Farben der Liebe
leise.
„Du hast recht, deshalb bin ich hier, um herauszufinden, was genau sich änderte und was nicht.“
„Du hättest alles viel früher kennenlernen können.“ Rafael gab sich Mühe, kein Vorwurf herauszulassen. Laurent war damals gegangen. Hatte sein eigenes Leben gelebt, wie Rafael auch. Jetzt zählte, dass er hier war und was er genau wollte.
„Ich sehe hier viele Pflanzen, die nicht nur wundervoll aussehen, sondern auch welche, die man essen kann“, bemerkte der andere übergangslos. „überhaupt, mir scheint, ich bin zur richtigen Zeit gekommen. Sie sollten bald gegessen werden, man kann daraus Salate machen, Speisen verzieren, sie kandieren … das habe ich in den vergangenen Jahren öfter gemacht“, sagte der glatzköpfige Mann in die Stille hinein.
„Wo überall?“, fragte ihn Rafael höchst interessiert.
„Hier und dort“, äußerte sich Laurent vage. „Meine Mutter hätte es gerne gesehen, dass ich in Toulouse großem Hotel arbeite, da, wo wir mal waren, um es uns heimlich anzusehen.“
Beide lächelten sich an, als sie sich diese Tage in Erinnerung riefen.
„Sicher hätte es mir gefallen, ich bin ein halber Toulousienne durch meine Mutter, aber ich wollte nicht ohne jemanden dorthin zurückkehren, der mir sehr ans Herz gewachsen war. Den ich begonnen hatte, zu lieben.“
Laurent nahm einen großen Schluck Kaffee, während Rafael ihn dabei beobachtete, wie sein Gegenüber verzückt die Nase rümpfte. Entzückt entdeckte er dabei die Grübchen, die über dessen Nase erschienen.
„Und doch bist du gegangen …“, stellte Rafael fest und biss sich auf die Lippen. Eigentlich wollte er das so nicht aussprechen. Aber wie konnte man es anders nennen?
„Dennoch bin ich gegangen … und hab dich verletzt. Ausgerechnet dich. Hab dich mit all den Träumen allein gelassen. Ich habe Amedè angerufen, er hats dir bestimmt gesagt … aber das ich schon mal angerufen habe, sagte er dir hoffentlich nicht“, lächelte Laurent. Er stand auf, stellte sich vor Laurent und griff nach dessen Händen, um ihn hochzuziehen.
„Wie? Du hast schon mal angerufen? Wieso sagte er mir nichts? Warum?“
Rafael drückte fest zu, er fühlte sich durcheinander, hilflos. Er schloss die Augen, das gab ihm das Gefühl, sich besser sammeln zu können. Das Dumme war, dass er in all den Jahren hilflos gewesen war. Dass seine Gefühle überall herumschwebten, sie niemals wirklich einen festen Platz gefunden hatten. Weil sie ihn immer wieder an Laurent hatten denken lassen. Er zog Laurent ungestüm an sich. Rafael öffnete die Augen, beugte sich vor und drückte Laurent einen kleinen Kuss auf den Mund. Seine Zunge begehrte Einlass. Ein kleiner Stups noch und sie schlüpfte in den anderen Mund, wo sie schon sehnsüchtig empfangen wurde.
Laurent ließ seine Hände an Rafaels Rücken entlangfahren, krabbelte unter dessen Hemd, das dieser lässig über der Hose getragen hatte. Als die warmen Hände Laurents über seine Haut streichelten, seufzte Rafael deutlich hörbar auf. Ein warmes Kribbeln machte sich in ihm breit, fuhr über den Körper und schaltete sein Denken aus. Nichts war mehr wichtig, als dieser heiße Körper, der sich an ihn drückte.
Laurent wuschelte ihm nach ihrem Kuss überaus glücklich aussehend über den Kopf.
„Ja, habe ich. Etwa vor einem Jahr. Ich rang ihm das Versprechen ab, dir noch nichts zu sagen. Ich wollte damals nur glücklich sein. In Toulouse war ich frei. Frei vom Gedanken an mein häusliches Umfeld.“
Laurent machte eine Pause.
„Obwohl ich schwul bin, habe ich ca. ein Jahr, bevor wir beide uns kennenlernten, eine Frau geheiratet. Nicht irgendeine, auch nicht im Suff … Sie war eine Freundin, seit Kindertagen. Sie wäre aus ihrem Elternhaus geflogen, wenn herausgekommen wäre, dass sie schwanger und allein war. Ihr Kerl hatte sie, als er das Wort Baby hörte, abserviert. Sie hängen zu lassen, hätte ich nicht übers Herz gebracht. … also machte ich kurzerhand Nägel mit Köpfen. Hätte ich nur im Entferntesten geahnt, das wir beide uns begegnen würden … ich hätte eine andere Lösung für sie gefunden.“
Laurent wirkte hilflos und durcheinander. Rafael ließ ihn zuerst sprechen, unterbrach ihn dann aber.
„Es ist Zeit, etwas zu essen. Möchtest du mir drinnen Gesellschaft leisten, während ich koche? Das heißt, wenn du meinen Kochkünsten vertraust …“
Prompt erntete er ein liebes Lächeln. Laurent folgte ihm ins Haus. Er sah
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