, vor allem deine Lachfältchen um die schönen Augen. Obwohl ich die Haare total gemocht habe …
Er begegnete Laurents Blick. Abwartend und zurückhaltend. Man sah ihm an, das er etwas sagen wollte, es aber lieber sein ließ, vielleicht, weil er sich nicht getraute.
Es ist wie damals, auch damals musste ich abwarten … Nein, lass dieses damalige Gefühl nicht allzu stark aufkommen. Das bringt uns jetzt, sechs Jahre später nichts. Wenn, dann fangen wir von vorne an.
Er räusperte sich.
„Ich hole mal den Kaffee …“, und stürzte davon. Von der Küche aus sah er, dass Laurent etwas unruhig auf der Bank umherrutschte. So als ob ihm etwas wehtun würde. Während er die Utensilien zusammensuchte, beobachtete Rafael wie Laurent seine Schuhe anfing auszuziehen. Sofort sah er auf dessen Gesicht.
Eigentlich sollte dieses – Aha - Lächeln jetzt kommen … er hatte es kaum gedacht, lächelte Laurent auch schon sichtlich erleichtert vor sich hin.
Manche Dinge ändern sich nie, dachte er erheitert grinsend. Er fühlte seine tiefe Zuneigung zu dem wartenden Mann auf der Bank. Sah, wie dessen Blick ständig zu ihm rüber huschte. In Rafaels Herz zog eine gewisse Beruhigung ein. Mit einem Tablett bewaffnet kam er zurück. Er stellte es zwischen sie, wie um noch eine gewisse Distanz zwischen ihnen herzustellen. Rafael versuchte seine Hand ruhig zu halten, nicht zu zittern, als er Laurent Kaffee einschenkte. Daneben stellte er ihm ein Glas kühles Wasser. Ein dankbarer Blick traf ihn aus Laurents rehbraunen Augen, der in einem Zug das Glas leertrank und dann erst am Kaffee nippte.
„Hm, gut“, grinste Laurent.
„Manche Dinge ändern sich nie“, sagte Rafael
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